Für den Import von Junghunden gelten sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene klare gesetzliche Regelungen, die immer häufiger missbraucht werden. Nicht nur bei Amtstierärzten, sondern auch in Tierarztpraxen werden zu junge, kranke bzw. ungeimpfte Tiere vorstellig, die mitunter auf illegalen Wegen nach Deutschland gekommen sind. Das korrekte Einschätzen des Alters von Hunden gewinnt vor allem vor dem Hintergrund des boomenden Welpenhandels zunehmend an Bedeutung.
Klare Gesetzeslage
Nach der Tierschutz-Hundeverordnung müssen Welpen acht Wochen bei ihrer Mutter bleiben. Hunde aus gelisteten Drittländern dürfen nicht vor der 15. Lebenswoche nach Deutschland importiert werden. Gleiches gilt für das innergemeinschaftliche Verbringen. Voraussetzung ist die Kennzeichnung per Transponder sowie eine mindestens 21-Tage alte Tollwutimpfung, die frühestens in der 12. Lebenswoche verabreicht und im EU-Heimtierausweis vermerkt wird. Für nicht gelistete Drittländer gelten zusätzliche Vorgaben, die einen Import erst im siebten Lebensmonat ermöglichen.
Der Blick ins Maul ist am wichtigsten
Obwohl sich die Intervalle von Durchbruch und Wechsel der Milchzähne deutlich unterscheiden, stellt ihre makroskopische Untersuchung laut TVT die wichtigste, schnellste und einfachste Methode für die Altersbestimmung eines Hundewelpen dar.
Die wichtigsten erkennbaren Zeitmarker am Gebiss sind:
- die Eruption der Milchzähne
- der Ausfall der Milchzähne
- der Durchbruch der bleibenden Zähne
Im TVT-Merkblatt Nr. 193 finden sich entsprechende Tabellen und Grafiken, die Praktikern bei der Einschätzung helfen.
Merke: Das Alter von 15 Lebenswochen kann makroskopisch anhand des beginnenden Durchbruchs der Unterkieferinzisivi geschätzt werden, wobei individuelle bzw. rassespezifische Unterschiede möglich und zu berücksichtigen sind. Studien zeigen, dass bei großen Rassen die Milchzähne durchschnittlich drei Tage, die bleibenden Zähne bis zu sieben Tage früher durchbrechen.
Eine gute Fotodokumentation der Zahnmorphologie, die beim ersten Praxisbesuch gestartet und im weiteren Verlauf fortgeführt wird, dient als gerichtsfestes Beweismittel.
Bei sehr jungen Tieren: Drohreaktion am Auge testen
Der Drohreflex ist ein erlerntes Verhalten, das von Welpen unter drei Monaten in der Regel nicht gezeigt wird. Tierärzte sollten die Augen einzeln und mit flacher, geschlossener Hand testen und auf einen ausreichenden Abstand zum Sehorgan achten, da die Berührung bzw. ein Windstoß einen positiven Drohreflex vortäuschen kann. Aus der fehlenden Drohreaktion kann geschlossen werden, dass ein Hundewelpe jünger als 12 Wochen alt ist!
Verhalten: Interaktion mit Außenwelt?
Zusätzlich zur Betrachtung des Gebisses können Tierärzte auch einen Blick auf die Verhaltens- und Bewegungsmuster der Welpen werfen. So entwickelt sich aus dem anfänglichen Suchpendeln nach und nach die Interaktion mit Geschwistern und Muttertier (ca. ab dem 8. Lebenstag), die Auseinandersetzung mit der Umwelt inklusive Sozial- und Objektspiel finden rasseabhängig ab dem 17.–35. Lebenstag statt. Zu beachten ist hierbei natürlich, dass das Verhalten eines Welpen aus schlechten Sozialverhältnissen stark beeinträchtigt sein kann.
Weitere Methoden zur Alterbestimmung sind zwar beschrieben, jedoch laut Einschätzung der TVT entweder nicht praxistauglich oder nicht wissenschaftlich evaluiert.
Sie suchen noch detailliertere grafische Darstellungen der Eruption der Milchzähne sowie der bleibender Zähne im Ober- und Unterkiefer? Diese sind im BSAVA Manual of Canine and Feline Dentistry and Oral Surgery zu finden.
Weitere Merkblätter der TVT für Hunde und Katzen finden Sie hier. (LP)
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