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Tierschutz 12. Juli 2018

Das Minimum ist nicht genug

In der Sauenhaltung muss sich etwas ändern! Doch wie werden Besamungsstall und Abferkelbucht tiergerecht?

Ferkel trinken an Sau
Ferkel trinken an Sau

Von Dr. med. vet. Viola Melchers

Ein neues Merkblatt der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e. V. (TVT) beschreibt, wie herkömmliche Haltungsformen für Sauen tiergerechter gestaltet werden können.

Genug Platz und Verstecke

Die TVT fordert eine Gruppenhaltung im Besamungsstall. Um Verletzungen zu vermeiden, werden dazu insbesondere während des Zusammenstallens neuer Gruppen und während der Rausche ausreichend große Ställe gebraucht, ein trittsicherer Boden, Ausweichmöglichkeiten und Verstecke für rangniedere Tiere. 4–5 m2 Platz pro Sau sind dazu nötig.

Der Wartestall sollte klar strukturiert und aufgeteilt sein in einen Kotplatz, einen Liegeplatz mit Einstreu oder Gummimatten und einen Bereich zum Fressen und Wühlen. Satte, beschäftigte Tiere sind ruhiger, deshalb ist ein ausreichend großer Rohfaseranteil des Futters wichtig. Material wie Stroh mit Maiskörnern am Boden gibt den Sauen Gelegenheit zum Wühlen und Explorieren.

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Auch im Abferkelstall hält die TVT eine Haltung ohne Fixation für möglich, wenn die Voraussetzungen stimmen: Stroh, gesunde Sauen, eine große Bucht mit Ferkelnest und eine qualifizierte Tierbetreuung.

Ein Quarantäne- bzw. Eingliederungsstall sollte zugekauften Jungsauen ermöglichen, sich an das Er­regerspektrum der Herde anzupassen. Wird die Transportrausche genutzt oder Altrenogest verwendet, ist eine Zyklussynchronisation möglich, ohne auf Pregnant Mare Serum Gonadotropin (PMSG) zurückzugreifen. Letzteres wird unter oft tierschutzwidrigen Bedingungen von tragenden Stuten gewonnen.


Top Job:


Gutes Klima im Sauenstall

Thermoregulation zählt nicht zu den Stärken der Rüsselnasen. Deshalb muss jedes Einzeltier die Möglichkeit haben, einen angenehmen Temperaturbereich aufzusuchen. Auch eine nicht zu hohe Schadgaskonzentration und ausreichendes Tageslicht sind entscheidende Faktoren für ein gutes Stallklima.

Um regelmäßig zu überprüfen, wie es um das Wohlergehen der Sauen und Ferkel bestellt ist, gibt die TVT den Haltern abschließend konkrete Tierschutzindikatoren an die Hand.

Die Merkblätter der TVT finden Sie hier.

Über die Autorin

Als Fachjournalistin arbeitet Dr. med. vet. Viola Melchers vor allem für die Fachzeitschrift Der Praktische Tierarzt und das Portal Vetline.de. Die promovierte Tierärztin schreibt über Spannendes aus der veterinärmedizinischen Praxis und Wissenschaft.

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