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Tierschutz 7. Dezember 2023

Aus diesen 7 Gründen wird ein Wolf nicht zum Haustier

Ein Hauch von Wildnis im Wohnzimmer: Immer mehr Menschen entscheiden sich für einen Hund mit einer Prise Wolf im Genom. Doch die private Haltung von Wolfshybriden ist keine gute Idee.

Die Haltung von Wölfen ist sehr anspruchsvoll und häufig nicht tiergerecht möglich.
Die Haltung von Wölfen ist sehr anspruchsvoll und häufig nicht tiergerecht möglich.

Wolfshybriden sind Kreuzungen aus Wolf und Hund, mit unterschiedlich großem Wolfsanteil. Hybriden, Tschechoslowakischer Wolfhund und Saarloos Wolfhund  werden als Haustier immer populärer, nicht zuletzt seitdem sich die imposanten „Schattenwölfe“ in der Serie Games of Thrones als treue Begleiter bewährten. Bei den hierzulande gehaltenen Tieren handelt es sich meist um Importe aus Osteuropa und Amerika.

Die Haltung von Wolfshybriden ist anspruchsvoll

Die private Haltung ist rechtlich erst ab der fünften Generation nach Wolfs-Einkreuzung gestattet. Aus Sicht des Tierschutzes ist sie aber unabhängig von der Filialgeneration abzulehnen. Das stellt die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) in einer Stellungnahme klar. 

Aus diesen Gründen wird aus einem Wolfshybrid kein gutes Haustier:

1. Wölfe sind Wildtiere

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Zum Haustier wurden Hunde erst durch einen Prozess der Domestikation, der Jahrhunderte bis Jahrtausende dauerte. Ein individueller Wolf (oder Wolfshybrid) kann vielleicht gezähmt werden, nicht aber domestiziert. Er ist und bleibt ein Wildtier.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Wolfswelpen selbst bei viel Kontakt weniger Bindung zum Menschen aufbauen als Hundewelpen. Die soziale Reifung verläuft beim Hund anders als beim Wolf; sie wurde durch die Domestikation verändert.


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2. Wolfsanteil bleibt oft unklar

Wieviel Wolf steckt im Hybrid? Der Nachkomme einer Wölfin und eines Haushundes hat 50 % Wolfsanteil. Kreuzt man nur noch Hunde ein, sinkt der Wolfsanteil mit jeder Generation, werden Wölfe eingekreuzt steigt er.

Anhand des Phänotyps lässt sich keine Aussage zum genetischen Wolfsanteil treffen. Es ist möglich, dass Hybride wie Hunde aussehen, sich aber sehr wolfsähnlich verhalten. Mit steigender Generationenzahl seit der letzten Einkreuzung wird es auch im Gentest immer schwieriger, den Grad der Hybridisierung nachzuweisen. Ohne zuverlässige Nachweise zur Abstammung ist eine gesicherte Zuordnung kaum möglich.

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3. Artgerechte Haltung nur im Gehege möglich

Im Privathaushalt kann der Mensch den Ansprüchen der Hybriden in der Regel nicht gerecht werden. Laut TVT ist die einzig artgemäße Haltungsform für Wolfshybriden die Rudelhaltung in großen, strukturierten Gehegen.

4. Wolfsähnliches Verhalten macht Probleme

Wölfe sind schwer zu erziehen, ihr Verhalten ist kaum vorhersehbar. Studien zufolge sind Wolfshybriden territorialer als domestizierte Hunde, außerdem scheuer, ängstlicher und eher angriffsbereit.

Beutefangverhalten ist leicht auslösbar, sodass die Tiere zur Gefahr für andere Haustiere oder kleine Kinder werden können. Viele Hybriden können schlecht alleine bleiben.

5. Viele Abgaben aus Überforderung

Verhaltensprobleme treten bei Wolfshybriden häufig mit der Geschlechtsreife auf. Mit zwei bis drei Jahren werden die Tiere scheu bis panisch. Mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen sind sie nun häufig unverträglich. Das einsetzende „wölfische“ Verhalten führt in diesem Alter nicht selten zur Abgabe in einem Tierheim oder gar zur Euthanasie. Die häufigsten Abgabegründe sind das Zerstören der Wohnungseinrichtung und anhaltendes Heulen, wenn die Tiere alleine bleiben sollen sowie die Verteidigung von Futter, Spielzeug oder Räumlichkeiten.

Bei unkastrierten Rüden steigt im Winter, während der Fortpflanzungssaison, teilweise das Testosteronlevel, was zu erhöhter Angriffsbereitschaft führen kann (Winter Wolf Syndrom). Werden solche Tiere abgegeben, stehen die Tierheime vor dem Problem, dass ihnen eine tiergerechte Unterbringung von Wolfshybriden gar nicht möglich ist.

6. Für die Fütterung braucht es Know-How

Wolfshybride müssen anders ernährt werden als Hunde. Je nach Wolfsanteil bzw. der eingekreuzten Hunderasse können sie Kohlenhydrate nur schlecht verdauen und reagieren mit Durchfall und Erbrechen. Selbst bemühte Besitzer füttern oft fehlerhaft, Barfen zum Beispiel ohne entsprechende Bedarfsanalysen.

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7. Erbkrankheiten und eingeschränkte Therapiemöglichkeit

Bei Tschechoslowakischem Wolfhund und Saarloos Wolfhund treten verschiedene Erbkrankheiten auf, die Schmerzen, Leiden und Schäden verursachen können. Eine tierärztliche Behandlung ist aufgrund von Angst und Aggression der Tiere schwierig, selbst für Routineeingriffe bräuchte es oft ein Medical Training.

Wolfshybriden gehören nicht in Privathaltung

Die mangelnde Domestikation von Wolfshybriden führt häufig zu einer nicht-tiergerechten Haltung und einer Überforderung der Tierbesitzer. Die TVT spricht sich daher dafür aus, Haltung und Zucht in Privathand zu untersagen. (Viola Melchers)

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