Vielleicht möchten wir einfach an das Gute im Hund glauben. Unfreundliche Intentionen übersehen Menschen beim Hund als ihrem sprichwörtlich besten Freund gerne. So versucht sich ein Forschungsteam unter Beteiligung des Max-Planck-Forschungsinstituts für Geoanthropologie die Ergebnisse einer Studie zur Beurteilung sozialer Interaktionen zu erklären: Aggression in einer Hundebegegnung erkannten die Testpersonen selten. Die Forschenden hatten das Gegenteil erwartet, schließlich hilft frühzeitiges Erkennen von Aggressionen dabei, Verletzungen zu vermeiden, und sollte daher evolutionär vorteilhaft sein.
Aggression beim Hund wird oft übersehen
Die Testpersonen sollten anhand von 27 Videoclips mit nonverbalen Interaktionen zwischen zwei Menschen, zwei Makaken oder zwei Hunden die Interaktion als spielerisch, neutral oder aggressiv einschätzen oder aber ihr Ergebnis voraussagen. Wie gut die Teilnehmenden eine Interaktion einordnen konnten, hing unter anderem von der Spezies ab, wobei Hunde besser verstanden wurden als Affen. Bei aggressiven Interaktionen zwischen Hunden misslang die Einordnung jedoch gründlich: Die Erfolgsquote der Teilnehmenden lag unter Zufallsniveau. Auch bei Menschen wurde Aggression nicht gut erkannt.
Kommunikationsproblem als Ursache für Hundebisse
Tatsächlich haben bereits verschiedene Studien gezeigt, dass Menschen Angst und Aggression bei Hunden überraschend schlecht einschätzen können. Aggression wurde von Probanden weder auf Fotografien von Hundegesichtern, noch bei der Interaktion von Hunden mit Kindern zuverlässig erkannt. Hundeexperten und -halter schnitten dabei teilweise sogar schlechter ab als Menschen ohne Hundeerfahrung. Dieses Kommunikationsproblem zwischen den Spezies ist vermutlich eine Ursache für die Häufigkeit von Hundebissen – auch einem Biss vorhergehende Beschwichtigung (Appeasement-Verhalten) wird von Menschen häufig nicht erkannt.
Möglicherweise könnte ein Training, zum Beispiel für angehende Hundebesitzer, die Fähigkeit verbessern, Aggression und Ängstlichkeit beim Hund zu erkennen. Dazu ist jedoch noch weitere Forschung nötig. (RED)
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