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Tiertraining 11. August 2022

Trainingsmethoden und Medical Training bei Heimtieren

Kenntnis über Normalverhalten und Körpersprache einer Art ist Voraussetzung für ein sinnvoll aufgebautes Training. Wer die Grundlagen des Lernverhaltens nutzt, kann Heimtiere optimal auf den Tierarztbesuch vorbereiten.

Frühzeitiges Training und Handling ermöglicht auch Heimtieren einen entspannten Tierarztbesuch.
Frühzeitiges Training und Handling ermöglicht auch Heimtieren einen entspannten Tierarztbesuch.
Inhaltsverzeichnis

Von Dr. med. vet. Daniela Zurr

Unter dem Begriff „Heimtiere“ versammelt sich ein breites Spektrum an Tierarten. Dieses reicht von kleinen Nagern wie Mäusen, Ratten und Gerbilen bis zu etwas größeren Säugetieren wie Kaninchen, aber auch Reptilien und vielen Vogelarten. Die Grundlagen des Lernens sind für alle Tiere gleich. Jedes Tier ist grundsätzlich lernfähig, sonst könnte es nicht überleben, und somit ist auch jedes Tier trainierbar. Dem Lernen sind jedoch natürliche Grenzen gesetzt, z. B. aufgrund anatomischer Gegebenheiten. So kann beispielsweise eine Schildkröte keine Gegenstände mit den Füßen greifen.

Viele Heimtiere gehören zu noch nicht domestizierten Arten, diese sind häufig etwas weniger „fehlertolerant“ als domestizierte Arten, die oft auch dann noch die menschliche Nähe suchen, wenn sie zuvor schon negative Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Bei Wildtieren ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich bei Trainingsfehlern zurückziehen oder nur noch schwer zum Mitmachen zu motivieren sind, deutlich höher. Umso wichtiger ist ein sorgfältig und systematisch aufgebautes Training. Artspezifische Besonderheiten stellen den Halter beim Training vor unterschiedliche Herausforderungen. Beispielsweise kann es bei sehr kleinen, sich schnell bewegenden Tieren, wie z. B. Mäusen, schwieriger sein, im richtigen Moment zu belohnen.

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Positive und negative Verstärkung

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Alle Tiere lernen permanent, nicht nur wenn der Halter sich entscheidet, mit ihnen zu trainieren. Jedes Mal, wenn ein Mensch in den Wahrnehmungsbereich des Tieres kommt, findet Lernen statt. Wie der Alltag mit den Heimtieren gestaltet wird, hat somit erheblichen Einfluss darauf, ob sich die Tiere in ihrem Zuhause wohlfühlen und wie die gezielt geplanten Trainingseinheiten ablaufen.

Ob mit jedem einzelnen Tier intensiv trainiert oder nur eine gewisse Gewöhnung an den Menschen angestrebt wird, hängt stark von der Anzahl der gehaltenen Tiere ab. So halten viele Reptilienzüchter Dutzende bis Hunderte Tiere, sodass ein Einzeltraining nicht möglich ist. Der typische Heimtierhalter hingegen hat nur wenige Tiere und sollte zeitlich in der Lage sein, sich mit diesen Tieren intensiv zu beschäftigen.


Top Job:


Gutes Training zeichnet sich dadurch aus, dass es so gestaltet wird, dass das Tier in den allermeisten Fällen das erwünschte Verhalten zeigt und hierfür belohnt werden kann. Lässt man zu, dass im Training zu viele Fehler passieren, nimmt die Frustration des Tieres zu und damit seine Bereitschaft, beim Training mitzumachen, ab.

Positive Verstärkung ist ein wichtiger Baustein beim Lernen: Ein Tier zeigt ein bestimmtes Verhalten häufiger, wenn es dafür etwas Gutes/Begehrtes erhält. Das Training sollte zum Großteil auf positiver Verstärkung beruhen, da auf diese Art Tiere entspannt, tierschutzgerecht und schnell lernen. Das Tier erhält für ein erwünschtes Verhalten (z. B. für das Auf-die-Hand-Steigen beim Vogel) ein Leckerli, ein Spielzeug oder ein Kraulen an der Lieblingsstelle (siehe. Abb. 1).

Auch negative Verstärkung kann Lernen unterstützen: Ein Tier zeigt ein Verhalten in Zukunft häufiger, wenn etwas Unangenehmes beendet oder entfernt wird. Da durch diese Art der Verstärkung dem Tier zuvor etwas Unangenehmes widerfährt, sollte diese Lernform nur dann eine Rolle spielen, wenn unangenehme Reize nicht zu vermeiden sind. Dies kann beispielsweise bei tiermedizinischen Behandlungen der Fall sein. Ist z. B. ein Meerschweinchen bei einer Untersuchung schon etwas angespannt, bleibt aber noch ruhig, kann es zügig in die Transportbox zurückgesetzt werden. In dem Fall wird das ruhige Verhalten durch das „Verschwinden“ der untersuchenden Hände verstärkt. Ist ein neu eingezogenes Heimtier noch so ängstlich, dass es schon bei Annäherung an den Käfig flieht, kann man das Zimmer betreten und mit viel Abstand zum Käfig ruhig stehen bleiben. Wenn sich das Tier entspannt (erkennbar z. B. an der veränderten Körperhaltung oder dem Weiterfressen), verlässt man wieder den Raum.

Möglichkeiten, ein neues Verhalten zu trainieren

Locken: Insbesondere für das Erlernen bestimmter Körperpositionen kann das Locken mit Futter hilfreich sein, z. B. führt das Anheben der Hand mit einem Stückchen Futter über dem Kopf eines Kaninchens häufig zu einem Aufrichten auf die Hinterbeine (siehe Abb. 2). Nicht geeignet ist das Locken in Situationen, in denen das Tier ängstlich oder gestresst ist. Es sollte beispielsweise nicht versucht werden, ein scheues Tier zum Menschen zu locken, wenn es körpersprachlich deutlich anzeigt, dass ihm die Nähe zum Menschen eigentlich noch zu viel ist. In dieser Situation würde das Tier in einen unangenehmen emotionalen Konflikt geraten, der das Lernen negativ beeinträchtigt. Wird bei einem entspannten Tier eine bestimmte Körperposition durch Locken hervorgerufen, ist es wichtig, im weiteren Training das Lockmittel schnell wieder auszuschleichen, da es sonst Teil des Signals wird und das Tier das Verhalten nur in Anwesenheit des Lockmittels zeigen wird. Das Ausschleichen kann z. B. erfolgen, indem das Futter zunächst sichtbar in der Hand gehalten wird, dann mehr versteckt wird und schließlich die gleiche Bewegung mit der leeren Hand ausgeführt wird.

Targettraining: Das Locken mit Futter hat den Nachteil, dass manche Tiere zu sehr auf das Futter fokussiert sind und kaum wahrnehmen, was sie gerade tun. Im Zootiertraining werden deshalb schon lange eine Vielzahl an „Targets“ (= Zielpunkte) verwendet. Bei vielen Heimtieren ist es am einfachsten, ein Nasen- (siehe Abb. 3) oder Schnabeltarget zu trainieren. Wenn sie nicht sehr scheu sind, nähern sie ihren Kopf sowieso an einen neuen Gegenstand, der in ihrem Gesichtsfeld auftaucht. Wenn dies sofort gemarkert und belohnt wird, erlernen die Tiere das Berühren des Targets sehr schnell. Neben Nasen- oder Schnabeltargets können auch Bodentargets (siehe Abb. 4) oder Targets für andere Körperteile eingesetzt werden. Bodentargets sind z. B. praktisch beim Training verschiedener Tiere. Diese können dann jeweils auf ihrem Target warten, bis sie an der Reihe sind und für das ruhige Warten belohnt werden.

Shaping: Unter Shaping versteht man das Herausarbeiten eines Endverhaltens in kleinen Teilschritten. Hierbei wird jeder Zwischenschritt in die richtige Richtung markiert und anschließend belohnt. Nachteil dieses Verfahrens kann sein, dass viele Zwischenschritte bis zum Endziel erforderlich sind. Vorteil des Shapings ist, dass das Tier durch die kleinen Zwischenschritte sehr viele Erfolgserlebnisse hat und selbst kreativ herausfinden kann, was das Endziel ist. Daher eignet sich Shaping gut zur kognitiven Auslastung von Tieren und wenn der Halter seine Beobachtungsgabe und sein Timing verbessern möchte.

Einfangen von Verhalten

Manchmal zeigen Heimtiere spontan Verhaltensweisen, die uns gefallen. Diese können geclickt und belohnt werden. Dieses Verfahren eignet sich am besten für Verhaltensweisen, die häufig spontan gezeigt werden. So laufen Mäuse oder Gerbils oft in angebotene Röhren (siehe Abb. 5). Das Betreten der Röhre kann mit einem Clicker markiert und beim Verlassen der Röhre ein Leckerli gegeben werden. Wo die Futtergabe erfolgt, hat Einfluss darauf, welches Verhalten das Tier in Zukunft öfter zeigen wird. Soll es lernen, durch die Röhre zu rennen, sollte das Futter außerhalb der Röhre gegeben werden. Soll das Verweilen in der Röhre trainiert werden, ist es sinnvoll, das Futter noch innerhalb der Röhre zu übergeben.

Medical Training

Das Trainieren von Untersuchungs- und Behandlungsmaßnahmen sorgt dafür, dass Heimtiere bei notwendigen Maßnahmen leichter gehandelt werden können und selber weniger gestresst sind. Medical Training sollte immer in Kooperation mit einer Tierarztpraxis stattfinden, die entsprechend der Bedürfnisse des Heimtieres eingerichtet ist, und mit einem „Low stress“-Handling der Patienten einhergehen. Denn das beste Training nützt nichts, wenn sich das Kaninchen schon im Wartezimmer erschrickt, weil es von einem Hund angebellt wird oder die Ratte auf dem Behandlungstisch von grellem Licht geblendet wird.

Bei sehr scheuen Tieren muss vor der Annäherung der Hand die Annäherung an den Käfig oder das Terrarium trainiert werden. Erst wenn die Tiere entspannt bleiben, wenn ein Mensch vor ihrem Käfig oder Terrarium steht, wird mit dem Öffnen der Tür begonnen. Wichtig ist, dass alle Bewegungen des Menschen langsam ausgeführt werden sollten. Für die allermeisten Tiere ist eine Annäherung von der Seite oder von schräg unten weniger bedrohlich als von oben. Wird die Hand in den Käfig gegeben und das Tier zeigt leichte Anzeichen von Anspannung, wird die Hand so lange ruhiggehalten, bis sich das Tier wieder entspannt. Erst dann wird die Hand aus dem Käfig genommen. So lernt das Tier über negative Verstärkung, dass bei Entspannung der etwas unangenehme Reiz – Anwesenheit der Hand – verschwindet. Sobald das Tier keine Anspannung mehr zeigt, wenn die menschliche Hand durch die Käfigtür kommt, kann etwas Futter angeboten werden. Je nach Tierart und je nach Scheuheit des Tieres kann es sinnvoll sein, das Futter einfach im Käfig abzulegen und dann die Hand wieder zurückzuziehen, das Futter aus der Hand anzubieten oder – dies funktioniert in erster Linie bei größeren Tieren gut – das Futter dem Tier zuzuwerfen. Bei kleinen Arten löst die Wurfbewegung jedoch in der Regel eine Schreckreaktion aus. Kommt das Tier entspannt an die Hand und nimmt das Futter, kann als nächstes das Auf-die-Hand-Klettern geübt werden (siehe Abb. 6). Auch hier wird in kleinen Schritten vorgegangen und das Tier darf sich jederzeit wieder entfernen.

Neophobie

Viele Heimtierarten, insbesondere kleine Nager, Sittiche und Papageien sind neophob, das heißt, sie fürchten sich vor neuen Dingen. Da bei einer tierärztlichen Untersuchung unterschiedliche Instrumente eingesetzt werden müssen, ist es wahrscheinlich, dass sich ein mangelhaft vorbereitetes Tier davor fürchtet und versucht, zu fliehen. Nicht alle tierärztlichen Instrumente stehen den Tierhaltern zu Hause zum Training zur Verfügung, aber einige sind leicht erhältlich, z. B. Spritzen ohne Kanülen oder Wattestäbchen. Wurde zu Hause schon mit zahlreichen unterschiedlichen Gegenständen trainiert (siehe Abb. 7), steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Tier auch bei einem bisher unbekannten Gegenstand gelassen bleibt.

Das Vorgehen wird im Folgenden anhand einer Spritze beschrieben: Die Spritze wird im ersten Schritt klassisch konditioniert: Die Spritze taucht im Gesichtsfeld des Tieres auf (mit so viel Abstand, dass es entspannt bleibt) und es gibt sofort ein Futterstück. Dies wird mehrfach wiederholt. Beginnt das Tier beim Auftauchen der Spritze nach Futter Ausschau zu halten, wird zum nächsten Schritt übergegangen. Die Spritze wird dichter an den Körper des Tieres gebracht. Möchte das Tier die Spritze mit der Schnauze oder dem Schnabel erkunden, lässt man dies zu. Bei eher ängstlichen Tieren kann es sinnvoll sein, ab diesem Schritt einen Clicker einzusetzen und eine Bewegung des Tieres auf die Spritze zu markern und dann zu belohnen. Bei eher forschen Tieren, die gerne Dinge zerlegen (z. B. manchen Papageien), ist es hingegen sinnvoller, das Stillsitzen-Bleiben zu markern und zu belohnen, wenn sich die Spritze nähert. Nach und nach wird die Spritze bis an den Körper des Tieres gebracht. Bleibt das Tier bei deutlichen Berührungen an unterschiedlichen Körperstellen entspannt, kann man zum nächsten Gegenstand übergehen.

Orale Gabe von Medikamenten

Nager und Kaninchen: Die orale Medikamentengabe kann am besten mit leckeren Flüssigkeiten, die in eine Spritze aufgezogen werden, erfolgen. Hierzu eignet sich beispielsweise Möhrensaft oder -brei. Bei scheuen Tieren wird die Spritze erst gegenkonditioniert. Mutigere Tiere interessieren sich gleich für die Spritze und bekommen einen Tropfen zum Schlecken, sobald sich das Maul der Spritze nähert. Kaninchen und Meerschweinchen können sich dabei auf dem Boden befinden oder auf dem Schoß sitzen. Kleinere Heimtiere können auf der anderen Hand sitzen oder es wird direkt im Käfig geübt. Fangen die Tiere an zu schlecken, sobald ihnen die Spritze angeboten wird, kann der Anteil Saft schrittweise reduziert und durch Wasser ersetzt werden. Ab und an können auch andere Geschmacksrichtungen (z. B. Apfel-, Rote-Beete- oder Selleriesaft, ein Tropfen Joghurt, Kräutertee) zugemischt werden. Die Verwendung unterschiedlicher Geschmacksrichtungen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass später auch Medikamente angenommen werden. Nimmt ein Heimtier etwas von einer Variante, die nicht so schmackhaft ist, kann das Abschlucken mit dem Clicker markiert und sofort mit dem Inhalt einer zweiten, besonders lecker befüllten Spritze belohnt werden.

Insbesondere Ratten und Mäuse sind sehr vorsichtig bei der Aufnahme neuer Futtersorten. Dies ist in der Natur ein sinnvoller Schutzmechanismus, kann aber bei der Medikamentengabe ein Problem sein. Hier bietet es sich für die Trainingseinheiten an, intensiv schmeckende Flüssigkeiten oder Breie zu verwenden, die einen eventuellen Medikamentengeschmack überlagern können. Beispielsweise ist es möglich, etwas Zimt oder Vanille über das normale Futter zu streuen und dann nach einigen Tagen in den Trainingsbrei zu mischen oder weißes, mit Vanillin aromatisiertes Schokomus (in sehr geringen Mengen) zu verwenden.

Sittiche und Papageien: Bei Papageien muss teilweise vor der oralen Gabe geübt werden, dass Spritzen nicht zum Verbeißen da sind. Dies geht am einfachsten mit einem Clickertraining. Sobald sich der Schnabel der Spritze nähert, ohne auf diese zu beißen, wird geclickt und der Papagei erhält eine Belohnung. Der Inhalt der Spritze muss an das Nahrungsspektrum der jeweiligen Art angepasst sein. Der Ablauf folgt wie oben beschrieben.

Schildkröten: Die Gabe von Tabletten kann bei Schildkröten problematisch sein, weil viele Medikamente eine lange Verweildauer im Magen haben und unklar ist, ob und wann eine Resorption stattfindet. Die orale Gabe von Flüssigkeiten direkt ins Maul kann gefährlich sein, weil Flüssigkeit in die Luftröhre gelangen kann, da der Eingang zur Luftröhre direkt am Zungengrund liegt. In den meisten Fällen ist eine Verabreichung von Medikamenten per Magensonde durch den Tierarzt daher sinnvoller. Sehr kleine Mengen pulverisierter Tabletten können bei Landschildkröten lecker verpackt und dann von Hand gegeben werden. Wasserschildkröten nehmen Futter sowieso nur im Wasser auf. Hier ist das Risiko groß, dass im Futter verpackte Medikamente sich teilweise im Wasser lösen und dadurch ungenau dosiert werden.

Echsen: Gerade größere Echsen können heftig zubeißen, weshalb unbedingt darauf geachtet werden muss, dass sie keinen Spritzenkonus oder gar ein Stück Spritze abbeißen und abschlucken. Das Schlecken von der Spritze sollte insbesondere mit kleinen Echsen geübt werden, indem ein Tropfen eines schmackhaften Breis auf die Nase des Tieres gegeben wird. Dies löst meist ein reflektorisches Lecken aus. Schmeckt der Spritzeninhalt, lernen die Echsen schnell, diesen direkt aus der Spritze anzunehmen.

Schlangen: Schlangen fressen nur ganze Futtertiere. Medikamente müssen daher in diesen versteckt per Magensonde oder Injektion gegeben werden. Das Verstecken im Futtertier kann problematisch sein, weil das Medikament dann langsamer resorbiert wird und auch nur eine Einzelgabe möglich ist.

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Fixation

Je sorgfältiger mit einem Tier eine Fixationssituation trainiert wird, desto seltener sind Fixationsmaßnahmen notwendig. Jedoch gibt es immer wieder Behandlungen, die notwendig, aber so unangenehm sind, dass das Tier diese beim momentanen Trainingsstand nicht ohne Fixation mitmachen würde. Des Weiteren gibt es Maßnahmen, bei denen das Tier fixiert sein muss, damit es sich durch Bewegungen nicht selbst verletzen kann, z. B. bei einer Kropfspülprobe oder dem Eingeben einer Magensonde. Wie viel Aufwand für das Training von Fixationsmaßnahmen investiert wird, hängt einerseits davon ab, wie wahrscheinlich es ist, dass diese beim Tier nötig werden und zum anderen wie traumatisch diese für das Tier sein können. Viele Reptilien zeigen beispielsweise keine Verhaltensverschlechterung nach einer kurzfristigen Fixation, wenn sie das Handling durch den Menschen grundsätzlich gewöhnt sind. Kleine Sitticharten müssen in der Regel zur Untersuchung außerhalb des Käfigs fixiert werden. Manche haben durch frühere Fangversuche eine Phobie vor Zellstoff- oder Handtüchern entwickelt. Bei diesen ist es sinnvoll, eine gezielte Desensibilisierung und Gegenkonditionierung durchzuführen. Wenn der Vogel sich vor dem Tuch nicht mehr fürchtet, wird in kleinen Schritten das Einwickeln und Halten geübt.

In Abhängigkeit vom Gesundheitszustand des Individuums und von den tierartspezifisch besonders häufigen Erkrankungen können dann weitere Untersuchungs- und Behandlungsmaßnahmen trainiert werden. Dies können z. B. sein: Zahnkontrolle beim Nagetier und Kaninchen, Krallenschneiden beim Vogel oder Palpation des Abdomens bei Echsen.

Kooperationssignal

Um ein Kooperationssignal im Medical Training nutzen zu können, sind folgende Schritte erforderlich:

  1. Das Tier lernt ein Verhalten, welches es längere Zeit durchhalten kann. Gut geeignet ist z. B. das Stehen oder Sitzen auf einem Bodentarget.
  2. Der Gegenstand, z. B. die Spritze, Krallenschere oder Bürste nähert sich dem Tier.
  3. Verweilt das Tier auf dem Target, erhält es eine Belohnung. Entfernt sich das Tier vom Target, wird der Gegenstand entfernt und es erhält keine Belohnung.

Hat das Tier außer beim Entfernen des Targets auch allgemein etwas mehr Aufregung oder Anspannung gezeigt, werden kurz einige andere, einfache Übungen wiederholt. Erst dann wird wieder das Signal für das „Auf-das-Target-Gehen“ gegeben. Hat sich das Tier vom Target entfernt, wirkt es aber noch entspannt, kann es auch direkt wieder auf das Target geschickt und wieder mit Punkt zwei begonnen werden. Allerdings werden dieses Mal die Anforderungen so reduziert, dass das Tier mit großer Wahrscheinlichkeit erfolgreich sein kann.

Gerade bei ängstlichen Tieren schreitet das Training mit einem sorgfältig aufgebauten Kooperationssignal oft schneller voran als ohne, weil das Gefühl der Kontrolle über die Situation diesen Tieren Sicherheit verleiht.

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Merke!

Alle Heimtiere sollten daran gewöhnt werden, entspannt zu bleiben, wenn sich ihnen eine menschliche Hand nähert. Besonders wichtig ist dies bei kleinen Tieren, die in der Natur von vielen Beutegreifern gefressen werden, z. B. bei kleinen Säugetierarten wie Mäusen, kleinen Vogel- und Echsenarten.

  • Die Anforderungen des Trainings sollten an die Körpersprache des Tieres angepasst werden.
  • Ein möglichst genaues Wissen über die Körpersprache ist hilfreich, um den emotionalen Zustand des Tieres zu erkennen: Ist es entspannt, aufmerksam oder schon etwas ängstlich?
  • Viele Heimtiere lernen am besten, wenn die Trainingseinheiten kurz sind und immer wieder von kleinen
  • Über die Autorin

    Daniela Zurr, Tierärztin mit der Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie, ist Tellington TTouch®-Instruktorin und hat eine Praxis für Verhaltenstherapie in Nürnberg. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die ganzheitliche Verhaltenstherapie bei Haustieren und Exoten.

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    Verhaltensprobleme bei Nager, Reptil & Co. (Dr. Patricia Solms) – Leseprobe

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