Insgesamt ist unser Wissen zur Beweglichkeit des Rumpfes im Zusammenhang mit Gangmustern beim Hund sehr begrenzt. Von besonderem praktischem Interesse wären dabei die rotatorischen Bewegungsmomente des Rumpfes und ihre mögliche Beeinflussung durch das Tragen von Hundewesten.
Eine praktikable Messmethode
Um diese Wissenslücken zu schließen, haben Forscher der University of Georgia biomechanische Messungen an fünf adulten Mischlingshunden durchgeführt. Für die Messungen wurden die Hunde wiederholt beim Gang und Trab auf einem Laufband gefilmt. Dabei wurden durch knöcherne Strukturen definierte Körperstellen mit reflektierenden Punkten markiert und deren Verschiebung während der Fortbewegung aufgezeichnet. Anschließend konnten die Bewegungsmuster der jeweiligen Struktur zu einem Koordinatensystem im Raum in Relation gesetzt und entsprechend beurteilt werden. Ähnliche Methoden waren bislang bei Mensch und Pferd eingesetzt worden. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass der Ansatz auch bei Hunden verlässliche Messungen ermöglicht. Somit kann die Methode zur Untersuchung entsprechender weiterführender Fragestellungen empfohlen werden.
Rumpfrotation reduziert
In der vorliegenden Veröffentlichung wurden die Messungen an Hunden mit jeweils zwei verschiedenen Westen vorgenommen. Während das eine Modell annähernd den gesamten Rumpf des Hundes abdeckte, bestand das andere aus deutlich weniger Material und konnte durch Einstellung der Gurtweite individuell angepasst werden. Im Vergleich ihrer Messwerte zeigte sich eine erhöhte Rumpfmobilität beim Tragen der materialärmeren und anpassbaren Weste sowohl im Gang wie auch im Trab. Gleichzeitig war die Rumpfrotation der Hunde beim Tragen der Westen verglichen mit der Situation ohne Weste in signifikanter Weise reduziert. Doch zur Beurteilung der Westen sind weitere Studien erforderlich: Inwiefern die reduzierte Rumpfrotation von Bedeutung für die körperliche Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Hunde ist, bedarf weiterer Untersuchungen. Ebenso sind weitere Studien erforderlich um festzustellen, wie eine Arbeitsweste für den Hund idealerweise beschaffen und konstruiert sein sollte, um die Biomechanik so wenig wie möglich zu beeinflussen. (Christian Schiffmann)
Hier finden Sie die Originalpublikation: Foutz TL, Budsberg SC (2020): Impact of wearing a service vest on three-dimensional truncal motion in dogs. Am J Vet Res 81: 210–219.