Von Dr. med. vet. Barbara Schneider
Frettchen sind soziale Tiere, die viel Beschäftigung benötigen. Bei nicht tiergerechter Haltung kann es zu Aggressionen und Verhaltensstörungen kommen, die das Leben der Frettchen deutlich beeinträchtigen können.
Systematik
Landraubtiere – Marderverwandte - Iltisse
Lebenserwartung
6–8(10) Jahre
Geschlechtsreife
Weibchen ab 6 Monaten, Männchen ab 6–10 Monaten
Herkunft
Frettchen stammen ursprünglich vom europäischen Iltis ab, von dem sie sich aber vor allem in Bezug auf das Sozialverhalten unterscheiden.
Ernährung
Frettchen sind Fleischfresser und benötigen mehrere über den Tag verteilte Mahlzeiten. Täglich sollte Frischfleisch oder (je nach Vorliebe) Fisch gefüttert werden. Zusätzlich empfiehlt es sich, spezielles Trockenfutter für Frettchen sowie ab und zu hochwertiges Katzenfutter zu füttern. Da Frettchen ihr Futter gerne in Verstecke schleppen oder neben dem Napf ablegen, muss die Haltungseinheit täglich auf Futterreste überprüft und entsprechend gesäubert werden.
Haltung
Die aktiven Frettchen benötigen einen großen Bewegungsraum in geräumigen Gehegen (> 6 m2) oder permanenten Zugang zu großen Teilen der Wohnung. Täglicher Freilauf bei Haltung im Gehege ist essenziell. Freigehege sind zu bevorzugen. Die Frettchen müssen hier allerdings die Möglichkeit haben, einen geschützten Innenraum aufzusuchen, da sie mit Temperaturen von über 32°C und solchen unter 0°C schlecht zurechtkommen. Pro Tier sollten zwingend mehrere kuschelige Schlafmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Als Enrichment benötigen die quirligen Tiere viele abwechslungsreiche Beschäftigungsmöglichkeiten, wie beispielsweise Futterbälle oder Hunde- und Katzenspielzeuge, die Geräusche von sich geben. Es ist allerdings darauf zu achten, dass diese nicht zerbissen werden und es zum Abschlucken von Kleinteilen kommt. Strukturelemente, wie beispielsweise Röhren und Rascheltunnel, bieten ebenfalls Abwechslung. Frettchen können stubenrein werden, wenn ihnen geeignete Katzentoiletten angeboten werden, die täglich mehrfach gereinigt werden.
Als Besonderheit verfügen Frettchen über spezielle Stinkdrüsen. Über diese und die Analdrüsen wird der typische intensive Frettchengeruch abgesondert, der vielen Menschen unangenehm erscheint. Eine Entfernung dieser Drüsen ist nach § 6 des Tierschutzgesetzes (Amputationsverbot) grundsätzlich verboten.
Verhaltensauffälligkeiten
Probleme in der Gruppe oder im Umgang mit Frettchen führen nicht selten zu Aggressionsproblemen. Sind die Tiere nicht kastriert, kann es zu exzessiven Beißereien kommen. Wildes Spiel mit dem Menschen ist zur Vorbeugung von Aggressionen zu unterbinden und positive Interaktionen sind zu verstärken. Einzelhaltung oder auch mangelnde geistige und körperliche Auslastung können auch bei Frettchen zu abnormal-repetitivem Verhalten (ARV) führen. Die am häufigsten beobachteten ARVs sind dabei das Gitterbeißen, stereotypes Kratzen sowie gleichförmiges Auf-und-ab-Laufen.
Über die Autorin
Dr. med. vet. Barbara Schneider ist Fachtierärztin für Verhaltenskunde mit jahrelanger Erfahrung in der verhaltenstherapeutischen Praxis.
Buchtipp
Viele nützliche Informationen zur artgerechten Haltung von Heimtieren bietet der Praxisleitfaden „Verhaltensprobleme bei Nager, Reptil & Co. – Von den Grundlagen bis zum Management“. Dorothea Döring, Petra Kölle, Walter Lantermann, Barbara Schneider, Patricia Solms und Daniele Zurr geben Tipps für die tägliche Praxis und beschreiben nachvollziehbare Therapieansätze verhaltensauffälliger Heimtiere. Mit zahlreichen Hand-Outs für Patientenbesitzer zum Downloads und Videos. Das Buch können Sie hier vorbestellen. Erscheint: 30.04.2022
Sie möchten keine Steckbriefe und Tipps mehr verpassen? Dann abonnieren Sie hier den kostenlosen Newsletter von tfa-wissen.de.