Was macht den Menschen glücklich?
Zwei Psychologen widmen sich einer fragilen Emotion: dem Glück.
Höher, schneller, weiter! Viele fühlen sich von der heutigen Leistungsgesellschaft unter Druck gesetzt. Die Pandemie hat das Leben verändert, Unsicherheiten geschürt und mentale Belastungen verstärkt. Obwohl Deutschland laut World-Happiness-Report zu den 20 glücklichsten Staaten der Welt zählt, nehmen mentale Probleme zu. So erfüllt heute jeder vierte Bürger in Deutschland die Kriterien einer belastenden psychischen Erkrankung, drei Millionen Menschen leiden an einer behandlungswürdigen Depression. Auch TFAs sind in ihrem Arbeitsalltag vielen Stressoren ausgesetzt, die zu mentalen Belastungen führen können. So müssen sie vielen Aufgaben gleichzeitig gerecht werden und sind nicht selten das Ventil gestresster Tierärzte und unzufriedener Patientenbesitzer.
Was den Menschen zufrieden macht, interessiert auch die Wissenschaft. So unterrichtet die Psychologieprofessorin Laurie Santos an der Yale University einen Kurs mit dem Titel: „The Science of Wellbeing“, welcher interessierten Nutzern online kostenfrei zur Verfügung steht. Anhand zahlreicher Studien aus der Glücksforschung beleuchtet die Psychologin, welche Faktoren den Menschen glücklich machen und welche nicht. Das Theorie und Praxis nicht immer übereinstimmen und wie komplex die Thematik ist, zeigt die Aussage des Psychiaters Harald Krauß auf: „Es gibt keine Zahlen und Daten, um ihr Glück zu definieren“, so der Klinikleiter und Buchautor. Der Arzt und Psychologe sieht jeden Tag in seinem Arbeitsalltag Menschen, die sich schwer damit tun, Glück zu empfinden. „Eigentlich müsste ich glücklich sein“, ist eine der Aussagen, die den Praktiker aufhorchen lassen. In seinem Buch „Willkommen in der Welt der seelische Gesundheit“ beleuchtet Krauß die Glücksforschung kritisch, erklärt, warum immer mehr Menschen Krisen hilflos gegenüberstehen und wie sie es schaffen können, wieder Glück zu finden.
Viel Irrglauben rund um das Thema Glück
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass Wohlstand der Schlüssel zum Glück ist. Laut der Psychologieprofessorin Laurie Santos begünstigt Geld zwar bis zu einem gewissen Grad die innere Zufriedenheit, es gibt jedoch Grenzen. Der Gewinn aus einer selbstständigen Praxistätigkeit oder einer Anstellung sollte so auskömmlich sein, dass keine existenziellen Sorgen bestehen. Harald Krauß regt an, allgemeingültige Kriterien des Glücks wie Reichtum, Schönheit, Anerkennung sowie Selbstverwirklichung zu hinterfragen. All diese Parameter schützen seiner Erfahrung nach nicht vor psychischen Krisen. „Deutschland ist ein Land, in dem fleißige, erfolgreiche und traurige Menschen wohnen“ , so der Psychiater.
So machen die Selbstverwirklichung im Job, die Hochzeit oder das neue Auto nur vorübergehend glücklich. Dinge, die uns Freude bereiten, stimulieren zwar durchaus das Belohnungssystem im Gehirn sowie die Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin. Darüber hinaus werden weitere körpereigene Opiate frei, welche an die Großhirnrinde andocken. Das Gemeine daran ist der Gewöhnungseffekt. Das Gehirn des Menschen gewöhnt sich schlichtweg daran, den eigenen Namen auf dem Praxisschild zu lesen. Auch Luxusgüter und sogar der Partner werden mit der Zeit als selbstverständlich angesehen. Wissenschaftler vermuten, dass die Rezeptoren mit der Zeit eine gewisse Immunität gegenüber den Neurotransmittern entwickeln.
Top Job:
Auf der Suche nach Glück
Wer sich dafür interessiert, was den Menschen glücklich bzw. immerhin zufrieden macht, findet im Onlinekurs von Laurie Santos viele spannende Erkenntnisse und kann sogar ein Studien-Zertifikat erwerben. Wer das eigene Glück vermisst, kann gemeinsam mit Harald Krauß auf die Suche und in die Selbstreflektion gehen. Der Psychiater zeigt in seinem hilfreichen Buch auch viele praktische Übungen aus seiner täglichen Arbeit auf. (LP)
Infos zum Buch: Harald Krauß. Willkommen in der Welt für seelische Gesundheit. Ariston Verlag, 208 Seiten, ISBN: 978-3-424-20249-6.
Hier können Sie kostenlos durch das Buch blättern.
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