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Steckbrief 14. April 2022

Tipps für die Haltung von Kaninchen

Kaninchen sind intelligente und gelehrige Heimtiere mit vielen soziopositiven Verhaltensweisen. Sie brauchen viel Platz und eine rohfaserreiche Ernährung.

Auf was sollte man bei der Haltung von Kaninchen achten?
Auf was sollte man bei der Haltung von Kaninchen achten?
Inhaltsverzeichnis

Von PD Dr. med. vet. Dorothea Döring

Kaninchen sind beliebte Heimtiere, die schon lange domestiziert sind. Sie zählen nicht zu den Nagetieren, sondern zur Ordnung der Hasenartigen. Auch wenn sie manchmal als „Hasen“ bezeichnet werden, handelt es sich immer um Kaninchen, da Hasen nicht domestiziert wurden. In der Vergangenheit wurden Kaninchen meist in viel zu kleinen Käfigen und Ställen gehalten, häufig in Einzelhaltung, und es wurde falsch mit ihnen umgegangen. Mittlerweile ändert sich jedoch die Situation in der Heimtierhaltung, man kommt von der Käfighaltung ab, und die Halter beschäftigen sich zunehmend mit diesen interessanten und gelehrigen Tieren.

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Systematik

Ordnung der Hasenartigen (Lagomorpha) – Familie Hasen (Leporidae) – Gattung Altweltliche Kaninchen (Oryctolagus) – Art Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) – Hauskaninchen Oryctolagus cuniculus forma domestica

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Lebenserwartung

ca. 7–12 Jahre (je nach Rasse), in Einzelfällen bis 15 Jahre


Top Job:


Geschlechtsreife

ab dem 3.–8. Lebensmonat (je nach Rasse)

Herkunft

Das Hauskaninchen stammt vom Europäischen Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) ab (ursprüngliches Verbreitungsgebiet Iberische Halbinsel und Norditalien) und wurde bereits von den Römern domestiziert. Eine gezielte Zucht auf verschiedene Fellfarben und Erscheinungsformen erfolgte im Mittelalter. Heute gibt es sehr unterschiedliche Rassen, die jedoch teilweise mit tierschutzrelevanten Merkmalen („Qualzuchtmerkmalen“) verbunden sind wie zu kleine oder zu große Ohren, herunterhängende Ohren (Widder), Zwergwuchs, „Kurznasigkeit“ oder Haaranomalien (Angora und Teddy). Vor der Anschaffung eines Kaninchens sollte man sich daher gut informieren und keine Tiere/Rassen mit gesundheitlichen Einschränkungen wählen.

Gesunde Kaninchen im Außengehge
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Sozialverhalten

Kaninchen sind sozial lebende Tiere, die nicht allein gehalten werden dürfen. Sie zeigen viele soziopositive Verhaltensweisen wie u. a. Kontaktliegen (Ruhen mit Körperkontakt) und gegenseitige Fellpflege. Gruppen sollten früh zusammengestellt werden: Die Vergesellschaftung von Kaninchen ist bis zu einem Alter von drei Monaten am unproblematischsten. Bei älteren Tieren ist mit Unverträglichkeitsreaktionen zu rechnen. Bei der Gruppenzusammensetzung muss bedacht werden, dass Rammler nach Erreichen der Geschlechtsreife oft unverträglich sind, sich schwer verletzen können und daher kastriert werden müssen. Günstig sind z. B. Gruppenkonstellationen von einem kastrierten Männchen mit z. B. zwei Weibchen.

Ernährung

Kaninchen benötigen eine artgemäße Ernährung mit niedrigem Kohlenhydrat- und hohem Rohfasergehalt. Sie sollten vor allem mit hochwertigem Heu und Frischfutter (Grünfutter, Blattgemüse, etwas Obst) gefüttert werden. Heu muss Halm für Halm gefressen und intensiv gekaut werden, daher dient es dem Zahnabrieb und einer gesunden Verdauung sowie einer artgemäßen Beschäftigung und Auslastung der Tiere, da sehr viel Zeit mit der Nahrungsaufnahme verbracht wird. Nicht geeignet sind Gebäck, hartes Brot, Müsli, Kräcker, Grünrollis oder Joghurtdrops, Mais, Popcorn oder auch Kartoffelschalen.

Haltung

Kaninchen sollten möglichst in Außengehegen im Freien oder in der Wohnung in Zimmergehegen mit Freilauf oder in „Kaninchenzimmern“ gehalten werden und nicht in handelsüblichen Käfigen. Die Mindestfläche für zwei Kaninchen sollte 6 m2 betragen (TVT-Empfehlung). Die Haltungsfläche muss kaninchengerecht strukturiert sein, d. h. „Häuschen“ und Unterschlüpfe, erhöhte Ebenen, eingestreute Toilettenbereiche (z. B. Plastikschalen mit Hobelspänen) sowie abwechslungsreiches Beschäftigungsmaterial enthalten. Hierzu zählen Pappkartons, Futterverstecke usw. Erhöhte Plätze müssen gegen Absturz gesichert sein, und es darf keine Engpässe oder Sackgassen geben, damit sich die Tiere überall bequem ausweichen können.

Was Kaninchen brauchen
Kaninchen sind beliebte Haustiere, dennoch ist über ihre Bedürfnisse nach wie vor zu wenig bekannt. Marcus Clauss und Jean-Michel Hatt aus Zürich haben die vorhandene Evidenz zu Kaninchenhaltung und -fütterung gesammelt.

Verhaltensauffälligkeiten

Bei unzureichenden Haltungsbedingungen kann es zur Entwicklung von Stereotypien kommen wie Gitternagen, Scharren in den Käfigecken, exzessives Belecken der Wände, Kreisbewegungen oder Fressen der eigenen Haare (= abnormal-repetitive Verhaltensweisen, AVR). Als Verhaltensprobleme sind innerartliche Aggression (Unverträglichkeit), mangelnde Zahmheit oder Aggression gegen die Besitzer, Probleme mit Anknabbern von Objekten (Tapeten, Kabeln usw.) oder Unsauberkeit/Markierverhalten zu nennen. Bei allen Verhaltensstörungen und -problemen müssen zuerst die Haltung und Fütterung kritisch überprüft und gegebenenfalls verbessert werden.

Da es normal ist, dass Kaninchen ihr Revier und ihre Gruppe gegen Eindringlinge verteidigen, muss man beim Vergesellschaften immer behutsam vorgehen. Duftmarken spielen hier eine besondere Rolle, sodass der Duftaustausch zwischen den Gehegen ein wichtiges Element beim behutsamen Gewöhnungstraining darstellt.

Bauchschmerzen schnell erkennen und richtig handeln
Kaninchen, die wegen reduzierter Futteraufnahme und Apathie vorgestellt werden, leiden oft an Verdauungsstörungen. Schnelles Handeln ist wichtig, damit das Liegenbleiben des Futterbreis nicht tödlich endet.

Mangelnde Zahmheit gegenüber den Besitzern lässt sich vermeiden, wenn Jungtiere bereits frühzeitig an Menschen gewöhnt wurden. Ansonsten sollte ein Gewöhnungstraining in kleinen Schritten über positive Verstärkung mittels Futter vorgenommen werden. Dieses ist auch angezeigt bei angstaggressivem Verhalten.

Über die Autorin

PD Dr. med. vet. Dorothea Döring ist am Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der LMU München in Forschung und Lehre tätig und führt Verhaltensberatungen bei kleinen Heimtieren durch.

Buchtipp

Viele nützliche Informationen zur artgerechten Haltung von Heimtieren bietet der Praxisleitfaden „Verhaltensprobleme bei Nager, Reptil & Co. – Von den Grundlagen bis zum Management“. Dorothea Döring, Petra Kölle, Walter Lantermann, Barbara Schneider, Patricia Solms und Daniele Zurr geben Tipps für die tägliche Praxis und beschreiben nachvollziehbare Therapieansätze verhaltensauffälliger Heimtiere. Mit zahlreichen Hand-Outs für Patientenbesitzer zum Downloads und Videos. Das Buch können Sie hier vorbestellen. Erscheint: 30.04.2022

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