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Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann die Gesundheit langfristig beeinträchtigen.
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Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann die Gesundheit langfristig beeinträchtigen.

One Health

Long-COVID-Forschung an der TiHo

Eine TiHo-Forschergruppe zeigt: Auf SARS-CoV-2 trainierte Hunde können Proben von Long-COVID-Patienten erkennen. Ein weiteres Team weist nach der Infektion Proteinanhäufungen im Gehirn nach, wie sie für Alzheimer und Parkinson bekannt sind.

Hundenasen: Sensitiver als Tests und Geräte

Long COVID ist real und man kann es sogar riechen. Hunde, die darauf trainiert wurden, Proben von mit SARS-CoV-2-infizierten Menschen anzuzeigen, erkennen auch Post-COVID-Proben. Wenn ihnen Geruchsproben gesunder Menschen und solche von Post-COVID-Patienten präsentiert wurden, zeigten sie diese mit hoher Sensitivität an. Vergleichsproben akuter COVID-19-Patienten wurden mit höherer Sensitivität angezeigt als Post-COVID-Proben.

Die Hunde riechen nicht die Viren selbst, sondern flüchtige organische Verbindungen (Volatile Organic Compounds, VOC), die bei einer Virusinfektion durch Stoffwechselvorgänge entstehen. Die im Juni 2022 veröffentlichte Pilotstudie unter der Leitung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) zeigt, dass solche VOC auch nach der Erstinfektion langfristig bei Post-COVID-Patienten vorhanden sein können. Dies könnte auf eine persistierende Infektion oder andere langandauernde metabolische Veränderungen bei Post-COVID-Patienten hindeuten.

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Das Team um Professor Holger Volk, den Direktor der Klinik für Kleintiere der TiHo, forscht schon seit Längerem an der Geruchsdetektion von SARS-CoV-2-Infektionen durch Spürhunde. Eine Pilotstudie konnte bereits 2020 nachweisen, dass trainierte Hunde in der Lage sind, akute COVID-19-Infektionen zu erschnüffeln. Medizinische Spürhunde könnten nun auch dabei helfen, die Pathophysiologie der Erkrankung weiter aufzuklären. Friederike Twele, PhD, Tierärztin und Neurowissenschaftlerin an der TiHo, sagt: „Diese Studie ist ein weiterer Beweis für das Potenzial, das Spürhunde bei der Untersuchung der Pathophysiologie von COVID-19 Patienten haben könnten. Es ist schwer vorstellbar, aber die Geruchserkennung von Hunden ist um drei Größenordnungen empfindlicher als die derzeit verfügbaren Geräte."

Proteinanhäufungen im Gehirn

Auch eine Forschergruppe vom Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie der TiHo beschäftigt sich mit Long COVID. Sie veröffentlichten – ebenfalls im Juni – eine Studie, die zeigt, dass sich nach einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion die Proteinstruktur der Nervenzellen im Gehirn verändert.

Die Institutsleiterin Professorin Dr. Franziska Richter Assencio untersuchte mit ihrem Team die Gehirne Syrischer Goldhamster, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren, während und nach überstandener Infektion.  Als die Infektion bereits abgeklungen war, fanden die Forschenden gehäuft zur Fehlfaltung neigende und in ihrer Struktur veränderte Proteine in den Nervenzellen der Großhirnrinde – solche Veränderungen sind von Alzheimer- oder Parkinsonpatienten bekannt. „Dass nicht alle Hirnregionen betroffen waren, ist eine wichtige Erkenntnis. Das deutet auf eine selektive Empfindlichkeit hin wie sie für neurodegenerative Erkrankungen charakteristisch ist“, erklärt Richter Assencio.

Die Forschenden vermuten, dass die Anhäufung dieser Proteine eine Ursache für lang anhaltende neurologische Symptome im Rahmen von Long bzw. Post COVID sein könnten. Ob das Virus in das Gehirn gelangt, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Ein denkbarer Auslöser für die Veränderungen wäre auch eine Reaktion des Immunsystems auf das Virus.

Langzeitfolgen der SARS-CoV-2-Infektion

Infektionen mit SARS-CoV-2 können noch Wochen und Monate nach der akuten Erkrankung gesundheitliche Langzeitfolgen wie Müdigkeit, eingeschränkte Belastbarkeit, Kurzatmigkeit oder den sogenannten Brain fog nach sich ziehen. Symptome, die vier bis zwölf Wochen nach der Infektion auftreten, werden dabei als Long COVID bezeichnet, Gesundheitsprobleme nach über drei Monaten als Post-COVID-Syndrom. Die möglichen Symptome sind vielfältig, auch Organschäden sind möglich. Wie häufig solche Langzeitprobleme wirklich auftreten, ist noch nicht geklärt. Es besteht weiterhin viel Forschungsbedarf zu Pathophysiologie und möglichen Therapieansätzen. (VM)

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