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Nonverbale Kommunikation 20. März 2024

Souverän und professionell wirken – wie geht das?

Unsere Körpersprache hat großen Einfluss darauf, wie wir auf Tierbesitzer wirken. Unser Experte Sebastian Arps gibt Tipps, wie TFAs gekonnt nonverbal kommunizieren.

Die Körpersprache hat eine große Wirkung auf unser Umfeld.
Die Körpersprache hat eine große Wirkung auf unser Umfeld.

Menschen kommunizieren zu 90 Prozent nonverbal. Die Körpersprache einer TFA kann viel über das Innenleben verraten: Wer nervös von einem Fuß auf den anderen tritt, die Arme vor dem Bauch verschränkt, stammelt und den Blicken ausweicht wirkt mit großer Wahrscheinlichkeit unsicher. Tierbesitzer, die nervös, ängstlich und verunsichert in die Praxis kommen, wünschen sich von ihrem Gegenüber vor allem Beruhigung und Sicherheit, kurz das Gefühl „Der oder die kriegt das schon hin!“ TFAs, die ein entsprechendes Vertrauen sowie Ruhe ausstrahlen, schaffen eine gute Basis für eine fruchtbare Zusammenarbeit. 

Als Experte für Kommunikation weiß Sebastian Arps, wie TFAs über ihre Körpersprache Vertrauen schaffen und Besitzer beruhigen können. Wir haben ihm fünf Situationen aus der Praxis geschildert.

Ich bin Auszubildende und oft total überfordert. Wie schaffe ist es, souverän zu wirken?

Sebastian Arps: In der Tiermedizin ist es wichtig, wie du dich verhältst, sogar wenn du nicht sprichst. Deine Körperhaltung, Bewegungen und Gesichtsausdrücke sagen den Tierbesitzern viel über dich aus. Wenn du aufrecht stehst, offen gestikulierst und lächelst, bauen sie Vertrauen auf und fühlen sich wohl. Auch wie du sprichst und dich bewegst, baut Zutrauen und Beziehungen auf. Sei präsent und sorge dafür, dass sich alle Beteiligten sicher und respektiert fühlen - egal ob Mensch oder Tier. Als Neuling in der Praxis kann es knifflig sein, selbstsicher aufzutreten, besonders wenn du von all den neuen Dingen überwältigt bist. Deshalb bereite dich jeden Tag auf deine Termine vor. Wenn du viel weißt, kannst du deine Unsicherheit in Können umwandeln. Selbstbewusstes Auftreten und klare Kommunikation helfen dir dabei, dich noch souveräner zu fühlen. Tiefes Ein- und Ausatmen ist ein echter Game-Changer, wenn du gestresst bist. Es sagt deinem Gehirn, dass alles cool ist und hilft, dich zu entspannen. Wenn wir gestresst sind, atmen wir oft flach oder halten sogar den Atem an, was uns noch mehr stressen kann. Doch bewusstes Atmen kann diesen Stress-Zyklus durchbrechen und deine Nerven beruhigen. Denk daran: Es ist total normal, sich am Anfang unsicher zu fühlen. Such dir Möglichkeiten, um dazuzulernen, und frag erfahrene Kollegen um Hilfe. Wenn du kontinuierlich an deinem Wissen und Können arbeitest, wirst du nach und nach immer selbstsicherer und glänzen.

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Tierbesitzer laden häufig ihren Frust bei mir ab, was mich wiederum frustet! Wie gelingt es trotzdem professionell zu bleiben?

Arps: Wenn Tierbesitzer ihren Frust, ihre Überforderung oder Unsicherheiten bei dir abladen, kann das herausfordernd sein. Trotzdem ist es entscheidend, in solchen Momenten professionell, souverän und angemessen zu reagieren und zu kommunizieren. Es ist wichtig, die Situation und den Frust nicht persönlich zu nehmen. Du bist nicht für die Krankheit oder Verletzung des Tieres verantwortlich, sondern da, um zu helfen. Manchmal bedeutet das auch, die Emotionen der Tierhalter auszuhalten und ihnen ein offenes Ohr zu bieten. Versuche, empathisch zuzuhören und die Bedürfnisse der Tierbesitzer zu verstehen. Das zeigt nicht nur Mitgefühl, sondern hilft dir auch, die Situation besser zu erfassen und passend zu reagieren. Gleichzeitig ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen, besonders wenn die Situation zu belastend wird. Konzentriere dich darauf, fachliche und praktische Lösungen für das Problem zu finden, anstatt dich von den emotionalen Reaktionen der Tierbesitzer überwältigen zu lassen. Atme bewusst tief ein und langsam aus. Konzentriere dich auf den Rhythmus deines Atems und spüre, wie sich dein Körper mit jedem Atemzug entspannt. Das kann dir helfen, ruhiger zu werden und klarer zu denken, so dass du die Situation mit mehr Gelassenheit und Souveränität bewältigen kannst. Wenn du unsicher bist oder die Situation zu schwierig wird, zögere nicht, um Unterstützung von erfahrenen Kollegen zu bitten. Es kann auch hilfreich sein, sich im Bereich "Professionelle Kommunikation" weiterzubilden, um effektive Strategien im Umgang mit emotional belastenden Situationen zu erlernen und deine kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern.


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Wie kann ich Tierbesitzern eine Stütze sein, die mit schlechten Nachrichten konfrontiert werden?

Arps: Beim Überbringen einer schwierigen Diagnose ist es wichtig, einen einfühlsamen und unterstützenden Ansatz zu wählen. Beginn das Gespräch, indem du den Tierbesitzern Zeit und Raum gibst, um sich auszudrücken und ihre Emotionen zu teilen. Wähle einen möglichst ruhigen Ort, der frei von Ablenkungen ist, um eine angemessene Atmosphäre für das Gespräch zu schaffen. Während des Gesprächs ist es entscheidend, dass du Mitgefühl und Unterstützung deutlich zum Ausdruck bringst. Biete den Tierhaltern deine fachliche Unterstützung an und zeige ihnen, dass du bereit bist, sie im Rahmen deiner Profession durch diesen schwierigen Prozess zu begleiten. Dies kann die Bereitstellung zusätzlicher Informationen über die Diagnose und mögliche Behandlungsoptionen umfassen oder die Vermittlung an spezialisierte Fachkräfte, die weiterhelfen können.

Es ist hierbei wichtig, deine eigenen Grenzen zu kennen und zu respektieren. Es ist nicht deine Aufgabe, die psychische und emotionale Stütze für die Tierbesitzer zu sein. Du solltest dich vielmehr darauf konzentrieren, fachliche Unterstützung anzubieten und den Tierhaltern dabei zu helfen, die bestmöglichen Entscheidungen für ihre Tiere zu treffen. Während des Gesprächs ist es wichtig, eine klare und verständliche Sprache zu verwenden. Biete praktische Unterstützung an, wie die Organisation von Behandlungsterminen oder die Bereitstellung von Informationsmaterial, um den Tierbesitzern in dieser schwierigen Zeit zur Seite zu stehen. Respektiere dabei stets die Emotionen und Reaktionen der Tierbesitzer und ermutigen sie, Fragen zu stellen und ihre Bedenken zu äußern. 

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Ich bin  introvertiert und muss  in der Kommunikation mit den Tierbesitzern oft sehr aus mir rausgehen. Hast du Tipps für mich, wie ich das schaffen kann, ohne meine Authentizität zu verlieren?

Arps: Als introvertierte Person kann die Kommunikation mit Tierbesitzern eine Herausforderung sein. Doch das bedeutet nicht, dass du dich in deinem Job verstellen oder deine Persönlichkeit ändern sollst. Du kannst lernen, authentisch zu bleiben und gleichzeitig effektiv zu kommunizieren, indem du dich darauf konzentrierst, zuzuhören und die Bedürfnisse des Tierbesitzers zu verstehen. Du musst nicht viel sprechen, um Informationen und Verständnis zu vermitteln. Nutze vielmehr deine Stärken und deine ruhige Art, um Vertrauen aufzubauen und professionell zu bleiben. Bereite dich auf ein Gespräch mit einem Tierbesitzer emotional und fachlich vor, um von Anfang an sicherer aufzutreten - sowohl innerlich als auch äußerlich. Überlege im Voraus, welche Fragen du stellen und welche Informationen du bereitstellen musst. Durch das Stellen offener Fragen lädst du den Tierbesitzer ein, ausführlich zu antworten, und erfährst mehr über die Bedürfnisse des Tieres, ohne selbst viel zu sprechen oder dich öffnen zu müssen. Zeige dem Tierbesitzer durch Nicken, Augenkontakt und kurze Zusammenfassungen, dass du aufmerksam bist und seine Anliegen ernst nimmst.do stärkst du ohne viele Worte oder Small-Talk die Verbindung und das Vertrauen zwischen euch. Auch deine Körpersprache spielt eine wichtige Rolle dabei, wie du dich fühlst und wie du die Situation wahrnimmst. Achte darauf, eine offene und zugewandte Körperhaltung zu zeigen, um Vertrauen und Sympathie zu signalisieren. Kommunikation ist eine Fähigkeit, die du trainieren kannst. Setze dir kleine Ziele, wie zum Beispiel jeden Tag ein kurzes Gespräch mit einem Tierbesitzer zu führen, um Fortschritte und Erfolge zu erleben. (Lisa-Marie Petersen)

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