Idealfall: Ein Reiter pro Pferd
Kommen viele Reiter auf ein Pferd, wirkt sich dies auf das Verhalten des Pferdes in ungewohnten Situationen aus.
Pferde sind nicht gerade für ihre unerschütterliche Kühnheit und ihre grenzenlose Neugierde bekannt. Als Fluchttiere üben sie sich lieber in Zurückhaltung und begegnen Unbekanntem mit einer gesunden Skepsis. Dieses pferdetypische Verhalten wird allerdings von verschiedenen Faktoren beeinflusst ─ und dazu zählt auch die individuelle Mensch-Pferd-Beziehung. Hat die Anzahl an Personen, die sich um ein Pferd kümmert bzw. es reitet, darauf einen Einfluss?
Um diese Frage zu beantworten, wurden 76 Pferde vor zwei für sie unbekannte Aufgaben gestellt: Dem Überwinden einer knisternden Plane und der Berührung durch ein sonderbar buntes Kuscheltier.
Viele Reiter verderben das Pferd
Die Reaktionen fielen sehr unterschiedlich aus: Von absoluter Verweigerung bis gelassener Gleichgültigkeit war alles dabei. Besonders wesensfest und unbeeindruckt zeigten sich Pferde, die hauptsächlich von einer Person geführt bzw. versorgt werden. Anders verhielt es sich mit Pferden, die von mehreren Leuten betreut werden. Sie waren wesentlich misstrauischer oder verweigerten sich der Aufgabe komplett.
Dieses Ergebnis widerspricht der Erwartungshaltung der Studienautoren. Sie nehmen an, dass Pferde mit mehreren Kontaktpersonen erst recht daran gewöhnt sind, mit neuen Situationen umzugehen. Doch das Sprichwort „Viele Köche verderben den Brei.“ scheint in diesem Fall sehr treffend: Nicht jeder hat ausreichend Erfahrung im Umgang mit Pferden ─ und je mehr Leute sich um ein Pferd kümmern, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses negative Erfahrungen macht. Darauf reagieren Pferde in gewohnter Manier: erstmal Abstand nehmen.
Top Job:
The one and only
Im Umkehrschluss bauen Pferde mit nur einer Bezugsperson eine enge Beziehung zu dieser auf. Diese Zuversicht überträgt sich auch auf herausfordernde Situationen, in welchen die Huftiere gelassen bleiben ─ und das sogar, wenn die Bezugsperson nicht anwesend ist. Und wie lang es aus Pferdesicht dauert, bis ein vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut ist, wird auch geklärt: ziemlich genau sechs Jahre. (Lydia van Dyck)
Die Studie „Multiple handlers, several owner changes and short relationship lengths affect horses’ responses to novel object tests“ erschien im Fachjournal Applied Animal Behaviour Science.
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