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Geriatrischer Patient 26. Februar 2018

Prädiabetische Katzen rechtzeitig erkennen

Beim Gesundheits-Check älterer Katzen sollte routinemäßig ein Blutglukose-Screening auf dem Plan stehen, so empfiehlt es eine aktuelle Studie zu Prädiabetes.

Von Dr. med. vet. Viola Melchers

Senior-Katzen erkranken verhältnismäßig häufig an Diabetes, insbesondere wenn sie übergewichtig und männlich sind oder einer besonders gefährdeten Rasse angehören wie die Burmesen.

Aus der Humanmedizin ist bekannt, dass der Erkrankung häufig ein sogenannter Prädiabetes vorausgeht, also eine Phase, in der Glukose-Toleranz und Nüchtern-Blutzuckerspiegel bereits beeinträchtigt sind. Ein solcher Zusammenhang wird auch für Katzen vermutet und konnte bei Katzen in diabetischer Remission bereits gezeigt werden. Das Interessante daran: Wird das Problem beim Menschen rechtzeitig erkannt und daraufhin der Lebensstil geändert, lässt sich der Diabetes in diesem Stadium noch verhindern. Wer seine Ernährung anpasst und sich mehr bewegt, hat gute Chancen, nicht zu erkranken.

Diese Werte sind ein Alarmzeichen

In einer aktuellen Studie wurde daher bei 120 gesunden Katzen über acht Jahre ein Glucose-Screening durchgeführt, um Grenzwerte zu ermitteln und herauszufinden, welche Faktoren die Messungen beeinflussen können. Die Autoren empfehlen:

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  • Katzen mit Werten zwischen 117 und 189 mg/dl nach drei bis vier Stunden erneut zu testen,

  • bei Katzen mit Werten von initial über 189 mg/dl oder über 116 mg/dl beim zweiten Test den Nüchtern-Blutzuckerspiegel zu bestimmen und nach einem Klinikaufenthalt über Nacht einen Glukose-Toleranz-Test durchzuführen.

Screening mit kapillärem Blut


Top Job:


Wichtig dabei ist, dass die Grenzwerte von der Methodik bei der Blutabnahme abhängig waren. Wenn sie angewendet werden, sollte daher folgendermaßen vorgegangen werden: Für die Probe wird kapilläres Blut aus Ohr oder Pfotenballen genommen – sofort, wenn die Katzen in die Klinik/Praxis kommen, noch vor der klinischen Untersuchung. Gemessen wird mittels eines tragbaren, für felines Blut kallibrierten Glukose-Messgeräts direkt nach der Probenahme.

Der Stress und die Glukose

Bei Katzen steigt der Blutzuckerspiegel, wenn sie unter Stress stehen. Daher kompliziert die Stresshyperglykämie nicht selten die Diabetes-Diagnose. Mit oben beschriebener Methode hatten die Autoren keine Katzen, die sich heftig gegen die Blutabnahme wehrten. Die Variabilität, die sie auf Stress im Untersuchungszimmer zurückführen konnten, war gering. Wahrscheinlich stand jedoch eine Reihe der höheren Messwerte mit Stress beim Einfangen und Transportieren im Zusammenhang. Deshalb wird empfohlen, die Blutabnahme bei leichter Hyperglykämie nach wenigen Stunden zu wiederholen. Die Katze sollte sich in dieser Zeit an einem ruhigen Ort entspannen können, die zweite Messung dann direkt im Käfig bzw. Transportkorb durchgeführt werden.

Dem Diabetes vorbeugen

Ältere Katzen mit beeinträchtigter Glukose-Toleranz oder Nüchtern-Glukosespiegel sollten nach Empfehlung der Autoren genau wie betroffene Menschen ihren Lebensstil anpassen, um der Erkrankung vorzubeugen. Das kann bedeuten, dass übergewichtige Tiere auf Diät gesetzt und zu mehr Bewegung angeregt werden, dass auf eine kohlenhydratärmere Fütterung umgestellt oder eine Steroid-Therapie reduziert beziehungsweise abgebrochen wird. Um festzustellen, wie viel Prozent der Tiere mit Prädiabetes tatsächlich einen Diabetes entwickeln und ob sich das durch diese Maßnahmen erfolgreich verhindern lässt, sind weitere (Langzeit-)Studien nötig. 

Über die Autorin

Als Fachjournalistin arbeitet Dr. med. vet. Viola Melchers vor allem für die Fachzeitschrift Der Praktische Tierarzt und das Portal vetline.de. Die promovierte Tierärztin schreibt über Spannendes aus der veterinärmedizinischen Praxis und Wissenschaft.

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