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Abb. 1: Vorderende des Igellungenwurms
Foto: Ronald Schmäschke
Bei Igellungenwürmern handelt es sich um wirtspezifische Parasiten.

Parasitensteckbrief

Was Sie über den Igellungenwurm wissen sollten

Lungenwürmer haben die meisten wildlebenden Igel. In unserem Steckbrief geben wir einen kurzen Überblick über Morphologie, Wirte, Lebenszyklus, Nachweis und Behandlung von Igellungenwürmern.

Von Dr. med. vet. Ronald Schmäschke

Morphologie

Der Igellungenwurm (Crenosoma striatum) verdankt seinen Namen dem quergestreiften, schachtelhalmförmigen Vorderende der adulten Würmer (siehe Abb. 1). Die Männchen (5–7 mm) tragen am Hinterende ein Kopulationshilfsorgan (Bursa copulatrix), bestehend aus Dorsallappen und zwei kleineren Laterallappen sowie zwei kompakten Spikula und einem Gubernakulum (siehe Abb. 2); die Weibchen sind etwas größer (10–13 mm). Die diagnostisch wichtigen ersten Larvenstadien (250–290 µm lang) sind hell und durchscheinend, mit spitzem Hinterende und kleiner trichterförmiger Mundkapsel, Ösophagus mit röhrenförmigem Vorderteil und muskulösem zylindrischem Hinterteil (siehe Abb. 3).

Abb. 1: Vorderende des Igellungenwurms
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Abb. 1: Vorderende des Igellungenwurms
Abb. 2: Hinterende eines Männchens
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Abb. 2: Hinterende eines Männchens
Abb. 3: Larvenstadium 1 des Igellungenwurms
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Abb. 3: Larvenstadium 1 des Igellungenwurms

Wirte

Crenosoma striatum ist sehr weit verbreitet, fast alle Igel sind befallen. Als Zwischenwirte dienen Nackt- und Gehäuseschnecken, die zur Hauptnahrung der Igel gehören.

Lebenszyklus

Die in den Bronchien, Bronchiolen, gelegentlich auch in der Trachea parasitierenden Nematoden legen hier ihre Eier ab, sie enthalten bereits eine Larve, die noch in der Lunge schlüpft, hochgehustet und abgeschluckt wird, den Verdauungskanal unbeschadet passiert und dann mit dem Kot ausgeschieden wird. Anschließend dringt die Larve in den Fuß einer Schnecke ein und entwickelt sich über zwei Häutungen zum infektiösen Larvenstadium 3. Werden die Schnecken gefressen, infiziert sich der Igel mit dem Lungenwurm. Im Darmtrakt werden die 3. Larven freigesetzt, dringen in die Blutgefäße der Darmwand ein und wandern mit dem Blutstrom zur Lunge, wo sie die Blutgefäße verlassen und sich in die Bronchiolen bohren. Nach weiteren Häutungen zum Larvenstadium 4 und zum Präadultstadium entwickeln sie sich hier zu den geschlechtsreifen Adulten.

Nachweis

Ein Nachweis der Larven ist mit dem Auswanderverfahren sehr gut möglich, da die Larven über einen langen Zeitraum ausgeschieden werden.

Klinisches Bild

Bei starkem Befall sind rasselnde Atemgeräusche, trockener Husten und Atembeschwerden, gelegentlich auch Konjunktivitis und Nasenausfluss zu beobachten. Erstickungsanfälle können auftreten. Ein massiver Lungenwurmbefall führt oft, besonders bei untergewichtigen Igeln oder zusätzlichen bakteriellen Sekundärinfektionen, zum Tod durch Kreislaufversagen.

Prophylaxe/Behandlung

Zur Überwinterung in Menschenobhut gehaltene Igel sollten koproskopisch auf Wurmbefall untersucht und gegebenenfalls mit geeigneten Wurmmitteln therapiert werden. Der Therapieerfolg sollte überprüft werden.

Schon gewusst?

  • Dieser Lungenwurm tritt oft als Mischinfektion mit dem Lungenhaarwurm (Capillaria aerophila) auf.
  • Vom Erdboden für die Diagnostik aufgesammelte Kotproben führen durch eingewanderte Erdnema­toden oft zu Fehldiagnosen.
  • Zur Erhöhung der Nachweissicherheit sollte der Kot über drei Tage gesammelt werden, da die Ausscheidung der Larven oft schubweise erfolgt.
  • Schnecken sind als Zwischenwirt für die Entwicklung dieses Lungenwurms zwingend notwendig.
  • Crenosoma striatum ist die häufigste Parasitose bei Igeln.

Hier können Sie sich den Parasitensteckbrief downloaden.

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