Sarkoptesräude bei zwei Mini-Schweinen und einem Kind
Als Haustier gehaltene Miniaturschweine erhalten oft nicht die empfohlenen präventiven Gesundheitsmaßnahmen – ein Zoonoserisiko, wie ein aktueller Fall zeigt.
Mini-Schwein liegt in zwei Händen
Von Jeanette Probst
Ungewöhnliche Symptome
Ein sieben Monate altes Miniaturschwein wurde wegen abnormalen Verhaltens wie Schreien, Verweilen in Seitenlage mit Ruderbewegungen, reduzierter Aktivität und Ataxie vorgestellt. Das Tier und ein Wurfgeschwister waren vor einem Monat vom Züchter erworben worden und waren weder geimpft noch hatten sie je ein Antiparasitikum erhalten. Das Schwein war lethargisch, kachektisch, hatte eine erhöhte Atem- und Herzfrequenz. Neben stumpfem, fettigem Fell mit generalisierter Hypotrichose und multifokalen Erythemen zeigten sich stark ausgeprägte Hyperkeratosen an Kopf, Schultern, Extremitäten, Bauch und Perineum. Die Ohreingänge waren mit Schuppen, Cerumen und Hyperkeratosen verlegt.
Die mikroskopische Untersuchung von Hautgeschabseln und Cerumen ergab zahlreiche Sarkoptesmilben, Larven, Milbenkot und Eier. Bei dem anschließend vorgestellten Wurfgeschwister wurde ebenfalls ein Sarkoptesbefall diagnostiziert. Im Gespräch stellte sich heraus, dass die sieben Jahre alte Tochter ebenfalls juckende, papuläre Hautveränderungen an den Oberschenkeln entwickelt hatte. Eine ärztliche Untersuchung bestätigte eine Hauträude bei dem Kind.
Behandlung
Die Schweine wurden zwei Wochen in der Klinik eingestellt. Dort erhielten sie neben adäquater Fütterung zwei Injektionen Ivermectin (0,3 mg/kg; Ivomec®) im Abstand von zwei Wochen sowie Catosal® und Vitamin B12. Zusätzlich wurden die Tiere mit dreiprozentigem Chlorhexidin-Shampoo (Pyoderm®; Virbac) gewaschen. Der Besitzer wurde angehalten, das Stroh aus der Hütte zu entfernen und eine Reinigung des Innen- und Außenbereichs mit heißem Wasser und einprozentiger Cypermethrin-Lösung (Intermitox®; SaVet Pharma GmbH) durchzuführen. Das Kind wurde durch den Arzt versorgt. Nach der Behandlung waren die Tiere milbenfrei. Der Allgemeinzustand verbesserte sich und es traten keinerlei Verhaltensauffälligkeiten oder Hautveränderungen mehr auf.
Fazit
Top Job:
Juckreiz als Kardinalsymptom einer Sarkoptesinfektion kann beim Miniaturschwein fehlen oder sich abweichend darstellen. Als Haustier gehalten ist eine zoonotische Übertragung auf den Menschen durch engen Kontakt möglich. Als Nische für Sarkoptesmilben können befallene Miniaturschweine aber auch eine Gefahr für kommerzielle, milbenfreie Schweinebestände darstellen.
Hier finden Sie die Originalpublikation.
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