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Knochen + Gelenke

Richtig röntgen: Gut gelagert ist halb gewonnen

Das gewünschte Röntgenergebnis ist eine perfekt zu beurteilende Aufnahme. Wir haben für Sie Tipps zum Röntgen von Kleintieren zusammengestellt.

Inhaltsverzeichnis

Von Nicole Josten-Ladewig

Mit der Lagerung in dorsoventraler, ventrodorsaler oder laterolateraler Richtung können die wichtigsten diagnostischen Röntgenaufnahmen erstellt werden. Beachten Sie dabei immer, dass der zu beurteilenden Bereich der Platte am nächsten liegt. Wenn Extremitäten geröntgt werden müssen, darf das Seitenzeichen (re/li) nicht fehlen. Außerdem sind Aufnahmen in zwei Ebenen nötig, um eine genaue Diagnose erstellen zu können. Gerade bei Gliedmaßen kann es leicht zu Verwechslungen kommen. Der Patient muss ruhig liegen, damit das Bild nicht verwackelt. Probieren Sie zum Lagern auch Hilfsmittel wie beispielsweise Keilkissen und Krippe aus, die Aufnahmen werden dann in der Regel genauer und sind somit besser zu beurteilen. Falls das Tier nicht kooperativ sein sollte, ist eine leichte Sedierung angeraten.

Die richtige Röntgeneinstellung

Verschiedene Körperregionen erfordern unterschiedliche Belichtungsqualitäten, damit sie von den Röntgenstrahlen optimal durchdrungen werden können. Als Maß für die Strahlenenergie dient die Ladungsmenge (gemessen in Milliamperesekunden; mAs), die während der Belichtung durch die Röntgenröhre fließt. Sie ist das Produkt aus Röntgenstrom (gemessen in Milliampere; mA) und Belichtungszeit (gemessen in Sekunden; s). Je nach Spannung (gemessen in Kilovolt; kV), die der Röntgenröhre zugeführt wird, spricht man von weicher (niedrige kV-Werte) bzw. harter (hohe kV-Werte) Strahlung.

So berechnen Sie den kV-Wert:

  • Spannung = Härte der Strahlung (kV)

  • Ladungsmenge = Röntgenstrom (mA) x Zeit (s) = Energie der Strahlung (mAs)

Optimale Spannung (kV-Wert) = 2 x Objektdicke + 30

Beispiel: Hund ist 15 cm dick (15 x 2 = 30 + 30 = 60 kV)

Versuchen Sie immer, die passende Belichtungseinstellung zu bekommen. Nutzen Sie dafür eine gut geführte Belichtungstabelle.

Streustrahlung vermeiden!

Bitte denken Sie auch immer an die eigene Sicherheit! Das Tragen von Bleischürzen, Schilddrüsenschutz, Röntgenbrille und Handschuhen soll vor Streustrahlung schützen. Bedenken Sie, dass schon ein verirrter Röntgenstrahl, der sie ungeschützt trifft, zu späteren gesundheitlichen Problemen führen kann!

Wichtig: Das Röntgenfeld immer so klein wie möglich ausleuchten! So wird die Streustrahlung gering gehalten!

Was zeigt das Röntgenbild?

Um ein Röntgenbild beurteilen zu können, müssen Sie wissen, wie sich die verschiedenen Körperstrukturen darstellen:

  • Metall: weiß

  • Knochen: hellgrau

  • Weichteile: grau

  • Fett: anthrazit

  • Gas: schwarz

Kontrastmittel helfen, bestimmte Bereiche besser sichtbar zu machen. Dazu eignen sich beispielsweise Luft (Enddarm) oder eine gebrauchsfertige Lösung (z. B. Gastrolux®; Speiseröhre, Magen-Darm-Trakt).

Welche Lagerung für welches Röntgenbild?

Wenn die optimale Röntgeneinstellung gewählt ist, kann das Tier gelagert werden. Bei einigen Lagerungen müssen die Tiere sediert sein, da sonst bestimmte Stellungen nicht möglich sind. So beispielsweise beim Röntgen der Kiefer und Zähne, da dabei der Fang stark geöffnet sein sollte. Hierfür wird der Patient auf die Seite gelegt (l/l) und der Kopf um 45° geneigt. Je nach Bereich (Ober- oder Unterkiefer) können nun die Zahnwurzeln einzeln beurteilt werden. Bitte denken Sie immer daran, keinen Metallspreizer zu verwenden. Dieser kann zu Ausblendungen wichtiger Bereiche führen. Ein Spreizer aus Holz oder Gummi ist zu bevorzugen.

Röntgen der Halswirbelsäule

Wenn der Bereich der Halswirbelsäule (HWS) geröntgt werden soll, muss der Kopf waagerecht und erhöht zum Tisch gelagert werden, um ein „Verkippen“ der Wirbel zu vermeiden. Der Schädel liegt auf einem Kissen bzw. wird etwas hoch gehalten, um eine Gerade mit der Wirbelsäule zu bekommen. Dies gilt für die l/l und v/d Aufnahme.

Röntgen des Thorax

Beim Thoraxröntgen muss der Zentralstrahl immer direkt auf den Brustkorb gerichtet sein. Dafür liegt das Tier auf der Seite (l/l). Ziehen Sie beide Vorderbeine parallel nach vorne, um ein Überdecken der Herzsilhouette zu verhindern. Bei einem spitzen Sternum (Brustbein) verwenden Sie zur besseren Lagerung ein Keilkissen. Bei optimaler Lagerung liegen die Rippen beider Thoraxseiten genau übereinander. Denken Sie daran, das Brustgeschirr immer abzulegen. Eventuell muss zur besseren Beurteilung noch eine Aufnahme (l/l) auf der anderen Seite liegend und eine Aufnahme v/d gemacht werden.

Röntgen des Abdomen

Das Abdomen wird geröntgt, um Weichteile auf Zubildungen und Strukturveränderungen hin zu untersuchen. Der Strahlengang sollte, je nach Größe des Tieres, vom zehnten Brustwirbel bis zum Schwanzansatz reichen. Bei großen Tieren sind mehrere Aufnahmen nötig. Die einzelnen Organe (Niere, Magen, Leber, Milz, Blase und Darm) können durch die unterschiedliche Strahlendichte unterschieden werden.Wenn Schulter und Ellbogen geröntgt werden sollen, wird das Tier seitlich (l/l) gelagert. Legen Sie den Ellbogen angewinkelt ins ausgeleuchtete Strahlenfeld und drehen Sie den Thorax im 45°-Winkel v/d ein. Dadurch wird die Schulter sichtbar. Das Strahlenfeld sollte sich nun vom Ellbogen bis zum Brustbein abzeichnen. Die Seitenmarkierung bitte nicht vergessen und beide Beine vergleichend röntgen. Außerdem sollte zusätzlich der Ellbogen (d/v) geröngt werden. Hierfür wird das Tier auf den Bauch gelegt und der Kopf nach hinten gehalten. Die Beine müssen nun parallel nach vorne gestreckt werden. Beide Ellbogen können so auf einem Röntgenbild verglichen werden.

Röntgen der Hüfte

Das richtige Röntgen der Hundehüfte ist sehr wichtig. Einerseits für die Zuchtzulassung eines Rassehundes, andererseits gibt das Bild auch Auskunft über Erkrankungen, wie z. B. Hüftgelenksdysplasie. Der Hund muss für diese Untersuchung sediert sein, um eine totale Muskelentspannung zu erreichen. Das Röntgenfeld wird nun von Hüfte bis Knie eingestellt. Das Tier liegt gestreckt auf dem Rücken (v/d, Wirbelsäule und Brustbein parallel übereinander). Wenn der Hund sehr dünn ist, sollte eine Krippe zur besseren Lagerung verwendet werden. Nun können beide Hinterläufe nach innen eingedreht werden. Optimal ist der Hund gelagert, wenn das Becken gerade ist und die Beine parallel zueinander liegen. Die Patella muss auf der Aufnahme zu sehen sein und mittig auf dem unteren Teil des Femurs liegen.

Dies sind nur einige Tipps zur besseren Lagerung. Probieren Sie diese in der Praxis einfach mal mit Hilfe einer Kollegin aus, denn je mehr Übung Sie haben, umso schneller bekommen Sie optimale Röntgenaufnahmen.

Über die Autorin

Nicole Josten-Ladewig arbeitet als TFA in der Tierklinik Lüneburg. Sie ist stellvertretende Referatsleiterin Tiermedizinische Fachangestellte beim Verband medizinischer Fachberufe e. V.

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