Von Constantin Wenning
Sicherlich ist es nicht verkehrt zu behaupten, dass die Motivation Tierarzthelferin oder Tierärztliche Fachangestellte zu werden, nicht das Geld ist. Es ist der Auftrag, die Passion und die Empathie für die Vierbeiner. Die Euphorie während der Ausbildung weicht jedoch nach einiger Zeit der Realität: Lässt sich mit 1.000 Euro netto eine Familie ernähren? Kann ich ein Privatleben führen mit Arbeitszeiten von morgen 8 bis abends 20 Uhr? Schaffe ich das Arbeitspensum die nächsten 30 Jahre?
Beruflich stehen alle Türen offen
Nicht immer ist das Tiermedizinstudium, das etliche TFAs nach der Ausbildung anstreben, das Nonplusultra. Viele Tierärzte sehen, auch am Vorbild England oder USA, dass die TFA mehr kann, als nur die Praxis zu putzen.
Sicherlich ist die Branche gespalten. Auf der einen Seite gibt es die „Allrounder“ in der Kleintierpraxis, auf der anderen Seite die „Spezialisten“ in den Kliniken. Viele Praxen haben sich angepasst und Inhaber erkannt, dass es sich lohnt, gesetzliche Arbeitszeiten einzuhalten. Immer weniger Betreiber von tierärztlichen Einrichtungen können sich erlauben, eine Auszubildende untertariflich zu bezahlen. Aber in den seltensten Fällen gibt es ein Förderprogramm, was den Angestellten ein Rundum-Sorglos-Paket bietet.
Verantwortung für sich selbst übernehmen
Machen Sie sich als erstes bewusst, dass Sie die Verantwortung für Ihr Handeln haben. Sie halten das Steuer in den Händen und bestimmen, wo die Reise hingeht. Entwickeln Sie die Größe, auch Niederlagen zu überwinden. Nicht jede Entscheidung, die Sie für die Zukunft treffen, ist zwangsweise die richtige. Verantwortung ist immer mit einer ehrlichen Reflektion verbunden.
Die Möglichkeiten, die aus den eigenen Stärken erwachsen, sind vielfältig. Ob Anästhesie, Praxismanagement oder Futtermittelberatung – Sie können sich nicht darauf verlassen, dass etwas von anderen entdeckt und automatisch gefördert wird. Jede TFA sollte sich rechtzeitig der eigenen Stärken bewusst werden und sich diese immer wieder vor Augen führen!
Strategie: Wie erreiche ich meine Ziele?
Ein Ziel lässt sich nicht ohne die richtige Strategie erreichen – so wie ein Sportler nie erfolgreich sein wird, wenn er nicht mit einer klaren Vorgehensweise trainiert:
Welche Mittel benötige ich zum Erreichen meiner Ziele? (Fortbildungen und Kurse)
Welche Möglichkeiten passen zu mir? (Intervall-Lernen oder Arbeitsgruppen)
Muss ich mehrere Mittel kombinieren, um mein Ziel zu erreichen? Wenn ja, welche?
Was brauche ich langfristig? (Erhaltung der Arbeitskraft durch Sport, Rückenschule, gesunde Ernährung)
Job und Alltag machen nicht immer Spaß und oftmals tut das Lernen am Wochenende oder abends weh, während andere sich zum Grillen treffen. Die Mischung macht‘s. Belohnen Sie sich für gute Leistungen und motivieren Sie sich damit. Sehen Sie eine Chance, dann nutzen Sie sie, auch wenn ein Freizeitangebot verlockender wäre. Die folgenden Tipps können Ihnen helfen, Ihre Ziele zu erreichen.
Tipp 1: Gehalts- und Entwicklungsgespräch vorbereiten und führen
Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Chef und erläutern Sie Ihre Stärken. Durch Fachwissen machen Sie sich attraktiv. Bestehen Sie auf eine regelmäßige Gehaltsanpassung in jährlichen Entwicklungsgesprächen. Haben Sie Spezialwissen und entsprechende Fortbildungsstunden absolviert, versuchen Sie diese geltend zu machen. Argumentieren Sie klar und strukturiert – und bereiten Sie sich schriftlich auf das Gespräch vor.
Tipp 2: Kompetenzen erarbeiten
Erarbeiten Sie für sich, wo Ihre Kompetenzen am Arbeitsplatz liegen. Zeigen Sie auf, welchen Vorteil Ihr Einbringen und Ihre Position für die Praxis bringt – zum Beispiel indem Sie Leistungsnachweise auswerten. Möglicherweise haben Sie eine Zusatzqualifikation erlangt, die Ihnen einen höheren Kompetenzrahmen bietet. Stellen Sie Ihrem Vorgesetzten sachlich Ihre Qualifikationen dar und holen Sie ihn „mit ins Boot“.
Tipp 3: Finanzierung von Fortbildung klären
Zusatzqualifikationen kosten Geld. Oftmals reicht das Gehalt nicht aus, um eine Jahresfortbildung zu bezahlen. Arbeiten Sie Nutzen und Umfang einer Fortbildungsmaßnahme aus und stellen Sie diese in einem terminierten Gespräch vor. Optional lässt sich in einem Fortbildungsvertrag die benötigte Summe aushandeln und die Arbeitskraft somit an die Praxis binden: eine Win-win-Situation – günstig für beide Seiten.
Tipp 4: Sich selbst organisieren
Für viele ist nach der Abschlussprüfung Schluss mit dem Lernen. Das ist ein Trugschluss. Bilden Sie sich fort und lesen Sie Fachliteratur. Schaffen Sie sich Zeiten, in denen Sie regelmäßig ein realistisches Maß lernen und Ihren beruflichen und auch persönlichen Horizont erweitern. Dafür müssen Sie sich persönlich organisieren. Ein Kalender hilft, Termine, Lernzeiten und bewusste Freizeitblöcke zu managen. Die Intervalle sollten Sie mindestens einen Monat im Voraus festlegen.
Tipp 5: Gesundheit
Um einen Beruf langfristig ausüben zu können, müssen Sie Ihre Gesundheit erhalten. Schaffen Sie sich regelmäßige Essenszeiten und achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung. Hektik im Alltag wird häufig durch Fastfood oder Fertiggerichte kompensiert. Kochen Sie Ihr Essen vor oder nutzen Sie das Angebot eines Mittagstisches. Durch regelmäßigen Sport, vor allem Rückentraining, schaffen Sie es auch dauerhaft, Ihre Arbeitskraft zu erhalten. Achten Sie auf eine ergonomische Sitzhaltung und holen Sie sich Hilfe beim Heben von schweren Tieren. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, ob Fitnessstudio o. ä. gefördert werden.
Über den Autor
Constantin Wenning arbeitet als Klinikmanager in der Tierklinik Frankenthal. Zudem ist der Auditor als selbstständiger Unternehmensberater und Dozent tätig. Kontakt: info@wenning-qm.de