Alte Hunde: Pflegende im Zwiespalt der Gefühle
Hunde haben für viele längst den Status des Familienmitglieds erreicht. Medizinischer Fortschritt verlängert häufig die Lebensspanne, altersbedingte Erkrankungen treten jedoch vermehrt auf. Wie wirkt sich dieser Zustand auf Körper und Geist von pflegenden Hundebesitzern aus?
Heutzutage sind Hunde mehr als funktionale Begleiter, sie sind Partner, Gefährten und Familienmitglieder. Diese zu verlieren ist für viele Halter ein einschneidendes Ereignis. Doch der Tod ist meist nur das Ende eines Prozesses. Forscher der Colorado State University (Fort Collins, USA) untersuchten das scheinbar paradoxe Zusammenspiel mentaler Herausforderungen und positiver Erfahrungen, welches sich aus der Pflege alter Hunde ergibt.
Studiendesign
Die Studie umfasste qualitative und quantitative Onlineumfragen. Die 284 Studienteilnehmer waren volljährige US-amerikanische Hundebesitzer, die für mindestens einen alternden Hund sorgten. Die Inhalte der qualitativen Umfrage zielten auf die Mensch-Hund-Beziehung, Veränderungen der Lebensumstände, körperliche und Verhaltensmodifikationen des Hundes, die Veränderungen von Verhalten und Emotionen des Besitzers sowie Hilfe bei der Pflege des Hundes ab. In der quantitativen Umfrage wurden negative und positive Aspekte des Pflegens sowie Sorgen, Ängste und soziale Unterstützung erfragt. Das Erheben konkreter medizinischer Daten zum Hund war kein Bestandteil des Fragebogens.
Positive und negative Erfahrungen gehen Hand in Hand pflegenden Besitzern
Alternde Hunde wurden in der Befragung als ruhiger, anlehnungsbedürftiger und entspannter beschrieben. Zu den negativen Aspekten zählten häufiges Auftreten von Erkrankungen, Absonderung sowie Hör- und Sehverlust, welche die Tiere zunehmend verunsichern und verwirren.
Im letzten Abschnitt des Fragebogens formulierten die Besitzer eine kurze Geschichte, welche sie persönlich als charakteristisch für das Zusammenleben mit einem alternden Hund empfanden. Die Analyse dieser Texte bestätigte die widersprüchlichen und gleichzeitig auftretenden Gefühle von Freude und Traurigkeit, welche auch in der quantitativen Umfrage miteinander assoziiert waren. Viele Besitzer veränderten ihrem Hund zuliebe ihren Lebensstil, planten kürzere und häufigere Spaziergänge ein, übten Nachsicht bei Inkontinenz oder bereiteten bekömmliche Mahlzeiten zu. Darüber waren sie jedoch nicht verärgert.
Top Job:
Indes neigten Studienteilnehmer, welche eher von negativen Aspekten berichteten, vermehrt zu Besorgnis und Ängstlichkeit. Die Möglichkeit der Euthanasie rief bei vielen Besitzern zusätzlichen Stress hervor, weil es ihnen schwer fiel, die bestmögliche Behandlung für ihren Hund zu wählen. Zudem rief eine enge Beziehung zum Hund stärkere Gefühle wie Wertschätzung und Sinnhaftigkeit hervor, aber auch Bedauern und Unmut.
Die Sorge für einen alternden Hund ist ein dynamischer und individueller Prozess, welcher von positiven und negativen Erfahrungen und Gefühlen begleitet wird. Darin muss kein Widerspruch liegen. Vielmehr können die ambivalenten Gefühle dazu beitragen, einmalige Erfahrungen und Erinnerungen zu schaffen und das Verständnis für Pflegende zu stärken. (Lydia van Dyck)
Hier finden Sie die Originalpublikation.
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