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Fütterung 5. April 2024

Warum sind Labradore so verfressen?

Aufgrund einer Genmutation haben Labradore viel Hunger und einen niedrigeren Energieverbrauch. Eine Kombination, die häufig zu Übergewicht führt.

Die große Leidenschaft des Labradors ist fressen – und dafür sorgt eine Genmutation.
Die große Leidenschaft des Labradors ist fressen – und dafür sorgt eine Genmutation.

Für Rassekenner und Hundeliebhaber ist klar, dass zwei Dinge untrennbar zusammengehören: Labrador Retriever und fressen! Diese Hunderasse ist nicht nur für ihr freundliches Wesen sondern auch für ihren schier unstillbaren Hunger bekannt. Aber die Fresslust hat zwei Seiten: Im Training ist die ausgeprägte Futtermotivation Gold wert, doch aus dem Leckerchen wird schnell Hüftgold!

Dass diese Hunde so verfressen sind, hat einen Grund: Rund 25 % der Labrador Retriever und 66 % der Flat Coated Retriever haben eine Mutation am Proopiomelanocortin-Gen (POMC).

Die Biochemie von Hunger

Um zu verstehen, warum Labradore und Flat Coated Retriever einen Hang zum Übergewicht haben, lohnt sich ein Blick auf den Wirkungsmechanismus des Körpers.

Die Regulation des Körpergewichts unterliegt einer Folge biochemischer Prozesse, dem Leptin-Melanocortin-System. Das Hunger- und Sättigungsgefühl wird durch die Ausschüttung von Leptin (ein Peptidhormon) aus den Fettzellen gesteuert. Steigt die Fettmasse im Körper an, gibt es auch mehr Leptin. Dieses löst einen negativen Rückkopplungsmechanis im Hypothalamus aus. In Folge wird eine Kaskade biochemischer Reaktionen, an denen auch das Prohormon POMC beteiligt ist, in Gang gesetzt. Funktioniert alles reibungslos, stellt sich ein Sättigungsgefühl ein und der Körper erhöht seinen Energieverbrauch.

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Die Mutation im POMC-Gen bewirkt, dass dieser Mechanismus nicht zuverlässig funktioniert – und der Labrador zum Nimmersatt mutiert.

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Der Labrador: gieriger, hungriger Allesfresser

Dass sich dieser Gendefekt auf das Gewicht und das Fressverhalten von Flat Coated Retrievern auswirkt, wurde bereits gezeigt. Inwieweit sich die Fressgewohnheiten auf den Labrador übertragen lassen, wurde von einem Forscherteam der University of Cambridge (England) untersucht.

Hierfür wurden 87 Labradore, mit und ohne (Kontrollgruppe) Genmutation, zum Fresstest gebeten. Heraus kam Folgendes:

  • Mehr Hunger: Eine Stunde nach der normalen Fütterung wurde den gefräßigen Probanden ein Stück Wurst in einer durchsichtigen, aber verschlossenen Box bereitgestellt. Labradore mit Genmutation zeigten wesentlich mehr Ausdauer und Einsatz, um an das Leckerchen zu gelangen.
  • Spätes Sättigungsgefühl: Alle Labradore fraßen bei der ad libitum-Fütterung im Durchschnitt 1,9 kg Hundefutter. Dennoch gab es einen Unterschied. Mehr als die Hälfte der Kontrollgruppe erbrach das Futter am Ende des Tests. Hunde mit Gendefekt taten dies zum Großteil nicht, sie scheinen die Aufnahme größerer Futtermengen besser zu tolerieren.
  • Nicht wählerisch: Alle Hunde fraßen ebenfalls Futter, das mit einem unappetitlichen Geschmackszusatz (Zitronensaft) versehen war. Aber Hunde mit POMC-Defekt waren weniger zögerlich und verspeisten ihre Portion schneller.

Stoffwechselrate um 25 % niedriger

Im zweiten Teil der Untersuchung wurden die Stoffwechselrate und der Blutdruck gemessen.

Es zeigte sich, dass Labradore und Flat Coated Retriever mit Genmutation eine deutlich niedrigere Stoffwechselrate aufweisen. Der stündliche Kalorienverbrauch war um ein Viertel niedriger als bei der Kontrollgruppe. Auch der in Ruhesituationen gemessene Blutdruck war bei Labradoren mit POMC-Mutation niedriger.

Restriktiv füttern und Übergewicht vermeiden

Die Ergebnisse spiegeln eindeutig wider, dass eine Mutation im POMC-Gen bei Labradoren das Sättigungsgefühl hemmt und den Stoffwechsel beeinträchtigt. Dies drückt sich bei betroffenen Hunden durch großen Hunger bei gleichzeitig niedrigem Energieverbrauch aus – eine Kombination, die schnell zu Übergewicht führt. Hundehalter sollten dafür sensibilisiert und angehalten werden, die Futterrationen ihrer gefräßigen Vierbeiner mit Hundeblick gut zu kontrollieren und zu managen – auch wenn das manchmal schwer fällt. (Lydia van Dyck)

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