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Aus der Forschung 18. Oktober 2021

Plastikabbau im Rindermagen

Grünes Recycling von Kunststoffen wäre ein echter Meilenstein gegen den weltweiten Plastikmüll. Mithilfe von Mikroben aus der Pansenflüssigkeit von Rindern könnte das gelingen.

Grasende Kuh: ihr Pansensaft kann Plastik zersetzen.
Grasende Kuh: ihr Pansensaft kann Plastik zersetzen.

Plastik verdauen? Das klingt abwegig. Doch das Futter von Kühen enthält tatsächlich pflanzliche Polyester wie Cutin, das synthetischen Polyestern strukturell ähnelt. Ein Forscherteam um Dr. Doris Ribitsch von der Universität für Bodenkultur in Wien kam daher auf die Idee, dass der Pansensaft auch Plastik zersetzen könnte.

Pansensaft kann PET-Flaschen und Folien zersetzen

Die Forscher inkubierten  Pulver- und Folienproben von drei Polyestervarianten in Pansenflüssigkeit aus einem Schlachthof. Verwendet wurde unter anderem schwer abbaubares synthetisches Polyethylenterephthalat (PET), das etwa 20 Prozent des weltweit produzierten Kunststoffes ausmacht und in Getränkeflaschen, Textilien und Verpackungen verwendet wird. Die Mikroorganismen des Pansensaftes konnten die Kunststoffe aufspalten –besonders effektiv in Pulverform.

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Mit der Kraft des Pansen-Mikrobioms

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Enzyme zur Hydrolyse von PET werden bereits seit längerem erforscht. Mehrere Mikroorganismen – auch im Pansen vorkommende Pseudomonaden und Actinobakterien – bilden Hydrolasen wie Esterasen, Lipasen und Cutinasen. Solche Hydrolasen werden bereits in großem Umfang in der Waschmittel-, Textil- und Lebensmittelindustrie genutzt. Zum Teil werden sie dafür künstlich hergestellt und optimiert.

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Die Hydrolyseaktivität der Pansenflüssigkeit scheint jedoch effektiver als die einzelner Enzyme. Dies legt einen synergistischen Effekt des Pansenmikrobioms nahe. Die Forscher wollen die relevanten Mikroben und Enzyme nun identifizieren, um einen möglichst effizienten Enzym-Cocktail für umweltfreundliches Recycling von PET und anderen Kunststoffen herzustellen. Auf Schlachthöfen fallen Unmengen von Pansenflüssigkeit an – immerhin bis zu 100 l pro Kuh. Für die PET-Hydrolyse könnte das Abfallprodukt sinnvoll genutzt werden. (Ines Linke)

Hier finden Sie die Originalpublikation.

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