Mit Selen und Vitamin E gegen Muskelschwäche
Mangelt es Böden an Selen, fehlt dieses früher oder später auch in Futterpflanzen. Forscher beschrieben erstmals hierdurch aufgetretene Erkrankungen bei Fohlen in Holland.
Wissenschaftler der Universität Gent beschreiben in einer Studie erstmals klinische Fälle von Weißmuskelkrankheit bei Fohlen, die in Selenmangelgebieten der Niederlande geboren wurden. Die ernährungsbedingte Weißmuskelkrankheit wird hauptsächlich durch einen Selenmangel ausgelöst. Selen schützt als Antioxidans die Zellmembranen vor freien Radikalen. Fehlt es, kommt es zu Symptomen wie Muskelschwäche besonders aktiver Muskulatur wie Zwerchfell, Zunge und Herz.
Die Fälle: acht Fohlen mit Muskelschwäche
Acht Fohlen und ihre Mütter aus vier Haltungen wurden untersucht. Alle Jungtiere zeigten allgemeine Muskelschwäche und konnten teilweise nicht selbstständig saugen, als sie in die Kliniken kamen. Im Labor wurden erhöhte Werte der Muskelenzyme CPK, SGOT und LDH gemessen. Trotz intensivmedizinischer Versorgung verstarben zwei Jungtiere innerhalb der ersten beiden Tage. Alle Patienten und ihre Mütter wurden mit Selen und Vitamin E versorgt. Der Saugreflex verbesserte sich bei den überlebenden Fohlen innerhalb von wenigen Tagen. Eines konnte erst nach drei Wochen selbstständig aufstehen.
Die Behandlung: orale Gabe von Selen und Vitamin E
Auch die übrigen Mitglieder der Herde wurden oral mit Selen und Vitamin E versorgt. Nach drei Monaten zeigten sich ausgeglichene Blutspiegel; der Ausgleich gestaltete sich teilweise schwierig. Aufzuchtgestüte in Selenmangelgebieten, deren Fütterung hauptsächlich aus Raufutter besteht, sollten besondere Vorsicht bei der Wahl der Ernährung ihrer Tiere walten lassen. Da das ungeborene Fohlen Selen hauptsächlich über die Plazenta aufnimmt, ist eine adäquate Selenversorgung der Stuten während der Trächtigkeit für die Prävention der Weißmuskelkrankheit besonders wichtig.
Die Autoren beschreiben in ihrem Artikel neben aktuellen Hintergründen zur Weißmuskelkrankheit auch ausführlich den Zusammenhang zwischen Bodenbeschaffenheit und Verfügbarkeit von löslichem Selen.
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Über die Autorin
Als Wissenschaftsjournalistin und transdisziplinär promovierte Tierärztin kommt es Karin E. Lason auf fundierte Inhalte an. Dabei setzt die Chefredakteurin von Der Praktische Tierarzt auf Kontakte zu Forschern, kreative Formate und eine verständliche Sprache.
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