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Schmerz messen 27. Mai 2020

Das Schmerzgesicht der Katze

Eine neue Skala zur Schmerzerkennung in der Katzenmimik ist verfügbar.

Grauer Katzenkopf mit grünen Augen
Grauer Katzenkopf mit grünen Augen

Von Christiane Fetzer

Die Auswertung der Mimik anhand von Skalen, denen eine Vermessung der Gesichtszüge bei unterschiedlichen Schmerzzuständen zugrunde liegt, ist bei mehreren Spezies bereits etabliert. Die Skalen werden in der englischen Literatur als „grimace scale“ bezeichnet. Nun wurde auch für die Katze eine solche Skala entwickelt und validiert, die „Feline Grimace Scale (FGS)“, die auf der Vermessung bestimmter Gesichtszüge auf Fotos des Tieres beruht und eine erstaunliche Zuverlässigkeit und Genauigkeit zu bieten hat. Das System benötigt eine am Käfig installierte Videokamera; ausgewertet werden Schnappschüsse, auf denen die Katze frontal in die Kamera blickt. Wichtig ist eine Software, mit der die Fotos vermessen werden können.

Auswertungskriterien

Die Methode wurde mit 55 Katzen etabliert, die mit schmerzhaften Zuständen stationär aufgenommen wurden. Die Tiere wurden sofort und dann nochmals eine Stunde nach Verabreichung von Analgetika gefilmt. Die vergleichende Auswertung der Aufnahmen ergab fünf Merkmale, die sich infolge der Analgesie deutlich änderten. Dies waren:

  • die Stellung der Ohren (Verhältnis Spitze zu Basis sowie medialer und lateraler Winkel vom Ohr zum Schädel)
  • die Öffnung der Augen (Verhältnis Höhe zu Breite der Lidspalte)
  • die Maulspannung (Verhältnis Höhe zu Breite)
  • die Stellung der Schnurrhaare
  • die Kopfhaltung
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Schmerz ist nicht gleich Schmerz
Stechend oder bohrend: Der Schmerzcharakter hängt teilweise vom Ort seiner Entstehung ab.

Diese Merkmale wurden quantifiziert und ergaben klar getrennte Wertebereiche für Katzen mit und ohne Schmerzen. Die Validierung durch unabhängige Beurteiler ergab exzellente Ergebnisse. Voraussetzung für die korrekte Anwendung der Skala ist allerdings ein entsprechendes Training der Beurteiler. Die Autoren meinen, dass ihre Skala nicht nur in der Forschung, sondern auch im Klinikalltag ein hilfreiches Instrument zur Schmerzbeurteilung darstellen kann.


Top Job:


Hier kommen Sie zur Originalpublikation.

Schmerz ist Kopfsache
Die Frage, ob Tiere an Schmerzen leiden wie Menschen es tun, wird seit Jahrhunderten diskutiert.

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