zum Hauptinhalt
Augenheilkunde

Tränen: Auf die Probenahme kommt es an

Tränenflüssigkeit enthält über 1500 verschiedene Proteine, darunter potenzielle Biomarker für Krankheiten. Doch nur gutes Probenmaterial liefert aussagefähige Daten.

Veterinarian is looking to the eyes of little dog
Tierarzt untersucht die Augen eines Dackels

Von Dr. med. vet. Christiane Fetzer

Die Menge und Zusammensetzung der Proteine in der Tränenflüssigkeit sind nicht nur bei ophthalmologischen Beschwerden wie allergischer Konjunktivitis oder Keratoconjunctivitis sicca verändert, sondern auch bei Diabetes mellitus und Krebserkrankungen. Viele Fragen sind hier noch offen, doch scheint die Tränenflüssigkeit für diagnostische und therapeutische Fragestellungen interessant. Voraussetzung aller künftigen Entwicklungen ist, dass die Probenentnahme nicht zu Verzerrungen des Analysats führt, z. B. durch Aufkonzentrierung von Proteinen. Sind Schirmer-Teststreifen und Streifen aus einem Polyvinylalkohol(PVA)-Schwammgewebe bei Hund und Katze hierfür geeignet?

Jetzt bitte weinen!

Je zehn gesunde Hunde und Katzen wurden auf einem Auge mit dem Schirmer-Streifen und auf dem anderen Auge mit dem PVA-Streifen beprobt. Nach zehn Minuten wurde die Prozedur umgekehrt wiederholt. Nach dem Zentrifugieren der Streifen konnte die gesammelte Flüssigkeit mittels Infrarotspektroskopie auf ihren Gesamtproteingehalt untersucht werden. In einem zweiten Ansatz wurden beide Streifenmaterialien in vitro mit unterschiedlichen Proteinmengen beträufelt und untersucht, inwieweit die aufgetragene Menge wiedergewonnen werden konnte.

Tränenreich ist besser

Der Gesamtproteingehalt lag bei den Hunden zwischen 5,2 und 14,6 mg/ml und bei den Katzen zwischen 6,2 und 20,6 mg/ml Tränenflüssigkeit. Nur die Schirmer-Streifen ergaben für beide Augen vergleichbare Ergebnisse, erscheinen also deutlich zuverlässiger. Bei den Hunden war der Gesamtproteingehalt umso höher, je geringer der Tränenfluss war. Dieser Umstand ist aus der Literatur bekannt, aber nicht vollständig geklärt. Die In-vitro-Experimente ergaben eine Aufkonzentrierung der Proteine bei geringen Flüssigkeitsvolumina, besonders bei den Schirmer-Streifen. Da dies zu einer Verzerrung von Analyseergebnissen führen kann, empfehlen die Autoren, darauf zu achten, dass genug Flüssigkeit aufgesogen wird, um den Effekt möglichst gering zu halten.

Hier finden Sie die Originalpublikation: Sebbag L, McDowell EM, Hepner PM, Mochel JP (2018): Effect of tear collection on lacrimal total protein content in dogs and cats: a comparison between Schirmer strips and ophthalmic sponges. BMC Vet Res 14: 61.

DOI 10.1186/s12917-018-1390-7.

Passend zu diesem Artikel