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Heimtier

Welche Bedürfnisse Chinchillas in der Heimtierhaltung haben

Nach Erreichen der Geschlechtsreife können Chinchillas intraspezifische Aggressionen entwickeln. Eine Vergesellschaftung sollte daher frühzeitig stattfinden.

Wild grey chinchilla sitting on straw outdoors
Inhaltsverzeichnis

Von Dr. med. vet. Barbara Schneider und Dr. med. vet. Patricia Solms

Chinchillas sind keine Einzelgänger und benötigen ein anregendes Umfeld. Die artspezifischen Bedürfnisse der Kleinnager sollte der aufmerksame Halter unbedingt berücksichtigen. Tut er dies nicht, können Chinchillas eine Vielzahl von Verhaltensstörungen entwickeln.

Systematik

Stachelschweinverwandte – Meerschweinchenverwandte – Chinchillaartige

Lebenserwartung

10–20 Jahre

Geschlechtsreife

weiblich 4–6 Monate, männlich 8–9 Monate

Herkunft

Chinchillas kommen aus dem westlichen Teil Südamerikas. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv. In ihrem natürlichen Lebensraum herrscht eine Luftfeuchtigkeit von unter 40 %.

Ernährung

Chinchillas sind vorzugsweise mit rohfaserreichem Heu und eventuell Chinchilla-Pellets zu füttern. Daneben kann wenig getrocknetes Grünfutter, z. B. Luzerne, Kamille, Pfefferminze, Salbei, Fenchel und Brennnessel, gegeben werden. Der Rohfaseranteil sollte dabei sehr hoch (16–18 %) und der Protein-/Fettgehalt (Rp 14–16, Rf 2–4 %) sehr niedrig gewählt werden.

Haltung

Die Einrichtung sollte mind. 2 m2 Grundfläche besitzen und dreidimensional gestaltet werden. Die Höhe des Geheges sollte mindestes 1,5 m betragen. Für die Paarhaltung ist ein Richtwert von 3 m3 und 0,5 m3 für jedes weitere Tier veranschlagt. Als Environmental Enrichment sollten frische Zweige von ungespritzten Obstbäumen (außer Steinobst) und Haselnusssträuchern angeboten werden. Zusätzlich sollte das Gehege über Schlupfhöhlen, ein Schlafhäuschen und ein Sandbad mit Spezialsand verfügen. Dieses Sandbad ist für die Fellpflege der Chinchillas unabdingbar. Wird statt speziellen Chinchillasandes quarzhaltiger Sand verwendet, dann kann es zu Fell- und Hornhautschäden kommen! Es gibt verschiedene Arten von geeignetem Spezialsand. Allen gemein ist jedoch, dass die einzelnen Körner stark abgerundet sind und sich der feuchte Sand zu Kugeln formen lässt.

Verhaltensauffälligkeiten

Sowohl die Einzelhaltung als auch zu karge Haltungsbedingungen sind nicht vertretbar und können bei Chinchillas zu abnormal-repetitivem Verhalten (AVR) führen. Dazu gehören beispielsweise Saltoschlagen, Gitternagen, stereotypes Springen oder Auf- und Ablaufen entlang des Gitters, Fell fressen und Kreiseln. Daher sollten die Tiere mindestens paarweise, besser aber in Gruppenhaltung, z. B. gleichgeschlechtliche Gruppen (ansonsten müssen die Männchen vor der Geschlechtsreife kastriert werden), gehalten werden.

Verhaltensprobleme bei kleinen Heimtieren
Kleinnager sind beliebte Haustiere. Welche Verhaltensauffälligkeiten bei nicht artgerechter Haltung auftreten können, lesen Sie hier.

Die Tiere lassen sich am besten vor Erreichen der Geschlechtsreife vergesellschaften, da sie danach eine intraspezifische Aggression ausbilden können. Chinchillas sind sehr konservative Tiere, sie mögen keine Veränderungen. Sie sind oft ängstlich und lärmempfindlich. Dies sollte bei den Haltungsbedingungen berücksichtigt werden. Als unerwünschte Verhaltensweisen tritt bei männlichen Tieren häufig das Versprühen von Analdrüsensekret und bei weiblichen Tieren das Urinmarkieren auf.

Über die Autorinnen

Dr. med. vet. Barbara Schneider ist Fachtierärztin für Verhaltenskunde mit jahrelanger Erfahrung in der verhaltenstherapeutischen Praxis. 

Dr. med. vet. Patricia Solms ist Tierärztin und Praxisinhaberin mit der Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie. Sie ist zudem Sachverständige für Sachkunde- und Wesensprüfungen.

Buchtipp

Viele nützliche Informationen zur artgerechten Haltung von Heimtieren bietet der Praxisleitfaden „Verhaltensprobleme bei Nager, Reptil & Co. – Von den Grundlagen bis zum Management“. Dorothea Döring, Petra Kölle, Walter Lantermann, Barbara Schneider, Patricia Solms und Daniele Zurr geben Tipps für die tägliche Praxis und beschreiben nachvollziehbare Therapieansätze verhaltensauffälliger Heimtiere. Mit zahlreichen Hand-Outs für Patientenbesitzer zum Downloads und Videos. Das Buch können Sie hier vorbestellen. Erscheint: 30.04.2022

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