Ein Hund für alle Herzen

Eigentlich sollte es ein quirliger Welpe sein, der Olivia beim Start in ihr neues Leben begleiten soll. Doch als sie im Büro des Tierheims die Adoptionspapiere unterzeichnen möchte, fällt ihr Blick auf einen schwarzen, struppigen, grauschnäuzigen Hund, der teilnahmslos in seinem Körbchen liegt. Der betagte Vierbeiner ist ein Findelhund, der im Moor der Yorkshire Dales zurückgelassen wurde. Die frisch geschiedene Olivia sieht in dem Hund mit dem traurigen Blick einen Leidensgenossen. Prompt ändert sie ihre Meinung, tauft den Namenlosen kurzerhand Harry und adoptiert ihn.

Seit ihrer Scheidung hat sich in Olivias Leben einiges verändert: Aus der selbstbewussten Lehrerin wurde über Nacht eine Verlassene, die unbedingt einen Tapetenwechsel braucht. Sie kündigt ihren Job, verlässt London und zieht in ein renovierungsbedürftiges Haus im verschlafenen Nettlewick. Dort erkundigt sie mit ihrem neuen Mitbewohner das Dorf. Durch seine freundliche und unaufdringliche Art wickelt Harry einen Nachbarn nach dem anderen um seine Pfote: Da sind der alte Valentin, der sich um seine demenzkranke Frau sorgt, der autistische Stanley, dem das Listenführen Halt und Struktur gibt und die pubertierende Maya, die aus Trotz ihre berufliche Zukunft auf Eis legt. Dank Harry wächst die Dorfgemeinschaft immer mehr zusammen und es hätte niemand geahnt, dass ein alter Hund aus dem Tierheim das Leben vieler Menschen ins Positive verändert– und vor allem Olivia zeigt, dass sie nicht allein ist.

Im Roman „Lieber mit dem Kopf durch die Wand als gar kein Durchblick“ von Alexandra Potter durchlebt man mit der Protagonistin Olivia die sieben Phasen der Trauer, mit allen Höhen und Tiefen. Durch die leichte und einnehmende Erzählweise kann man sich gut in die Figuren hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen. Dieser lebensnahe Wohlfühlroman ist überraschend tiefgründig, mit humorvollen Anekdoten gespickt und genau die richtige Lektüre für den Frühling. Denn am Ende ist die Botschaft klar: Auch in schwierigen Zeiten gibt es immer einen Lichtblick – und manchmal erscheint dieser in Gestalt eines Hundes. (Lydia van Dyck)

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