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Auslandseinsatz

Kastration ist Tierschutz

Arche Noah Kreta e. V. führt groß angelegte Kastrationsaktionen durch. Vorsitzender Thomas Busch und Tierärztin Melanie Stehle stellen ihre Arbeit vor.

Von Dr. med. vet. Viola Melchers

Was sind die Ziele der Arche Noah Kreta?

Busch: Der Förderverein Arche Noah Kreta e. V. mit seinem integrierten Tierärztepool nahm 1997 seine Arbeit auf. Inzwischen sind acht Tierärzte und eine entsprechende Anzahl Helfer weltweit unterwegs, um durch Kastrationen zukünftiges Elend zu verhindern.

Auf Kreta bedienen wir ganzjährig sieben Kastrationszentren, die über die ganze Insel verteilt sind. Auf Rhodos und auf den Kapverden ist der Tierärztepool jedes Jahr für rund 100 Tage im Einsatz. Am Ende eines Jahres blicken wir stolz auf ca. 12.000 Kastrationen zurück. Unzählige Tiere bekommen zudem eine allgemeine tierärztliche Versorgung, die ihnen sonst verwehrt bliebe.

Wer fordert den Tierärztepool an?

Stehle: Glücklicherweise erkennen immer mehr Gemeinden in Ländern mit extrem hoher Straßentierpopulation den Sinn unserer Arbeit. Bieten können sie nichts: Die Gemeindekassen sind seit der Krise in Griechenland leer, aber der Druck durch Tierschützer, Touristen und Gesetze wächst. Wir finanzieren unsere Arbeit rein aus Spenden.

Nach einem langen Kampf mit den Behörden um die Anerkennung der deutschen Approbation, die Legalität der unentgeltlichen Kastration und gegen die Skepsis bezüglich der fachlichen Kompetenz ist inzwischen der Knoten geplatzt. Gemeinden, lokale Tierärzte, die vor Ort arbeitenden Tierschützer und der Tierärztepool arbeiten gut zusammen.

Wie bereiten Sie sich auf die Einsätze vor?

Busch: Wenn die Verträge unterschrieben sind, wir die Finanzierung durch unsere Sponsoren zusagen können und die Veterinärbehörde ihr OK gegeben hat, packen unsere Tierärzte die Koffer und Kisten und fliegen los.

Die Operationen im Ausland finden oft unter improvisierten Bedingungen statt. Deshalb durchlaufen neue Mitarbeiterinnen unabhängig von ihrer Vorgeschichte ein Einarbeitungsprogramm von rund 100 Einsatztagen, über ein Jahr verteilt. Erst wenn der Schnitt bei der Ovariohysterektomie der Hündin unter 3 cm lang, die Narkosezeit unter 15 Minuten und die Kastration ohne Assistenz erfolgreich durchgeführt ist, lassen wir die neuen Kolleginnen langsam von der Leine.

Die Fragen stellte Viola Melchers.

Über die Autorin

Als Fachjournalistin arbeitet Dr. med. vet. Viola Melchers vor allem für die Fachzeitschrift Der Praktische Tierarzt und das Portal Vetline.de. Die promovierte Tierärztin schreibt über Spannendes aus der veterinärmedizinischen Praxis und Wissenschaft.

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