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Stressprävention 1. März 2018

Wie Sie die Balance zwischen Beruf und Privatleben halten

In der Tiermedizin ist die berufliche Belastung enorm. Umso wichtiger ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Work, Life und Health.

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Inhaltsverzeichnis

Von Nicole Lange

Die Gefahr, an einem Burnout-Syndrom zu erkranken, ist besonders in der veterinärmedizinischen Branche sehr groß. Doch wie können Sie sich davor schützen? Die Ursachen für die persönlichen Spannungszustände zu erkennen, ist ein erster Schritt. Diesen mit einer gewissen Gelassenheit zu begegnen, ein weiterer. Eine gesunde psychische Widerstandskraft oder gar Vermeidungsstrategie an den Tag zu legen, ist das Ziel. Doch wie geht das? Gar nicht so schwer – wenn Sie bewusst versuchen, mehr auf sich selbst zu achten.

Was die Seele verbrennt

Eine der häufigsten berufsbedingten Stresserkrankungen ist das Burnout-Syndrom. Einige Berufsfelder sind dabei mehr gefährdet als andere. Die Tiermedizin steht in der Rangliste weit oben. Zermürbende Nacht- und Notdienste belasten genauso wie die vielen geleisteten Arbeitsstunden, stetige Erreichbarkeit, Zeitmangel, Idealismus in Kombination mit Perfektionismus, die häufige Konfrontation mit Tod und Euthanasie. Aber auch der Umgang mit anstrengenden und im Zweifelsfall beratungsresistenten Patientenbesitzern sowie der emotionale und moralische Stress, den die berufliche Ausrichtung mit sich bringt, spielen eine nicht unerhebliche Rolle.

In einer besonderen Situation befinden sich dann noch Praxisinhaber. Bei ihnen kommt neben einem möglichen finanziellen Druck noch die Bewältigung von betriebswirtschaftlichen Aufgaben hinzu. Da dies bis jetzt noch kein Bestandteil des veterinärmedizinischen Lehrplanes ist, stehen Selbstständige damit vor einer großen Herausforderung. Anfangsassistenten erleben ebenfalls enormen Dauerstress. Neben dem eigentlichen strapaziösen Arbeitsalltag – inklusive Nacht- und Notdiensten – befinden sie sich zuweilen noch in der Rolle des Lernenden. Sie müssen sich neben dem im Studium Erlernten viel praktische Expertise aneignen – und davon möglichst viel in kürzester Zeit.

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Aber der Stress beginnt bereits im Studium. Die Ergebnisse einer Studie des Clinical Skills Lab der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und der Akademie für Psychosomatik in der Arbeitswelt der Röher Parkklinik zeigten, dass sich 37 Prozent der Studierenden von insgesamt sechs veterinärmedizinischen Ausbildungsstätten im oder vom Studium gesundheitsgefährdend gestresst fühlen. Strenge oder unklare Anforderungen und die hohe Anzahl an Prüfungen wurden unter anderem als Hauptursachen genannt.

Auf Warnzeichen achten


Top Job:


Viele Menschen neigen dazu, die Symptome des Burnout-Syndroms nicht ernst zu nehmen. Ein Grund dafür ist möglicherweise, dass die Erkrankung phasenweise erfolgt – sie ist ein schleichender Prozess.

Jeder reagiert zwar individuell und subjektiv, aber am Krankheitsbeginn sind Müdigkeit, überhöhter Energieeinsatz und Leistungsanspruch sowie Unzufriedenheit oft charakteristisch. Im weiteren Verlauf können sich Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen, Empathieverlust, Pessimismus und Bitterkeit einstellen. Darauf folgen häufig Gleichgültigkeit, Desinteresse, Zynismus und sozialer Rückzug sowie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und auch Herz- sowie Atembeschwerden. In der letzten Phase kommt das Gefühl der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit auf. Der Suizidgedanke kreist immer öfter durch die Köpfe der Betroffenen. Ist es erst soweit gekommen, zeigt sich die Genesung in der Regel langwierig. Darum ist es umso wichtiger, frühzeitig auf Symptome zu achten und zu versuchen, dagegen zu steuern.

Dem Burnout ein Schnippchen schlagen

Was können Sie tun, um ein Burnout-Syndrom abzuwenden und eine gute Balance zwischen Leben, Gesundheit und Arbeit zu wahren? Ein Zauberwort ist Achtsamkeit. Achten Sie auf sich selbst.

Fangen Sie doch gleich morgens damit an. Schenken Sie sich paar Minuten direkt nach dem Aufwachen, in denen Sie sich ganz bewusst ausschließlich auf die schönen Dinge des Tages freuen. Alternativ können Sie auch abends die positiven Erlebnisse des Tages schwarz auf weiß notieren – oft gehen diese im stressigen Alltag unter. Sammeln Sie Ihre Notizen und rufen Sie sich diese immer wieder ins Gedächtnis – besonders dann, wenn es Ihnen nicht gut geht. Sie werden sich wundern, wie viele schöne Dinge in der Summe um Sie herum geschehen.

Nutzen Sie die Mahlzeiten des Tages als Anker der Achtsamkeit. Vergessen Sie für ein paar Minuten die Hektik. Essen Sie bewusst, das entschleunigt und ist auch noch gesund.

Die Experten Marc Dilly, Leiter des DVG-Arbeitskreises „Didaktik und Kommunikationskompetenz“, und Jan Peter Ehlers, Fakultät für Gesundheit der Universität Witten, riefen im Rahmen des letzten DVG-Vet-Congresses in Berlin dazu auf, auch mal „Nein“ zu sagen. Dies sei ein ganz wichtiger und entscheidender Schritt zur Burnout-Prävention. Sie empfehlen, sich in stressigen Zeiten daran zu erinnern, was einem Spaß macht, und sich Zeit dafür einzuräumen. Ehlers rät, sich regelmäßig mit sich selbst zu verabreden. Sie sind genauso wichtig wie andere Verabredungen und Termine. Machen Sie sich jeden Tag aufs Neue bewusst, wie wertvoll Sie sind!

Über die Autorin

Nicole Lange ist Sozialwissenschaftlerin und Fachjournalistin.

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