TFA im Zentrum für Tiermobilität
Als TFA den lieben langen Tag hauptsächlich mit Tieren kuscheln? Im Zentrum für Tiermobilität der LMU München wird dieser Traum fast Wirklichkeit. Wir stellen Euch den Arbeitsalltag als TFA vor.
Von Monika Mille
Das Zentrum ist ein neuartiges, mit Unterstützung unseres Partners Vetoquinol, 2019 gegründetes Projekt an der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München. Es handelt sich um eine von Tierärzten geführte Physiotherapie-Einheit, die sich sowohl um Beschwerden von Hund und Katze kümmert, als auch wissenschaftlich und in der studentischen Lehre aktiv ist. Das Besondere an dem Konzept ist darüber hinaus die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit renommierten Spezialisten aus den Abteilungen Neurologie, Chirurgie, Orthopädie, Innere Medizin, Onkologie und Ernährungsberatung. Dies ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten und bringt auch bei schwierigeren Fällen die oft langersehnte Diagnose und letztendlich Besserung.
Die Physiotherapie ist ein wichtiger Teil der stationären und ambulanten Therapie, vor allem bei Patienten mit eingeschränkter Mobilität. Sie trägt darüber hinaus auch zum Wohlbefinden der Patienten bei. Auf der anderen Seite hat auch die Prävention einen sehr hohen Stellenwert. So bietet das Zentrum für Tiermobilität neben vielem anderen auch spezielles Kreislauftraining oder Trainings-Unterstützung beim Gewichtsmanagement an.
Covid 19 bringt Veränderung
Aber um Physiotherapie soll es in diesem Artikel nicht hauptsächlich gehen. Eigentlich möchte ich Ihnen meinen TFA-Auszubildenden und seine Arbeit im Zentrum für Tiermobilität vorstellen. Im März dieses Jahres habe ich die Leitung des Zentrums für Tiermobilität übernommen. Dies war kein einfacher Zeitpunkt, denn schon nach kurzer Zeit begannen die ersten Restriktionen bedingt durch die Covid 19-Pandemie. Es galt folglich, mit möglichst wenigen Mitarbeitern in Kontakt zu kommen, und so kam es, dass unser TFA-Auszubildender Fabian Stempel alias Fabi mir als fester Mitarbeiter zugeteilt wurde.
Wie sieht Fabis Alltag aus?
Der Morgen beginnt immer sehr ruhig: Während wir in der Übergabe per Videokonferenz verfolgen, ob es neue stationäre Patienten gibt, richtet Fabi schon die verschiedenen Matten und Geräte für die kommenden Stunden her. Nach Behandlung des einen oder anderen stationären Patienten kommt um 9 Uhr dann unser erster ambulanter Patient. Das Schöne daran: Physiotherapie besteht in den seltensten Fällen aus einem einmaligen Termin, sondern die Patienten kommen in der Regel häufiger, meist zweimal pro Woche. Daher ist es auch besonders wichtig, dass sich die Tiere während der Behandlung wohlfühlen. Gerade bei den aktiven Übungen braucht man ihre Mitarbeit, aber ebenso müssen sie uns vertrauen und z. B. bei der Anwendung des therapeutischen Lasers oder der Elektrotherapie ruhig liegen bleiben. Hier bekommt Fabi eine besonders wichtige Aufgabe und dies ist auch der Grund, warum Kuscheln und Leckerli geben (in Rücksprache mit den Besitzern natürlich) ausdrücklich erlaubt sind. Seine Arbeit richtig gemacht hat er, wenn die Tiere wild wedelnd und fröhlich in die Physiotherapie kommen und Spaß an der Behandlung haben. Diese Arbeit macht er immer gut, denn ich kann mich an kein Tier erinnern, das nicht spätestens nach dem zweiten Besuch gerne zu uns kam.
Vielfältige Aufgaben im Zentrum
Doch es gibt noch mehr zu tun für Fabi: Kommt etwa der therapeutische Laser zum Einsatz, gilt es, an der Tür das Warnschild und das Warnlicht zu platzieren und dafür zu sorgen, dass alle im Raum (einschließlich Tier) eine Schutzbrille aufhaben. Organisationsgeschick und Vorausdenken an den nächsten Schritt sparen hierbei viel Zeit.
Auch Kraft und Geschick sind gefragt: Viele unserer neurologischen Patienten sind nicht selbstständig steh- und gehfähig. So kommt es nicht selten vor, dass ein Hund auf unser Laufband gehoben und in das Tragegestell eingehängt werden muss. Bei bis zu 70 kg schweren Patienten kommt man hier auch mal ins Schwitzen. Und auf der anderen Seite erfordert eine quirlige Katze auch einiges an Geduld und Schnelligkeit.
Nebenbei beherrscht Fabi mittlerweile allerlei weitere Geräte und Modalitäten aus dem Spektrum der physikalischen Therapie: Elektrotherapie, therapeutischer Ultraschall, Magnetfeld- therapie, Ausrichtung und Einstellung der Tiere am Ganganalyse-Laufband, verschiedenste Balance- und Kräftigungsübungen; alles nichts Unbekanntes mehr für ihn.
Nach der Behandlung ist es wie sonst auch: Es muss aufgeräumt werden, die Handtücher verstaut und die Matten desinfiziert werden. Schnell noch ein Abschiedsleckerli für das Tier und es geht wieder zum Besitzer. Dazwischen fällt auch einiges an Dokumentation und Organisation an. Und dann kommt auch schon die nächste Patientin. Für sie heißt es heute: Cavaletti-Training, Elektro- und Massagetherapie. Schnell, schnell – alles herrichten. Für einen zügigen Ablauf in der Physiotherapie ist ein Tierarzthelfer wie Fabi, der mitdenkt, Gold wert.
TFA in der Physiotherapie – ein toller Job!
Auf die Frage, was er an der Arbeit in der Physiotherapie besonders interessant findet, antwortet Fabi: „Ich finde die vielen Möglichkeiten, den Tieren zu helfen, spannend – und gut, dass man den Heilungsverlauf miterleben kann.“ Meist sind wir etwas wehmütig, wenn die Tiere zum letzten Termin kommen. Aber nicht selten bekommt das Team später noch ein Foto von dem fitten Vierbeiner. Dann freut man sich und weiß, dass man gute Arbeit geleistet hat. Und raten Sie mal, wer aus dem Zentrum für Tiermobilität auch nach der Pandemie eigentlich nicht mehr weg möchte!? Ja, der Fabi.
Über die Autorin
Monika Mille ist Tierärztin und Physiotherapeutin. Nach ihrem Studium der Humanphysiotherapie in den Niederlanden sammelte sie zunächst Praxiserfahrung als Physiotherapeutin in München. Mit ihrem Studium der Tiermedizin an der LMU München, machte sie ihr Hobby zum Beruf. Privat betreut die Tierliebhaberin ihre drei Pferde, eine Katze und einen tauben Dalmatiner. Sie leitet das Zentrum für Tiermobilität.
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