Von Dr. med. vet. Anton Heusinger
Verdauungsstörungen treten bei Hund und Katze recht häufig auf. Meist handelt es sich dabei allerdings um selbst limitierende Erkrankungen, deren Ursache oft nicht eruiert werden kann. Durch Diät, Flüssigkeitsersatz und andere therapeutische Maßnahmen kann man das akute Geschehen jedoch meist schnell in den Griff bekommen.
Chronische Darmerkrankungen hingegen stellen eine beträchtliche diagnostische Herausforderung für den behandelnden Tierarzt dar, zumal das Bild der Symptome in der Regel sehr unterschiedlich ist. Chronisch intermittierende oder persistierende Diarrhoen sind ein offensichtliches Symptom, andere Symptome wie Erbrechen, Gewichtsverlust oder mangelnde Gewichtszunahmen können zusätzlich auftreten.
Anamnese und klinische Untersuchung
Ein detaillierter Vorbericht und eine ausführliche klinische Untersuchung unterstützen zunächst die Beantwortung der Frage, ob die vorhandenen klinischen Symptome mit einer systemischen oder übergeordneten (metabolischen) Erkrankung zusammenhängen (Tab. 1). Hierzu gehört auch das Alter des Tieres, da bestimmte Ursachen einer Diarrhoe in bestimmten Altersabschnitten häufiger auftreten, so sind beispielsweise Parasitosen eher beim Jungtier eine Ursache, während Pankreaserkrankungen erst beim erwachsenen Tier manifestieren. Außerdem muss detailliert nach der Fütterung gefragt werden. Wurde eine Umstellung vorgenommen, bevor Probleme aufgetreten sind? Bei der Untersuchung ist darauf zu achten, ob das Tier stark abgenommen hat, was durch eine Parasitose oder aber aufgrund einer übergeordneten Erkrankung verursacht werden kann. Die Frage, wie der Kotabsatz erfolgt, kann weitere wertvolle Hinweise geben. Setzt sich das Tier oft hin und werden nur kleine Portionen abgesetzt, die auch noch Schleim oder Blut enthalten, handelt es sich wahrscheinlich eher um eine Dickdarm-bedingte Ursache.
Diese vielfältige aber bei weitem nicht vollständige Liste erfordert eine umfassende diagnostische Vorgehensweise, neben der Basisdiagnostik müssen gegebenenfalls gezielt spezifische ergänzende Untersuchungen vorgenommen werden.
Außerdem kann man durch den Vorbericht häufig darauf schließen, ob es sich um einen Dünndarm- oder Dickdarm-Durchfall handelt und kann dann evtl. auch die entsprechenden Untersuchungen einleiten (Tab. 2).
Was kann die Kotuntersuchung leisten?
Die Ergebnisse der Kotuntersuchungen sind in ihrer Aussage limitiert, da auch bei klinisch gesunden Tieren als pathogen eingestufte Bakterien oder parasitäre Gebilde in der Kotuntersuchung nachgewiesen werden können. In Tabelle 3 ist ein Überblick über verschiedene Kotuntersuchungen, insbesondere der Nachweis infektiöser Erreger, dargestellt.
Parasitologische Kotuntersuchung
Zunächst sollte bei jeder Diarrhoe als erstes eine parasitologische Kotuntersuchung erfolgen. Um die Sensitivität dieser Diagnostik zu erhöhen, sollte eine Sammelkotprobe von drei aufeinander folgenden Tagen für die Untersuchung eingesetzt werden.
Darmparasiten wie Spul-, Peitschen- oder Hakenwürmer können dabei ebenso zu gastrointestinalen Störungen führen wie eine Infektion mit Protozoen, wie beispielsweise Giardien oder Kokzidien. Während für den Nachweis einer Wurminfektion oder von Kokzidien eine normale Flotation (Abb. 1) und Sedimentation (Abb. 2) ausreichen, sollte wegen der höheren Sensitivität für den Nachweis von Giardien ein Antigen-ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay) durchgeführt werden.
Spezielle Fragestellungen wie zum Beispiel Lungenwurm-Befall müssen am besten durch das Auswanderungs-Verfahren nach Baermann Wetzel abgeklärt werden. Dazu wird das normale Verhalten der Larven nachgeahmt. Eine Kotprobe wird in einer Gaze oder einem Teesieb, das in einem Trichter eingebracht ist, mit Wasser vermischt, die Larven wandern aus, sinken ab und reichern sich an der Schlauchklemme an (Abb. 3). Der erste Tropfen wird abgelassen und mikroskopiert (Abb. 4).
Speziell bei Mehrkatzenhaushalten ist auch an eine Infektion mit Tritrichomonas foetus zu denken. Für den Nachweis von Tritrichomonas foetus steht eine sehr sensitive PCR zur Verfügung.
Bakteriologische Kotuntersuchung
Als spezifisch pathogen angesehene Erreger gelten Campylobacter spp., Yersinia spp. oder Salmonella spp. Diese können nach spezifischer Anreicherung durch eine kulturelle Kotuntersuchung auf Selektiv-Nährböden oder auch mittels PCR erfasst werden. Der Vorteil des kulturellen Nachweises besteht darin, dass ein Antibiogramm angefertigt und dann, sofern erforderlich, gezielt ein entsprechend wirksames Antibiotikum eingesetzt werden kann.
Schwieriger wird es bei E. coli, welche physiologischer Weise im Kot zu finden sind, allerdings auch zu Diarrhoe führen können. Die Abgrenzung der als unspezifisch eingestuften E. coli-Stämme von den als enteropathogen angesehenen ist mit einfachen kulturellen Untersuchungen leider nicht möglich. Deshalb erfolgt die Untersuchung auf verschiedene Pathogenitätsfaktoren (z. B. Shigatoxin stx 1/2) mittels molekularbiologischer Methoden. Enteropathogene E. coli (EPEC) scheinen der häufigste pathogene E. coli-Typ beim Hund zu sein und es gibt Hinweise darauf, dass diese sowohl eine akute als auch eine chronische Diarrhoe hervorrufen können. E. coli-Stämme mit Virulenzfaktoren können jedoch auch bei gesunden Hunden nachgewiesen werden.
Bei den Anaerobiern stellt Clostridium perfringens den dominierenden Anteil an der Dickdarmflora dar. Dieser strikte Anaerobier kann sich jedoch stark vermehren, wenn unverdautes Eiweiß in den Dickdarm gelangt. Unter Umständen kann Clostridium perfringens auch Enterotoxine bilden, welche als pathogen angesehen werden.
Die normale aerobe kulturelle bakteriologische Untersuchung einer Kotprobe erbringt häufig nur das Bild einer Dysbakterie mit einer Verschiebung der Darmflora zugunsten von Fäulniskeimen wie Proteus spp. oder Pseudomonas spp. Die Aussagekraft einer kulturellen bakteriologischen Kotuntersuchung ist somit limitiert und wird deshalb von vielen Gastroenterologen abgelehnt. Eine bessere Aussage auch zu gezielten therapeutischen Maßnahmen stellt die relativ neu etablierte Analyse des intestinalen Mikrobioms dar. Hierbei werden molekularbiologisch aerobe und anaerobe Schlüsselkeime identifiziert und quantifiziert.
Kotprobenentnahme: Worauf ist zu achten?
- Es sollte immer frisch abgesetzter Kot (möglichst direkt rektal entnommen) verwendet werden, da Kotproben, die vom Boden aufgenommen werden, kontaminiert sein können.
- Für die parasitologische Untersuchung sollte eine Sammelkotprobe über mehrere Tage untersucht werden, da die Parasitenstadien intermittierend ausgeschieden werden.
- Für verschiedene Untersuchungen, sind unterschiedliche Mengen an Kot nötig. Das Kotröhrchen sollte aber mindestens bis zur Hälfte gefüllt sein.
- Wichtig: Die Kotprobe muss auslaufsicher verpackt sein. Deshalb muss das Kotröhrchen immer in eine Umverpackung (Sekundärgefäß) verpackt werden.Zudem sollten Schraubröhrchen verwendet werden, da es bei wärmeren Temperaturen zu Gasbildung kommen kann.
Tipp! In diesem Video finden Sie Informationen zum Probenversand:
Über den Autor
Anton Heusinger ist Fachtierarzt für klinische Laboratoriumsdiagnostik. Als Abteilungsleiter Mikrobiologie und Parasitologie bei Laboklin ist er zuständig für die kulturelle Anzucht von Bakterien und Pilzen aus Varia- und Kotproben, ihre Differenzierung und die Resistenztestung.
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