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Abb. 12:
Foto: Gabriele Zimmer
Mittels eines Vaginalausstrichs unter dem Mikroskop lässt sich der Zyklusstand der Hündin ermitteln.

Deckzeitpunktbestimmung

Ermittlung des Zyklusstands mittels Vaginalzytologie

Die physiologischen hormonellen Veränderungen am Vaginalepithel kann man mittels eines Scheidenabstrichs und nachfolgender zytologischer Untersuchung nachweisen und somit den Zyklusstand einer Hündin charakterisieren.

Von Dr. med. vet. Gabriele Schanen, Gabriele Zimmer, Jana Bierwirth

Zunächst erfolgt die Entnahme einer Probe für die Vaginalzytologie: Nach Reinigung der äußeren Labien wird ein Spreiz- (siehe Abb. 1) oder Röhrenspekulum in dorsaler Richtung in die Scheide eingeführt; alternativ können auch die Labien ohne Spekulum durch eine Hilfsperson mit Daumen und Zeigefinger gespreizt werden. Der trockene sterile Wattetupfer wird vor Einführen in die Scheide mit 1–2 Tropfen isotonischer Kochsalzlösung beträufelt. Mit dem befeuchteten Wattetupfer erfolgt dann unter drehenden Bewegungen die Probenentnahme am Vaginaldach ohne Berührung der äußeren Labien. Unmittelbar nach der Probenentnahme wird der Tupfer auf einem Objektträger ausgestrichen. Nach Lufttrocknen des Ausstrichs erfolgt die Färbung mittels einer Diff-Quick-Färbelösung.

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Im Anöstrus besteht das Vaginalepithel aus nur 3–4 übereinanderliegenden Zellschichten: Basalzellen in der untersten Schicht, nachfolgend Parabasalzellen (siehe Abb. 2). In dieser Phase des Zyklus bei der Hündin überwiegen in der Vaginalzytologie die Parabasalzellen mit zentral gelegenem, großem intaktem Zellkern.

Durch den Einfluss von Östrogenen im Proöstrus und Östrus kommt es dann zu einer deutlichen Schichtzunahme des Vaginalepithels. Diese Proliferation der Vaginalschleimhaut (auf bis zu 20 Zellschichten) dient als Schutz vor einem möglichen Deckakt: Große polygonale Superfizialzellen mit aktivem Zellkern sind sichtbar, darüberliegend Superfizialzellen mit kleinem, absterbendem/pyknotischem Zellkern. Die obersten Zellschichten des Vaginalepithels verhornen aufgrund der schlechteren Durchblutung in der Peripherie zunehmend (Keratinisierung) und schilfern ab. In den obersten verhornten Zellstrukturen (Schollen = verhornte kernlose Intermediärzellen) sind keine Zellkerne mehr nachweisbar.

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Im frühen Proöstrus sind neben Intermediärzellen (siehe Abb. 3 und Abb. 4) auch noch vereinzelt Parabasalzellen sichtbar.

Im späten Proöstrus treten neben den Intermediärzellen immer mehr Superfizialzellen auf (siehe Abb. 5). Die Superfizialzellen fallen durch ihre deutliche Größenzunahme auf; ihr Zellkern kann noch intakt sein oder ist bereits durch Pyknose (Schrumpfung des Zellkerns) und Karyorrhexis (Auflösung des Chromatins im Zellkern und Zerfall der Zellkernmembran) nicht mehr so deutlich erkennbar.

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Im frühen Östrus sind Superfizialzellen das vorherrschende Zellbild (siehe Abb. 6 und Abb. 7).

Die obersten Zellschichten des Vaginalepithels verhornen aufgrund der schlechteren Durchblutung in der Peripherie der mehrschichtigen Schleimhaut zunehmend (Keratinisierung) und schilfern ab. Im Östrus sind im vaginalzytologischen Bild vor allem die obersten verhornten Zellstrukturen (Schollen = verhornte kernlose Intermediärzellen) nachweisbar (siehe Abb. 8, Abb. 9 und Abb.10) Schollen sind somit von gleicher Größe wie die Superfizialzellen, enthalten jedoch keinen Zellkern mehr. Im ovulationsnahen Östrus liegen große Mengen an Schollen in größeren Zellgruppen (sogenannten „Nestern“) vor.

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Im frühen Metöstrus liegt zytologisch noch ein gemischtes Zellbild (Superfizialzellen, vereinzelt Intermediärzellen und Parabasalzellen; siehe Abb. 11) in Kombination mit neutrophilen Granulozyten vor. Diese Zellen werden zunehmend abgelöst von den unverhornten Zellen mit Zellkern (Intermediär- und Parabasalzellen; siehe Abb. 12). Zum Teil wandern die neutrophilen Granulozyten in die Intermediärzellen der Scheidenschleimhaut ein (Metöstruszellen) oder es zeigen sich Schaumzellen (Intermediärzellen mit Vakuolen im Zytoplasma).

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