Pest ist nicht gleich Pest
Experten des Friedrich-Loeffler-Instituts stellen die Unterschiede zwischen Klassischer und Afrikanischer Schweinepest heraus.
Von Karin E. Lason
Es wird viel diskutiert und polemisiert ob der korrekten Vorgehensweisen gegenüber der wiederkehrenden Afrikanischen Schweinepest (ASP). Ein Übersichtsartikel vergleicht die Krankheit mit der Klassischen Schweinepest (KSP). Die Autoren erläutern darin Fakten zu Geschichte, Virologie und Epidemiologie und leiten daraus sinnvolle Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle sowie zu noch notwendiger Forschung für die ASP ab.
Grundlegendes
An beiden Seuchen erkranken ausschließlich Schweine. Durch Viren ausgelöst, zeichnen sie sich durch hohe ökonomische Verluste in von ihnen betroffenen Regionen mit bedeutender Schweinefleischindustrie aus. Die KSP wütete in Mitteleuropa bei Hausschweinen zuletzt in den 1990er-Jahren. Zur gleichen Zeit konnte ein Ausbruch der ASP auf dem Kontinent bis auf wenige Orte komplett gestoppt werden. Die meisten aktuell betroffenen zentral- und osteuropäischen Staaten hatten bisher insbesondere mit der KSP Erfahrung. Daher übertrugen die Behörden die Bekämpfungsstrategie einfach auf das aktuelle ASP-Geschehen.
Wesentliche Unterschiede
Jedoch: Die ASP breitete sich weder so schnell aus wie vorhergesagt noch limitierte sich ihr Ausbruch selbst. Wesentliche Unterschiede zwischen beiden Seuchen scheinen ursächlich hierfür zu sein: Bereits die auslösenden Viren sind grundlegend andere: ein DNA-Virus bei der ASP, ein RNA-Virus bei der KSP. Interessant ist, dass das ASP-Virus das derzeit einzig bekannte DNA-Arbo-Virus (= von Arthropoden stammend) ist. In afrikanischen Ländern wird es von der Lederzecke übertragen, die es in Mitteleuropa nicht gibt. Einheimische Arthropoden scheinen das Virus hingegen nicht übertragen zu können. Aktuell ist der wesentliche Eintragungsweg der ASP in Schweinebestände ebenfalls indirekt, aber menschgemacht, und zwar über kontaminierte Fleischprodukte oder Futtermittel. Für die Ausbreitung der KSP hingegen ist die direkte Übertragung über Kontakt zwischen den Schweinen wesentlich. Als Virenreservoir gelten für beide Viren Wildschweine. Die Tenazität in Tierkadavern scheint beim ASP-Virus höher zu sein. Gegen die KSP gibt es sichere, effektive Impfstoffe inklusive eines oralen für Wildschweine. Eine Vakzine gegen die ASP fehlt derzeit.
Anzupassende Strategie
Top Job:
Eine solche zu entwickeln sowie die Tenazität in und um Wildschweinkadaver weiter zu erforschen, sind laut FLI-Experten die derzeit größten Herausforderungen. Bisherige Fälle zeigen, dass die Seuche meist über kontaminierte Fleischwaren und Futtermittel in Hausschweinebetriebe eingetragen wurde. Strikte Hygienemaßnahmen für von der ASP betroffene Ställe sowie die intensive Information der Bevölkerung sind vordergründige Maßnahmen, um ein dramatisches Geschehen vielversprechend vermeiden zu helfen. Zielgruppenorientierte Infomaterialien gibt es von offiziellen Stellen in der Schweiz und Deutschland, wie ein Plakat in mehreren Sprachen für Wanderarbeiter aus Osteuropa oder eine Jagdreisebroschüre auf Deutsch unter dem Link: www.bmel.de/asp.
Über die Autorin
Als Wissenschaftsjournalistin und transdisziplinär promovierte Tierärztin kommt es Karin E. Lason auf fundierte Inhalte an. Dabei setzt die Chefredakteurin von Der Praktische Tierarzt auf Kontakte zu Forschern, kreative Formate und eine verständliche Sprache.
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