Tipps für die Haltung von Goldhamstern
Goldhamster sehen aus wie niedliche kleine Teddybären, daher sind sie bei Kindern sehr beliebt. Die nachtaktiven Einzelgänger eignen sich jedoch gar nicht als Schmusetiere fürs Kinderzimmer.
Von PD Dr. med. vet. Dorothea Döring
Goldhamster gelten zu Unrecht als ideale Heimtiere für Kinder. Das Haltungszubehör im Handel ist daher häufig auf die Zielgruppe Kind ausgerichtet: Hamsterkugeln, Steckröhrensysteme, bunte Vollplastikkäfige, falsch konstruierte Laufräder und gefährliches „Hamsterspielzeug“. All dieses Zubehör ist jedoch tierschutzwidrig.
Systematik
Ordnung Nagetiere (Rodentia) – Überfamilie Mäuseartige (Muroidea) – Familie Wühler (Cricetidae) – Gattung Mittelhamster (Mesocricetus) – Art Goldhamster Mesocricetus auratus
Lebenserwartung
2–3 Jahre
Geschlechtsreife
Top Job:
nach 4–6 Wochen
Herkunft
Goldhamster stammen ursprünglich aus Syrien, daher werden sie auch als „Syrischer Goldhamster“ bezeichnet. Die Domestikation begann 1930 mit einem Wurf wilder Goldhamster, der aus einem unterirdischen Bau ausgegraben wurde und mit dem dann an der Universität in Jerusalem weitergezüchtet wurde.
Sozialverhalten
Goldhamster sind Einzelgänger. Wilde Goldhamster bewohnen Einzelreviere, die sie gegen Artgenossen verteidigen. Sie besitzen – außer bei der Pflege des Nachwuchses – keine soziopositiven Verhaltensweisen. Das bedeutet, weder Kontaktliegen noch soziale Fellpflege usw. gehören zum Verhaltensinventar. Daher eignen sie sich nicht als Kuscheltiere. Das In-die-Hand-Nehmen und Streicheln ist für die Tiere angstauslösend. Sie müssen behutsam an Handkontakt gewöhnt werden.
Ernährung
Goldhamster sind überwiegend „granivor“, d. h. sie fressen Körner und Samen, brauchen aber auch tierisches Protein (z. B. Quark, Ei in kleine Mengen) und Frischfutter (z. B. Karotten, Salat, Löwenzahn, Obst), Heu und Zweige von Obstbäumen. Um die Tiere zu beschäftigen, sollte das Futter versteckt und in der Haltung verteilt werden. Goldhamster legen Vorräte an. Daher sollten die Häuschen und unterirdischen Baue regelmäßig überprüft und von Futterresten befreit werden.
Haltung
Goldhamster sollten einzeln in sinnvoll angereicherten, großen Käfigen mit der Möglichkeit zum Graben gehalten werden. Der Standort der Haltung muss ruhig sein, da die Tiere sehr stressempfindlich sind. Es gibt mittlerweile viele Studien zur Haltung von Goldhamstern, sodass man eine Mindesthaltungsfläche von 1m2, eine Streubox mit einer Mindest-Streutiefe von 40 cm und ein hamstergerechtes Laufrad wissenschaftlich begründet empfehlen kann. Das Laufrad sollte aus Holz und achsseitig verschlossen sein, einen Durchmesser von mind. 30 cm und eine geschlossene Lauffläche haben.
Außerdem brauchen Goldhamster möglichst mehrere „Häuschen“, weiches Nistmaterial (keine „Hamsterwatte“, sondern z. B. Zellstoff) und ein Sandbad mit Chinchillasand. Klettermöglichkeiten sind so anzubringen, dass die Hamster nicht abstürzen können. Von Vollplastikbehältnissen und Terrarien ist abzuraten, ebenfalls von tierschutzwidrigen „Hamsterbällen“, Plastik-Steck-Röhrensystemen und ungeeigneten Laufrädern mit Verletzungsgefahr.
Goldhamster sind sehr bewegungsaktiv und sollten abends kontrollierten Freilauf erhalten, z. B. Zugang zu einem sicheren „Hamster-Abenteuerspielplatz“.
Da Goldhamster durch Neuerungen gestresst werden, sollte man den Käfig nicht komplett einschließlich Streu und Inventar reinigen, sondern immer nur teilweise und nacheinander reinigen, sodass immer vertrauter Geruch in der Haltung verbleibt.
Verhaltensauffälligkeiten
Goldhamster neigen bei unzureichenden Haltungsbedingungen zur Entwicklung von stereotypem Gitternagen (dieses zählt zu den abnormal-repetitiven Verhaltensweisen; AVR). Eine tiergerechte Haltung mit ausreichenden Möglichkeiten zum Laufen, Graben, Sich-Verstecken und Beschäftigen kann dieser Verhaltensstörung vorbeugen.
Goldhamster sind sehr stressempfindlich. Die Störung eines Muttertieres, aber auch Fehler in der Ernährung, können zu Kronismus (Fressen der eigenen Jungtiere) führen. Mangelnde Zahmheit und aggressives Verhalten gegenüber dem Besitzer sind häufige Verhaltensprobleme. Hier hilft ein behutsames Gewöhnungstraining in kleinen Schritten und mit Futterbelohnung. Beim Umgang mit Hamstern ist immer darauf zu achten, dass es sich um ein nachtaktives Tier handelt und Störungen tagsüber besonders belastend wirken, wie Studien belegen. Daher sollte man sich erst am späten Nachmittag und Abend mit den Tieren beschäftigen.
Über die Autorin
PD Dr. med. vet. Dorothea Döring ist am Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der LMU München in Forschung und Lehre tätig und führt Verhaltensberatungen bei kleinen Heimtieren durch.
Buchtipp
Viele nützliche Informationen zur artgerechten Haltung von Heimtieren bietet der Praxisleitfaden „Verhaltensprobleme bei Nager, Reptil & Co. – Von den Grundlagen bis zum Management“. Dorothea Döring, Petra Kölle, Walter Lantermann, Barbara Schneider, Patricia Solms und Daniele Zurr geben Tipps für die tägliche Praxis und beschreiben nachvollziehbare Therapieansätze verhaltensauffälliger Heimtiere. Mit zahlreichen Hand-Outs für Patientenbesitzer zum Downloads und Videos. Das Buch können Sie hier vorbestellen. Erscheint: 30.04.2022
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