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FIP 26. Februar 2024

Hochpathogenes Coronavirus bei Katzen

Ein neuer Subtyp des FIP-Virus, FCoV-23, ist anscheinend für die schnelle Ausbreitung der FIP in Zypern verantwortlich. Das Virus löst FIP aus und könnte von Katze zu Katze direkt übertragbar sein.

Insel der Katzen: Auf Zypern traf FCoV-23 auf eine große Katzenpopulation auf engem Raum.
Insel der Katzen: Auf Zypern traf FCoV-23 auf eine große Katzenpopulation auf engem Raum.
Inhaltsverzeichnis

SARS-CoV-2 hat uns nur zu deutlich in Erinnerung gerufen, dass Coronaviren bei zahlreichen Wild- und Haustierarten vorkommen und grundsätzlich in der Lage sind, Speziesgrenzen zu überwinden. Auf Zypern scheint es nun zu einer Rekombination von felinem Coronavirus (FCoV) und einem hypervirulenten kaninen Coronavirus (CCoV) gekommen zu sein. Das Ergebnis: FCoV-23, ein Virus, das wahrscheinlich FIP auslösen und gleichzeitig direkt zwischen Katzen übertragen werden kann.  Das ist das Ergebnis einer bisher nur als unbegutachteter Preprint veröffentlichten Studie der Universität Edinburgh. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.

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Was für ein Virus steckt hinter dem FIP-Ausbruch auf Zypern?

2023 kam es auf Zypern zu einem FIP-Ausbruch zuvor unbekannten Ausmaßes. Die Pancyprian Veterinary Association schätzt, dass von Januar bis Mitte Juli 2023 etwa 8.000 Katzen auf Zypern durch FIP zu Tode kamen. Forschende um Dr. Christine Tait-Burkard von der Universität Edinburgh untersuchten gemeinsam mit Tierärztinnen und Tierärzten aus Zypern das Ausbruchsgeschehen. Die Forschenden sequenzierten Virus von FIP-Fällen aus Zypern sowie von zwei Katzen mit FIP, die kürzlich aus Zypern nach Großbritannien importiert worden waren.

In der Studie wurde ein neuer Subtyp von FCoV identifiziert, der nach Rekombination mit einem hypervirulenten Strang von CCOV entstanden ist. Die Autoren schlagen für diesen neuen Subtyp den Namen FCoV-23 vor.

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Zu Rekombinationen zwischen felinen und kaninen Coronaviren kommt es häufiger, sie haben sich bisher aber noch nie weiter verbreitet. In Zypern traf das Virus auf eine große Katzenpopulation auf engem Raum und fand somit vielleicht ideale Bedingungen für eine Weiterverbreitung vor. 

Ist FIP jetzt von Katze zu Katze übertragbar?


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Das klassische FCoV kommt in zwei Biotypen vor:

  • das Feline Enterale Coronavirus (FECV) mit niedriger Virulenz und geringfügiger Symptomatik. Es wird fäkal-oral von Katze zu Katze übertragen.
  • das Feline Infektiöse-Peritonitis-Virus (FIPV) das eine Erkrankung auslöst, die unbehandelt letal ist. Es entsteht durch eine Mutation aus FECV und wird nicht direkt übertragen.

Erste Ergebnisse sprechen dafür, dass der neue Subtyp FCoV-23 FIP auslösen kann, ohne dass sich zuvor der Biotyp ändern muss. Zudem gibt es einige Hinweise auf eine direkte Übertragung von FCoV-23:

Durch FCoV-23 ausgelöste FIP scheint durch einen schnellen Symptombeginn gekennzeichnet. Katzen jeden Alters sind betroffen. Schließlich waren sich die Virussequenzen verschiedener FIP-Fälle trotz unterschiedlicher Zeiten und Orte bemerkenswert ähnlich, was stark für eine Übertragung von Katze zu Katze spricht. Letztlich sind aber weitere Untersuchungen notwendig, unter anderem zu eventuellen asymptomatischen Trägertieren, um diese Frage zu beantworten.

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Gibt es Unterschiede in der Symptomatik?

Die Symptome der durch FCoV-23 ausgelösten FIP scheinen grundsätzlich denen der klassischen FIP zu ähneln. Die Autoren aus Edinburgh vermuten allerdings einen starken Pantropismus des Virus mit zahlreichen betroffenen Organen in infizierten Katzen. Außerdem ergaben die Untersuchungen Hinweise auf eine hohe Viruslast.

Neurologische Symptome könnten bei der „neuen FIP“ häufiger auftreten: Ein relativ hoher Anteil der bestätigten Fälle auf Zypern zeigte neurologische Symptome (28 Prozent versus 14 Prozent bei klassischer FIP). Doch auch hier sind weitere Untersuchungen nötig, um diese ersten Hinweise zu bestätigen.

Ist eine Ausbreitung über Zypern hinaus zu befürchten?

Ja, in Großbritannien ist das neue Virus bereits angekommen. Christina Tait-Burkhard und Kollegen konnten FCoV-23 bisher auch bei einer von zwei untersuchten Katzen mit FIP nachweisen, die aus Zypern nach Großbritannien importiert werden. Die Autoren schreiben: „Zypern hat eine große Population von Katzen ohne Besitzer, die häufig in andere Teile Europas und den Rest der Welt exportiert werden. Wie der Fall in Großbritannien zeigt, gibt es ein signifikantes Risiko, dass sich der Ausbruch weiter ausbreitet.“

Die British Veterinary Association wies Mitte November darauf hin, dass es sich bisher um einen einzelnen, isolierten Fall von FCoV-23 in Großbritannien handelt, ruft Katzenhalter aber zu erhöhter Aufmerksamkeit auf.

FIP galt lange Zeit als unheilbar, erst vor wenigen Jahren wurde eine Therapiemöglichkeit gefunden.  Aus arzneimittelrechtlichen Gründen ist in Deutschland die Behandlung der FIP aber nach wie vor schwierig. (Viola Melchers)

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