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Animal Hoarding 7. November 2022

Sammelsucht: Immer mehr Tiere werden gehortet

In psychischen Notlagen kann Tierhaltung zur Sucht werden. Dann horten Menschen Tiere in großer Anzahl, ohne sie angemessen versorgen zu können.

Katzen werden besonders häufig von Tiersammlern gehalten.
Katzen werden besonders häufig von Tiersammlern gehalten.

Im November 2021 wurden 585 Ratten aus einer Wohnung in Dorsten gerettet. Die Tierhalter bzw. Tierhalterinnen hatten ein Jahr zuvor zwei Ratten angeschafft, die sich überraschenderweise als Männchen und Weibchen entpuppten. Der folgenden Vermehrung konnten die Halter nicht Einhalt gebieten. Diesen eindrücklichen Fall schildert der Deutsche Tierschutzbund in seiner Auswertung aller bekannt gewordenen Fälle von Animal Hoarding. Einbezogen werden Meldungen an Tierschutzvereine genauso wie Medienberichte.

Die Auswertung veröffentlicht der Tierschutzbund alljährlich seit nunmehr zehn Jahren. Wahrscheinlich sind diese Daten nur die Spitze des Eisbergs, aber ausreichend, um einen Trend festzustellen. Im Verlauf des letzten Jahrzehnts nahmen sowohl die Fälle von Animal Hoarding als auch die Anzahl betroffener Tiere deutlich zu. Insgesamt waren von der krankhaften Tiersammel-Sucht im letzten Jahrzehnt über 30.000 Tiere betroffen. Der Deutsche Tierschutzbund geht von einer hohen Dunkelziffer aus.

Katzen und Hunde sind mit Abstand am häufigsten betroffen; schließlich sind sie auch die in Deutschland am häufigsten gehaltenen Haustiere. Danach folgen kleine Heimtiere, Ziervögel und Nutztiere inklusive Pferde. Schließlich gibt es sogar Fälle, in denen Wildtiere und Exoten gesammelt werden.

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Krise könnte Problem verschärfen

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Mit 68 Fällen und 4.218 Tieren im Jahr 2021 liegen die Zahlen für 2021 noch deutlich über dem bisherigen Höhepunkt in 2018 (59 Fälle). Anhand der Daten lässt sich nicht sagen, ob Tiersammler nur häufiger gemeldet werden oder ob ihre Zahl tatsächlich zunimmt.

Der Tierschutzbund vermutet aber einen Zusammenhang zur aktuellen Krise mit Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und steigenden Lebenskosten. Nina Brakebusch, Fachexpertin für Animal Hoarding vom Deutschen Tierschutzbund, meint: „Häufig führt ein Schicksalsschlag, wie der Tod eines Angehörigen, die Verschlechterung der eigenen, auch psychischen Gesundheit oder finanzielle Not, dazu, dass Menschen in eine Hoarding-Haltung abrutschen. Solche Auslöser könnte es zuletzt häufiger gegeben haben.“ In Fällen von Animal Hoarding brauchen also sowohl die Tiere als auch die Menschen Hilfe. (VM)


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