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Otitis 23. August 2017

Ohrenentzündungen vorbeugen und richtig behandeln

Ohne konsequente Therapie kann eine Otitis externa immer wieder auftreten und wird so für Hund und Halter zur Belastung.

Inhaltsverzeichnis

Eine erfolgreiche Therapie umfasst mehrere Schritte: Neben der gründlichen Untersuchung des Gehörganges, sollten immer Abstriche entnommen und analysiert werden, damit die Art der Erreger definiert werden kann. Weiterhin ist es sehr wichtig, zu überprüfen, ob die Trommelfelle intakt sind, bevor potenziell schädliche Substanzen in den Gehörgang eingebracht werden! Zusätzlich sollten Ohrenschmalz und Entzündungssekrete mit einem speziellen Ohrreiniger entfernt werden. Danach appliziert der Tierarzt lokal ein Medikament, welches die Infektion bekämpft und die entzündete Ohrhaut abschwellen lässt. Dies lindert die besonders unangenehmen Symptome wie Schmerzen, Juckreiz und Ausfluss. Neu sind Präparate, die nur noch zwei Mal im Abstand von einer Woche durch den Tierarzt gegeben werden müssen. Durch die Verabreichung in Gelform verbleibt der Wirkstoff bis zum Therapieende im Ohr. Eine begleitende Reinigung durch den Besitzer ist nicht nötig.

Bei sehr langwierigen, chronischen Ohrenentzündungen mit einem stark verengten Gehörgang, bei Fremdkörpern im Ohr, oder auch bei Tumoren kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein.

Warum bekommt mein Hund immer wieder eine Ohrenentzündung?

Bei einer Otitis externa muss unbedingt die zugrunde liegende Ursache der Entzündung erkannt und konsequent behandelt werden (z. B. Fremdkörper, Futtermittelunverträglichkeit, Umweltallergie, hormonelle Erkrankungen). Andernfalls tritt die Otitis immer wieder auf und kann zu einer chronischen Entzündung mit schlechten Heilungsaussichten werden. Es ist daher wichtig, den Hund bereits bei ersten Anzeichen in der Tierarztpraxis vorzustellen, denn nur dort kann eine sichere Diagnostik erfolgen.

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Nach der Diagnose ist es entscheidend, die festgelegte Therapie ausreichend lange fortzuführen. Je nach Ursache kann eine Behandlung mehrere Tage bis Wochen andauern.

Wichtig: Auch wenn die äußeren Symptome verschwunden sind, kann die Otitis im Ohr noch bestehen bleiben! Der Gehörgang braucht nach klinischer Besserung noch längere Zeit, um komplett auszuheilen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen mit wiederholten Entnahmen und Untersuchungen von Abstrichen sind daher essenziell, um festzustellen, ob die Therapie gut anschlägt und die Heilung Fortschritte macht. Bei einer abschließenden Untersuchung prüft der Tierarzt dann, ob die Behandlung erfolgreich war und beendet werden kann.


Top Job:


Wie kann ich einer Ohrenentzündung vorbeugen?

Eine regelmäßige Ohrkontrolle ist der beste Weg, um einer Otitis vorzubeugen. Besitzer sollten die Ohren ihres Hundes etwa einmal pro Woche auf Rötungen oder Verunreinigungen überprüfen, etwas Ohrenschmalz im äußeren Gehörgang und an der Ohrmuschel ist dabei normal. Auch ein verändertes Verhalten des Vierbeiners kann auf eine beginnende Entzündung hinweisen. Erste Warnzeichen sind beispielsweise Kopfschütteln, Kratzen, Unruhe sowie „wohliges Stöhnen“ beim Kraulen der Ohren. Spätestens dann sollte der Hund dem Tierarzt vorgestellt werden.

Bei vorbelasteten Hunden kann eine regelmäßige Reinigung der Ohren einer Entzündung vorbeugen. Besitze sollten sich von ihrem Tierarzt die richtige Vorgehensweise zeigen lassen. Hier helfen milde Ohrreiniger, die zu Hause angewendet werden können.

Die Haare im Gehörgang eines gesunden Ohres sollten übrigens nicht entfernt werden. Nur wenn ein Hund sehr viele Haare im Ohr hat und dies nach Einschätzung des Tierarztes eine Entzündung fördert, können Besitzer die Haare professionell auszupfen lassen, beispielsweise bei einem Hundefriseur oder beim Tierarzt. Aber Vorsicht: Eine falsche oder zu starke Entfernung der Haare – durch Abschneiden oder grobes Ausreißen – kann eine Ohrenentzündung eher noch begünstigen!

Was muss ich bei der Ohrreinigung und dem Eingeben von Ohrpräparaten beachten?

In leichten Fällen reichen parfumfreie Feuchttücher für empfindliche Haut („sensitiv“) oder weiche Kosmetiktücher, die mit warmem Wasser oder Babyöl befeuchtet sind, um den zugänglichen Ohrbereich zu reinigen (Ohrmuschel und äußerer Gehörgang, soweit mit den Fingern erreichbar). Wichtig: Keine Wattestäbchen zur Reinigung des Gehörganges benutzen! Hierdurch schieben sich Ohrenschmalz und Beläge nur noch tiefer in den Gehörkanal. Bei plötzlichen Abwehrbewegungen des Hundes kann das Stäbchen zudem die Ohrhaut verletzen.

Bei vorbelasteten Hunden oder einer chronischen Entzündung kann eine regelmäßige Reinigung die Heilung unterstützen. Um Schmerzen im entzündeten Ohr zu vermeiden, wird die Ohrmuschel zum Eingeben des Reinigers sanft nach oben gezogen. Anschließend wird die Spitze der Reinigerflasche kurz vor dem Gehörgang platziert und man lässt eine ausreichende Flüssigkeitsmenge an der Ohrmuschel entlang ins Ohr laufen (der Gehörgang sollte mit dem Reiniger komplett gefüllt werden). Die Flaschenspitze wird also nicht in den Gehörgang eingeführt – dies vermeidet Schmerzen und eine Verunreinigung der Flasche.

Anschließend wird der Ohrgrund für etwa eine Minute vorsichtig massiert. Danach schüttelt der Hund den Reiniger aus und Reste können mit einem Tuch von der Ohrmuschel entfernt werden.

Warum sollte eine Otitis externa möglichst früh vom Tierarzt behandelt werden?

Ohrenentzündungen können sehr schmerzhaft sein und die Lebensqualität der Hunde stark einschränken. Eine immer wiederkehrende Otitis ist für alle Beteiligten frustrierend: Juckreiz, Schmerz und ständige Tierarztbesuche können Hund und Herrchen zur Verzweiflung bringen.

Generell gilt: Je früher eine Entzündung im Ohr entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Besonders bei vorbelasteten Hunden hilft die regelmäßige Kontrolle durch den Tierarzt, frühe Symptome zu erkennen und rechtzeitig mit einer geeigneten Therapie zu beginnen. Der Tierarzt kann dabei die zugrunde liegenden Auslöser der Otitis identifizieren und behandeln, um eine erneute Entzündung (= Rezidiv) zu verhindern.

Welche Folgen kann eine unbehandelte Ohrenentzündung haben?

Wiederholt auftretende Entzündungen im Ohr führen zu chronischen Veränderungen – zum Beispiel Verengung und vermehrte Faltenbildung im Gehörgang, Riss der Trommelfelle. Diese sind oft irreversibel und damit nicht mehr rückgängig zu machen - sie erschweren die Reinigung und begünstigen das Wachstum von Bakterien und/oder Hefepilzen. Hierdurch verselbständigt sich die Otitis und die Behandlung wird schwieriger oder sogar unmöglich.

Praxistipp: Ein kostenfreier Ratgeber aus der Reihe "10 Fragen/Antworten" von Der Praktische Tierarzt informiert Tierhalter über Ohrenentzündungen beim Hund. Leicht verständlich und fachlich auf dem neuesten Stand werden die zehn wichtigsten Fragen zum Thema beantwortet. Die handliche Broschüre können Sie hier bestellen, um Sie im Wartezimmer auszulegen oder an Patientenbesitzer zu verteilen.

Über die Autorin

Als Fachjournalistin recherchiert und schreibt Simone Bellair über aktuelle Themen rund um die Tiermedizin. Die promovierte Tierärztin betreut außerdem die Fachbeiträge in unserer Zeitschrift Der Praktische Tierarzt.

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