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Studie 7. März 2018

Friert der Esel im Winter?

In einer Studie aus Großbritannien wurde die Fellbeschaffenheit von Pferden, Maultieren und Eseln verglichen.


Von Jeanette Probst

Der Esel ist kein langohriges Pferd

Die Evolutionsgeschichte von Esel (Equus asinus) und Pferd (Equus caballus) unterscheidet sich. Man geht davon aus, dass sich die E. asinus-Linie vor 3,4 bis 3,9 Millionen Jahren von der E. caballus-Linie getrennt hat. Der domestizierte Esel stammt aus zwei afrikanischen Subspezies, deren Verbreitung natürlicherweise nicht so weit nördlich war wie die der prä­historischen Pferde. Physiologie, Verhalten und somit auch die Ansprüche an ihre Haltung unterscheiden sich. Esel gelten als genügsame und widerstandsfähige Tiere, jedoch kann angenommen werden, dass sie an wärmeres und trockeneres Klima als das nordeuropäische angepasst sind. So fallen Esel häufiger als Pferde mit Hypothermie und Hauterkrankungen auf.

In der Studie wurde das Fell von 18 Eseln, 16 Pferden (britische Kaltblüter und Ponys) und acht Maultieren untersucht. Das Gewicht, die Länge und der Querschnitt der Haare wurden im März, Juni, September und Dezember bestimmt. Die Tiere waren frei von Krankheiten und wurden im Offenstall gehalten. Die Haarproben wurden standardisiert in der Halsmitte genommen.

Kein Winterfell

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Die Pferde zeigten signifikante Fellveränderungen im Jahresverlauf mit deutlicher Dickenzunahme im Winter. Das Fell der Esel zeigte hingegen keine signifikante Veränderung. Bei den durchgeführten Messungen war das Eselfell im Winter im Vergleich zum Fell von Pferd und Maultier deutlich leichter, dünner und kürzer, was darauf hindeutet, dass dem Esel kein Winterfell wächst. Die Haareigenschaften der Maultiere ähnelten eher denen der Pferde als denen der Esel, lagen aber insgesamt zwischen denen der Elternspezies. Esel sind somit schlechter an die Witterungsverhältnisse in Großbritannien adaptiert als Pferde und Maultiere.

Um das Wohlbefinden und die Ge­sunderhaltung von Eseln zu gewährleisten, sollte unbedingt die Haltung an diese Besonderheit angepasst werden. Wind- und wasserdichte Unterstände sind bei der Eselhaltung unerlässlich. Aber auch Maultiere könnten aufgrund der intermediären Eigenschaften ihres Fells mehr Witterungsschutz benötigen als Pferde nordeuropäischen Ursprungs. Spezielle Haltungsvorschriften für Esel und Maultiere sollten für die Sonderbedürfnisse dieser Tiere sensibilisieren – für Deutschland sind hier die Empfehlungen zur Haltung von Eseln des niedersächsischen Landesbeauftragten für Tierschutz zu nennen. Andere gegen Witterung isolierende Mechanismen wie Fettgehalt, Haarschaftstruktur sowie das Vorkommen und Verhältnis unterschiedlicher Haartypen der Equus-Spezies sind noch nicht erforscht. 


Top Job:


Originalpublikation: Osthaus B, Proops L, Long S, Bell N, Hayday K, Burden F (2017): Hair coat properties of donkeys, mules and horses in a temperate climate.
DOI 10.1111/evj.12775.

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