Zögernd wird einer von acht Armen der Fingerspitze des Tauchers entgegengestreckt, bis er sie berührt. Dann betastet der Krake vorsichtig die menschliche Hand. Die Annäherung zwischen Kopffüßler und Mensch ist eine Schlüsselszene der Netflix-Dokumentation „My Octopus Teacher“.
Die Tierdokumentation räumte zahlreiche Preise ab und gewann Ende April den Oscar als bester Dokumentarfilm 2021.
Oktopus, ganz nah
Der Film erzählt von Filmemacher Craig Foster, der nach einem Burnout Tauchgänge vor der südafrikanischen Küste unternimmt. Er findet unter Wasser, im Algenwald, einen weiblichen Oktopus, den er fortan ein Jahr lang täglich besucht – irgendwann gemeinsam mit einer Filmcrew um die Regisseure Pippa Ehrlich und James Reed. Foster sucht durch Tauchgänge ohne Sauerstoff und Neoprenanzug die unmittelbare Nähe zur Natur und lernt von seiner neuen Kopffüßler-Freundin, was im Leben wichtig ist. Dabei geht es nicht ohne Pathos ab.
Mollusken-Bilder aus der Unterwasserwelt
Vor allem aber bekommt Foster – und mit ihm der Zuschauer – faszinierende Einblicke in das Leben unter Wasser. Dabei entstehen Bilder, wie man sie bisher noch nicht gesehen hat. Der Krake verliert seine Scheu vor dem Menschen und lässt sich dabei filmen, wie er Farben und Formen wechselt, im Algenwald jagt, zweibeinig über den Meeresboden läuft und mit Fischen spielt. Kraken sind hochintelligente Weichtiere, deren Gehirn zu ähnlichen Leistungen fähig ist wie das eines Säugetiers. Das demonstriert Fosters Oktopus-Freundin auf beeindruckende Weise, wenn sie ihren größten Feinden, den Pyjamahaien, entgeht, indem sie rasant an Land flieht, sich mithilfe von Muscheln und Steinen tarnt oder durch einen mutigen Sprung auf den Hai-Rücken für das Raubtier unerreichbar wird. (VM)
Die Tierdokumentation ist beim Streaming-Dienst Netflix zu sehen: Mein Lehrer, der Krake
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