Image
Foto: Petra Eckerl - Fotolia.com

Inhaltsverzeichnis

Impfungen beim Hund

Schutz für den besten Freund

Für Hunde gibt es wichtige Impfungen gegen Infektionskrankheiten, die jeder Welpe erhalten sollte. Je nach Haltung können zusätzliche Impfungen sinnvoll sein.

Von Dr. med. vet. Gabriele Schanen

Hunde sind Rudeltiere. Die meisten von ihnen leben sehr eng mit ihren Besitzern zusammen und gehen auch mit auf Reisen. Hunde möchten ausgelassen mit ihren Artgenossen spielen und toben. Dafür sind Schutzimpfungen, die Gesundheitsrisiken für Mensch und Tier minimieren, unerlässlich.

Zu den Core-Komponenten (Pflichtimpfungen) zählen beim Hund die Impfungen gegen:

  • Staupe (Morbillivirus, CDV),

  • Parvovirose (CPV-2a–c),

  • Leptospirose (Leptospira spp.),

  • Tollwut (Rabiesvirus),

  • Hepatitis contagiosa canis (Canines Adenovirus Typ 1, CAV-1).

Zu den Non-Core-Komponenten (Wahlimpfungen) zählen beim Hund die Impfungen gegen:

  • Zwingerhustenkomplex (Bordetella bronchiseptica; Canines Adenovirus Typ 2, CAV-2; Parainfluenzavirus Typ 2, CPiV-2),

  • Welpensterben (Canines Herpesvirus Typ 1, CHV-1)

  • Borreliose (Borrelia burgdorferi sensu lato),

  • Leishmaniose (Leishmania infantum),

  • Pilzerkrankungen (Mikrosporie/Trichophytie),

  • Tetanus (Clostridium tetani).

Sie können ergänzt werden, wenn eine entsprechende Exposition möglich ist. Die Babesiose-Impfung wird kontrovers diskutiert und ist daher nicht mehr in der Wahlimpfung enthalten.

Was ist bei den Core-Komponenten zu beachten?

Parvovirose/Staupe

Wenn Probleme in den Zuchtbeständen mit hohem Infektionsdruck durch Parvo- oder Staupeviren bestehen, wird empfohlen, bereits in der sechsten Lebenswoche gegen Parvovirose oder Staupe zu impfen, um die immunologische Lücke rechtzeitig zu schließen. Somit können die Welpen, die ihre maternalen Antikörper schon früh verlieren, frühzeitig aktiv einen eigenen Antikörperschutz aufbauen.

Hepatitis contagiosa canis

Das Virus wird in Deutschland aufgrund des konsequenten Impfregimes bei Hunden nicht mehr nachgewiesen und gehört somit eigentlich nicht mehr zu den Core-Komponenten. Ein Impfschutz erfolgt jedoch automatisch mit den in Deutschland erhältlichen Kombinationsimpfstoffen: Die im Impfstoff enthaltene CAV-2-Komponente schützt aufgrund ihrer Kreuzimmunität zusammen mit der Parainfluenzakomponente sowohl gegen viralen Zwingerhusten als auch gegen die infektiöse Hepatitis.

Tollwut

Nach der Tollwutverordnung ist der Tierarzt verpflichtet, einen Welpen nach der 12. Lebenswoche einmal gegen Tollwut zu impfen. Gemäß dieser Verordnung ist der Welpe dann gegen Tollwut geschützt. Jedoch ist der Tollwutimpfstoff ein Totimpfstoff und somit ist es sinnvoll, ein zweites Mal nachzuimpfen, um die körpereigene Immunreaktion anzuregen. Vor allem bei Tieren, die ins Ausland reisen, ist die zweimalige Grundimmunisierung wichtig, um einen ausreichend hohen Antikörperspiegel im Blut zu erhalten.

Leptospirose

Der Einsatz von Impfstoffen mit vier inaktivierten Serogruppen (Leptospira canicola, Leptospira icterohaemorrhagiae/copenhageni, Leptospira grippothyphosa, Leptospira australis/bratislava) wird empfohlen, um ein möglichst großes Infektionsspektrum abzudecken und das Erkrankungsrisiko zu senken. Die Impfung verhindert auch die Ausscheidung der Erreger über den Urin und reduziert damit deutlich die Ansteckungsgefahr für Mensch und Tier. Ratten und Mäuse, in Großstädten wie Berlin aber zunehmend auch Wildschweine, sind natürliche Erreger-Reservoire.

Was ist bei den Non-Core-Komponenten zu beachten?

Zwingerhustenkomplex

Trotz des breitgefächerten Virenspektrums wird nur gegen die Erreger, die für die Krankheitsentstehung am bedeutendsten sind, geimpft: Hierzu gehören das Parainfluenzavirus Typ 2 (CPiV-2), das Canine Adenovirus Typ 2 (CAV-2) und Bordetella bronchiseptica.

  • Parainfluenzavirus Typ 2, Canines Adenovirus Typ 2: Das Parainfluenzavirus kann als Einzelimpfstoff (monovalent) oder in Kombination u. a. mit dem Caninen Adenovirus Typ 2 (polyvalent) als Injektion unter die Haut verabreicht werden. Alternativ gibt es die Kombination des Parainfluenzavirus mit dem Bordetella bronchiseptica-Bakterium zur Anwendung intranasal.

  • Bordetella bronchiseptica: Diese in ein Nasenloch des Hundes zu verabreichende Impfung ist ein Lebendimpfstoff: Antibiotika sollten daher nicht zeitgleich und bis eine Woche nach der Impfung verabreicht werden, sonst wird das applizierte inaktivierte Bakterium mit abgetötet. Empfohlen wird die Impfung v. a. bei Junghunden, die einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind, sowie Hunden, die in Kontakt mit größeren Hundeansammlungen (Hundepension, Tierheim, Ausstellungen) kommen.

Geimpfte Tiere können den B. bronchiseptica-Impfstamm bis zu mehreren Wochen lang ausscheiden und bei Kontakt auf nicht-geimpfte Hunde übertragen. Diese Kontakttiere können dann leichte vorübergehende Atemwegserkrankungen zeigen. Deshalb sollten alle in einem Haushalt lebenden Hunde zeitgleich mit diesem Impfstoff behandelt werden. Die Impfung sollte ungefähr eine Woche vor dem Verbringen in einen Bereich mit hohem Infektionsdruck erfolgen.

Canine Borreliose

30 Prozent der Hunde in Deutschland sind infiziert, zeigen aber keine klinischen Symptome. Selten sind die Borrelien im Blut oder anderen Gewebeflüssigkeiten (Urin, Synovia, Liquor) nachweisbar. Sie wandern von der Einstichstelle in der Haut direkt in das umliegende Bindegewebe. Ein starker Anstieg der Erregerzahl im Gewebe kann zu überschießender Reaktion des Immunsystems mit Immunkomplexbildungen führen. Diese können durch Ablagerungen in den Gelenken und der Nierenrinde schwere Entzündungen hervorrufen. Aufgrund der langen Inkubationszeit dauert es bis zum Ausbruch der Erkrankung zwei bis fünf Monate. Die Borrelien lassen sich gut mit Antibiotika behandeln und eliminieren.

Auf dem Markt sind inaktivierte Vollantigen-Impfstoffe (B. burgdorferi sensu stricto oder B. burgdorferi sensu lato, B. afzelii, B. garinii), die im Hund die Bildung von Antikörpern gegen das Oberflächenprotein A des Bakteriums anregen. Diese Antikörper werden dann beim Saugen von der Zecke aufgenommen und wirken in der Zecke. Sie verhindern die Wanderung der Borreliose-Erreger in die Speicheldrüsen der Zecke und damit die Infektion des Hundes.

Praxistipp: Hunde mit früherer klinischer Borreliose-Erkrankung sollten nicht geimpft werden, da der Erreger vor allem im Gewebe sitzt und von der Impfung nicht beeinflusst wird. Die Impfung kann in diesem Fall maximal eine Neuinfektion mit Borrelien verhindern. Der Nachweis früherer Borreliose-Erkrankungen gestaltet sich jedoch aufgrund der milden, selbstlimitierenden Verlaufsform der Erkrankung bei Hunden schwierig und wird daher auch vom Besitzer kaum erkannt. Deshalb ist die Wirksamkeit der Impfung weiterhin umstritten.

Hunde mit Borrelien-Antikörpertiter im Blut ohne frühere Erkrankung könnten geimpft werden. Einen besseren Schutz bietet das Anlegen von Zeckenhalsbändern oder die Gabe von Tabletten bzw. Spot-on-Präparaten gegen Zeckenbefall.

Leishmania infantum

Bei der Leishmaniose sind die Makrophagen die Zellen, die die Leishmanien aufnehmen und als Antigen-präsentierende Zellen dem Immunsystem im Lymphknoten präsentieren. Es werden zytotoxische T-Zellen gebildet, die den Erreger im Makrophagen abtöten. Die Makrophagen sind aber auch gleichzeitig die Zellen, in denen sich die Leishmanien verbergen, sodass parallel gebildete Antikörper den Parasiten im Makrophagen nicht erreichen und neutralisieren können. Als Folge können ungewollte Antikörperkomplexbildungen Organschäden verursachen (Nierenversagen, Verhornungsstörungen in der Haut durch Entzündungsreaktionen in den hautnahen Blutgefäßen). Antikörper richten sich zudem gegen körpereigene Zellen (Synovialzellen der Gelenke, Muskelfasern) und verursachen chronische Gelenkentzündungen oder isolierten Kaumuskelschwund. Hunde mit hohen Antikörpertitern im Blut entwickeln somit meist eine schwerwiegende Erkrankung.

Der Impfstoff (CaniLeish®) enthält ein Oberflächen-Antigen eines europäischen Leishmanien-Stammes, das neben der Bildung von Antikörpern gegen den Erreger durch Zugabe eines Hilfsstoffs auch die zytotoxischen T-Zellen stimuliert und die Erreger damit soweit wie möglich neutralisiert. Die Impfung verhindert jedoch keine Infektion, daher ist die Prophylaxe mit Spot-on-Präparaten und Halsbändern gegen die Sandfliege weiterhin sehr wichtig.

Pilzimpfungen

Diese Impfung enthält inaktivierte Microsporum- und Trichophyton-Stämme. Sie schützt zwar nicht vor Pilzinfektionen, vermindert aber teilweise die klinischen Symptome und kann die Abheilung beschleunigen. Die Impfung ersetzt jedoch nicht weitere Therapiemaßnahmen.

Tabellarische Übersichten über Erkrankungen beim Hund, gegen die Impfungen mit Core-Komponenten sowie Impfungen mit Non-Core-Komponenten schützen können, finden Sie unten zum Herunterladen.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Impfung

Mindestens zehn Tage vor einer Impfung entwurmte und nur gesunde Tiere dürfen geimpft werden. Vor jeder Impfung muss somit eine Allgemeinuntersuchung durchgeführt werden.

Impfintervalle

Vakzine mit Caninem Adenovirus Typ 2-, Parvovirus-, Staupevirus- und Tollwutvirus-Antigenen können ab dem zweiten Lebensjahr in dreijährigem Rhythmus geimpft werden. Die durch den Impfstoff induzierten Antikörper werden durch Gedächtniszellen ständig nachproduziert und können die in Jahresabständen nachfolgenden Impfantigene neutralisieren. Aus diesem Grund werden inzwischen größere Impfintervalle angestrebt und empfohlen.

Beim Leptospirose-Vakzin werden jedoch jährliche Wiederholungsimpfungen angeraten. Bei Jagdhunden mit hohem Infektionsdruck und in Endemiegebieten werden sogar halbjährliche Injektionen empfohlen, da es sich um einen Totimpfstoff handelt und eine belastbare Immunität nur innerhalb von maximal zwölf Monaten nachgewiesen ist.

Impfschemata Core-Komponenten

Die Grundimmunisierung ist beim Welpen wie beim ausgewachsenen Hund die Grundlage für einen ausreichenden Schutz gegen oben genannte Infektionskrankheiten. Nur eine sachgerecht durchgeführte Impfung kann folgenschwere virale und bakterielle Infektionen beim Hund verhindern.

Eine Übersicht für die Grundimmunisierung von Hundewelpen finden Sie in der obenstehenden Tabelle. Hunde bis zum Alter von einem Jahr erhalten drei Impfungen in vierwöchigen Abständen, Welpen in gefährdeten Beständen eine zusätzliche Impfung im Alter von sechs Wochen.

Für Hunde ab einem Jahr reicht nach der Erstimpfung eine Booster-Impfung (Auffrischung) nach vier Wochen. Die entsprechenden Impfschemata können Sie unten kostenlos herunterladen.

Impfschemata der wichtigsten Wahlimpfungen

Auch Wahlimpfungen können individuell für manche Hunde, die unter einem erhöhten Infektionsdruck von Seiten dieser Erreger stehen, lebenswichtig sein. Wann welche Non-Core-Komponenten verabreicht werden sollten, zeigt die tabellarische Übersicht unten, die Sie kostenlos herunterladen können.

Passive Immunisierung

Eine passive Immunisierung gegen Parvovirose kann mit einem Hyperimmunserum erfolgen (Feliserin® Plus: Serumprotein vom Pferd mit neutralisierenden Antikörpern gegen Parvovirose). Bei Welpen mit Hand- und Flaschenaufzucht, die keine bzw. kaum maternale Antikörper aufgenommen haben, sowie bei Welpen von nicht-geimpften Muttertieren kann dieses Immunserum zeitnah nach der Geburt eingesetzt werden. Es schließt damit zügig die immunologische Lücke und vermindert das Infektionsrisiko.

Bei älteren Tieren kann es als Prophylaxe in Beständen mit hohem Infektionsdruck eingesetzt werden. Hierbei sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die aktive Impfung frühestens zwei bis drei Wochen später erfolgt, damit die körpereigene Antikörperproduktion nicht durch die noch vorhandenen passiv zugeführten Antikörper gehemmt wird.

Weiterführende Links:

Eine aktuelle Liste zugelassener Impfstoffe für Hunde gibt es auf der Webseite des Paul-Ehrlich-Instituts (Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel).

Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) gibt regelmäßig Leitlinien zu Impfungen heraus. Die derzeit gültigen Empfehlungen der StIKo Vet (Stand 3.03.2017) für Kleintiere finden Sie zum Beispiel auf der Seite des Friedrich-Loeffler-Instituts.

Über die Autorin

Dr. med. vet. Gabriele Schanen ist Fachtierärztin für Kleintiere an der Tierärztlichen Klinik für Kleintiere Trier.

Image

Impfungen bei der Katze

Nicht nur für Freigänger

Katzen sollten schon als Welpe gegen lebensbedrohliche Infektionskrankheiten geimpft werden. Eine Behandlung erkrankter Katzen ist schwierig und oft aussichtslos.

Image
EHV-1: nur noch geimpfte Pferde dürfen zum Turnier.

Equines Herpesvirus

Herpes-Impfpflicht für Turnierpferde

Ab dem 01. Januar 2023 schreibt die Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN) für alle Pferde, die an Turnieren teilnehmen, eine halbjährliche Impfung gegen EHV-1 vor.

Image
Impfung beim Pferd: Komplikationen sind selten und man kann vorbeugen.

STIKO - Ständige Impfkommission

Impfkomplikationen beim Pferd

Was tun, wenn Turnierpferde empfindlich auf Impfungen reagieren, aber dennoch halbjährlich gegen Equine Influenza und EHV geimpft werden müssen? 

Image
Die Ampel-Parteien wollen eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes. Demnach dürften auch Tierärzte gegen Corona impfen. 

Corona-Impfungen

Tierärzte an die Spritze?

30 Millionen Impfungen bis Weihnachten – das hat der Kanzler Olaf Scholz als Ziel formuliert. Er spricht sich dafür aus, dass demnächst auch Apotheker, Zahnärzte und Tierärzte gegen SARS-CoV-2 impfen.

Alles rund um Praxisalltag, Ausbildung und Beruf unser Newsletter TFA-Wissen

Abonnieren und erhalten Sie kostenlos alle News für Tiermedizinische Fachangestellte.